Gottfried Wilhelm Leibniz: In allen Wissenschaften ein Genie

Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben. Dieses Zitat stammt von Gottfried Wilhelm von Leibniz, unbestritten einer der geistreichsten Köpfe, die Deutschland jemals hervorgebracht hat. Als Universalgenie verkörperte er das gesamte Wissen seiner Zeit.

Von Haus aus war er studierter Jurist. Doch das reichte dem gebürtigen Leipziger, der zur Epoche der Frühaufklärung gezählt wird, nicht: Mathematik, Physik und Logik, Theologie, Geschichte, und Politik,  Philosophie, Diplomatie und Sprachwissenschaften - kein Fachgebiet, auf dem Leibniz nicht aktiv war. In seinen Augen konnte man die einzelnen Wissenschaftszweige nicht gesondert behandeln. Als großer Denker stand er für das Analysieren von Zusammenhängen und die Verknüpfung einzelner Forschungsbereiche.


Foto: Leibniz galt als Universalgenie.

Geistreich und fleißig


Mit dem Lernen konnte der kleine Gottfried gar nicht früh  genug anfangen. Am 1. Juli 1646 als Sohn eines Juraprofessors und einer Professorentochter geboren, besuchte er ab 1653  in seiner Heimatstadt die berühmte Nikolai-Schule. Seinen Schulfreunden war er an Geist und Fleiß weit überlegen. Um seinen Wissensdurst zu stillen, musste er nur in der väterlichen Bibliothek stöbern.

 Latein im Selbststudium


Da Leibniz` Eltern sehr füh verstarben, war er schon ab 1654 auf sich allein gestellt. Den eigenen beruflichen Werdegang nahm der Achtjährige deshalb zielstrebig selbst in die Hand. Latein und Griechisch brachte er sich mit Hilfe bebilderter Lehrwerke eigenständig bei und hörte nicht auf, bis er beide Sprachen ganz hervorragend beherrschte. Jura studierte er bereits mit 15, den Magister hatte er mit 18 in der Tasche.
 
Für den Doktor noch zu jung?

Auf Widerstand stieß Leibniz erstmals, als er promovieren wollte. Die Zuständigen der Universität Leipzig hielten ihn für zu jung, um die Doktorwürde verliehen zu bekommen. Der 20jährige Jurist wechselte kurzerhand nach Altdorf bei Nürnberg, wo er die Promotion glanzvoll ablegte und prompt eine Professorenstelle angeboten bekam. Das lehnte Leibniz jedoch ab, weil er fürchtete, sich innerhalb der strengen Strukturen der Universität nicht frei wissenschaftlich entfalten zu können.

Foto: Das Leibnizhaus



Ein gefragter Diplomat

Der Freiheitsgedanke prägte Leibniz` Denken und Handeln Zeit seines Lebens. Er wollte sich ungern in den Dienst eines festen Arbeitgebers stellen, andererseits brauchte er das Geld und einflussreiche Menschen, um in Ruhe forschen und seine Pläne in die Tat umsetzen zu können. So war Leibniz in seiner Eigenschaft als politischer Berater, teilweise auch als Bibliothekar und Wissenschaftler, am Hofe von Mainz, Hannover, Wien und sogar bei Zar Peter I. in Russland gefragt. Seinem Dienstherren Georg Ludwig von Hannover verschaffte er durch diplomatisches Geschick sogar die britische Königskrone.
 
Neuordnung der Wissenschaften

Ein großers Ziel von Gottfried Leibniz war es, die Wissenschaften in Deutschland neu zu organisieren. Mit Unterstützung der hannoverschen Prinzessin Sophie Charlotte, der späteren Königin von Preußen, plante Gottfried Leibiz in Berlin die Königlich-Preußische Societät der Wissenschaften, deren erster Präsident er im Jahr 1700 wurde. Die Einrichtung war insofern europaweit ein Vorbild, weil sie Natur- und Geisteswissenschaften erstmals zusammenfasste, ganz so wie es Leibniz` eigener Arbeitsweise entsprach.

Weltweite Briefwechsel

Obwohl Gottfried Leibniz wegen seiner zeitraubenden Tätigkeit als Staatsmann kaum große wissenschaftliche Werke schrieb, hinterließ er doch zahlreiche Aufsätze und Briefe. Seinen Briefwechsel mit 1100 Briefpartnern in 16 Ländern diente häufig zum wissenschaftlichen Austausch mit Kollegen. Seit 1923 wird in Deutschland daran gearbeitet, das Gesamtwerk Leibniz` herauszubringen. Wenn es eines Tages vollendet wird, soll es um die 80 Bände umfassen.  

Wegbereiter der Computersprache

Auch in unserer Zeit werden Gottfried Leibniz` Schriften von Gelehrten in aller Welt zurate gezogen. Der Hannoveraner hat die Wissenschaft bis heute mitgeprägt und wichtige Entdeckungen und Erfindungen gemacht. So entwickelte er zum Beispiel das duale Zahlensystem, das später den Grundstein für die moderne Computertechnologie legen sollte. Schon als Kind hatte er sich über eine Zeichensprache in der Mathematik Gedanken gemacht. Auch die Infinitesimalrechnung ist auf Leibniz zurückzuführen.
 
Bahnbrechende Erfindungen

Weitere wichtige Erfindungen waren die Staffelwalze für eine mechanische Rechenmaschine, ein Gerät zur Bestimmung der Windgeschwindigkeit und die Endloskette zur Erzförderung im Bergbau. Darüber hinaus legte Leibniz Pläne für ein Unterseeboot vor, führte Beweise für das Unterbewusste des Menschen an und legte durch seine Theorien den Grundstein für die modernen Sprachwissenschaften.

Foto: Die Staffelwalze, eine mechanische Rechenmaschine 



Wichtigster Deutscher Forschungspreis

Gottfried Wilhelm von Leibniz starb am 14. November 1716 im Alter von 70 Jahren in Hannover. Ihm zu Ehren vergibt die Deutsche Forschungsgemeinschaft jedes Jahr die hierzulande mit 2,5 Millionen Euro höchst dotierte Auszeichnung für einen Wissenschaftler: den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis

Nic - 29.6.2011 / Fotos: gemeinfrei, Rechenmaschine: GNU Lizenz für freie Dokumentation: Urheber: Kolossos  

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