Das rechte Maß

Die gesetzliche Regelung des metrischen Systems trug zu einem technischen und damit auch wirtschaftlichen Aufschwung bei. In früheren Zeiten gab es viele unterschiedliche Maßstäbe für Längen. Oft orientierte man sich bei der Definition der Maßeinheiten "Elle" oder "Fuß" an den Körpermaßen des aktuellen Herrschers. Heutzutage misst man natürlich nicht mehr nach der Armlänge des Bundeskanzlers. Weil man mittlerweile die Zeit genauer messen kann als eine Strecke, wird der Meter heute über die Zeit definiert.

Elle, Fuß oder Spanne als Längeneinheiten gab es schon seit der Antike. Aber weil sich diese Maße an der Länge von Körperteilen orientierten, waren die vermessenen Strecken nie einheitlich. Sie änderten sich, je nachdem, wessen Elle (vom Ellbogen bis zur Spitze des Mittelfingers) als Grundlage benutzt wurde.

Ein altes, so genanntes "Längen-Normal": Eine Kopie des Pariser Urmeters. Solche Kopien wurden an Behörden und Universitäten in ganz Europa verteilt. Foto: Uni Jena

Auch in Europa gab es von der Antike bis ins späte 19. Jahrhundert hinein viele verschiedene Maßeinheiten, die aber oft mit dem selben Wort bezeichnet wurden (Elle, Fuß, Zoll, Spann etc.). Der wissenschaftliche und wirtschaftliche Austausch wurde dadurch erschwert, weil man Längen und Gewichte immer wieder kompliziert umrechnen musste.

Das Meter-Maß

Um diesem Chaos Herr zu werden, und weil in der Zeit kurz nach der Französischen Revolution sowieso gerade alles neu geordnet wurde, beschloss der französische Nationalkonvent am 7. April 1795 die Einführung des metrischen (= auf dem Meter beruhend) Systems. Die Bezeichnung "Meter" geht dabei auf das griechische Wort "metron" für "Maß" zurück.

Ein modernes Längennormal der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Es besteht aus einer Platin-Iridium-Legierung. Foto: PTB

Als erste Definition für einen Meter galt damals der 40-millionste Teil des Erdumfanges. Dieses Maß wurde 1795 zunächst in Messing gegossen, 1799 in Platin. Der so genannte "Urmeter" wurde schließlich 1889 in Paris festgelegt und in eine Legierung aus Iridium und Platin gegossen.

Die Preußische Elle und der Preußische Fuß am Rathaus in Bad Langensalza. Foto: Sebastian Wallroth



Dieses erste "metrische System" baute auf Sekunde, Meter und Gramm auf. 1871 wurde das metrische System schließlich auch im neu gegründeten Deutschen Reich eingeführt. Bis dahin galt der Spruch "Jedes Ländchen hat sein Quäntchen" - jede Region hatte ihre eigenen Maßeinheiten. Die heute gültigen metrischen Maße beruhen auf Sekunde, Meter und Kilogramm, weil sich mit Kilogramm statt Gramm besser rechnen lässt. Ihre Verhältnisse untereinander (etwa Geschwindigkeit=Strecke pro Zeiteinheit) sind im Internationalen Einheitensystem oder SI geregelt (SI=Syst¨me Internationale d´Unités).

Mit einem solchen Laser-System der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt wird heute der deutsche Standard für den Meter festgelegt. Foto: PTB


Zeitdauer als Streckenlänge

Mittlerweile hat sich die Definition für den Meter grundlegend geändert. Nicht mehr der Umfang der Erde ist entscheidend, sondern man führt den Meter heute auf die Sekunde zurück. Mit modernen Messmethoden lassen sich Zeitabschnitte viel genauer messen als Strecken. Heute gilt als Meter die Strecke, die das Licht in 1/299 792 458 Sekunde durchläuft.


Übrigens:



Das metrische System ist fast auf der ganzen Welt verbreitet, einige englischsprachige Länder verwenden noch ein System, das auf Zoll, Fuß und Pfund beruht. Das führte dazu, dass im September 1999 der Mars Climate Orbiter abstürzte. NASA-Recherchen zufolge, rechnete damals eines der Kontrollzentren in Metern und Kilogramm, das andere in Fuß und Pfund. Dadurch kam es zu Fehlkalkulationen, die schließlich zum Absturz der Sonde führten.

Links:



Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig kümmert sich um die Maße und Gewichte in Deutschland - Auf der Homepage findet ihr viele interessante Informationen dazu


Text: -jj- 7.4. 2005 / Danke an Dr.Dr. Simon von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig und an Prof.Dr. Kowarschik vom Institut für angewandte Optik der Universität Jena.

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