Blau machen dank Indigo

Schon mal drüber nachgedacht wie man zum Beispiel Jeans blau färbt? Das geht mit dem künstlichen Farbstoff Indigo. Die Herstellung gelang erstmals dem deutschen Chemiker Adolf von Baeyer. Zuvor war man auf pflanzliche Färbemittel angewiesen. Mehr über Farbe, Mode, Faulheit und blau machen erfahrt ihr hier ...

Heutzutage ist es selbstverständlich, dass man sich kleidet, wie man möchte. Das war allerdings nicht immer so. Seit dem Altertum gab es Kleidungsregeln, denen sich ganze Gesellschaften unterwarfen. Besonders die Verwendung von Farben war in so genannten Kleiderordnungen geregelt.



In der Herstellung oder Beschaffung besonders teure Farben blieben dem Adel und den Herrschern vorbehalten. So war das aus der Purpurschnecke gewonnene Purpur lange Zeit Regenten und hohen geistlichen Würdenträgern vorbehalten. Auch tiefes, kräftiges Blau in Form von Indigo war eine Farbe des Adels.



Blau machen heißt warten können


Das einfache Volk benutzte zum Blaufärben zunächst den Färberwaid. Diese aus Westasien kommende Pflanze wurde in Europa schon seit dem Altertum, in Deutschland seit dem 9. Jahrhundert angebaut. Die Blätter werden geerntet, in ihnen ist eine farblose Substanz (Indican) enthalten, die sich nach einigen Stunden durch chemische Prozesse in den blauen Farbstoff Indigo umwandelt. Es ist ungewiss, ob vom scheinbar tatenlosen Warten auf die Umwandlung die Bezeichnung Blau machen für Faulheit herrührt.



Indigo aus Indien Edelblau für den Adel


Der echte Indigo aus Indien wurde in großem Stil erst seit dem 15. Jahrhundert auf dem Schiffsweg nach Europa gebracht. Das Blau dieser Pflanze war viel ergiebiger und kräftiger. Aber auch teurer in der Beschaffung, so dass indigogefärbte Stoffe im Mittelalter zunächst ebenfalls dem Adel vorbehalten waren. Als die Einfuhr des indischen Indigo immer mehr anstieg, gerieten die einheimischen Waidbauern in Existenznot.


Farbe und Schimmelschutz


Man versuchte, sie durch strenge Gesetze zu schützen, die den ausländischen Indigo verboten. Doch das ließ sich dauerhaft nicht durchsetzen. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde Indigo in Deutschland legalisiert und der Waidbauer verschwanden von der Bildfläche, Färberwaid wurde zu einer Wildpflanze. Vereinzelt wird er heute noch in Thüringen angebaut, um originale Farbtöne zur Restauration von Gemälden und Kirchen zu erhalten. Zudem schützt der Anstrich vor Schimmelpilzen.


Künstliche Farben auch für die Kunst


Ende des 19. Jahrhunderts schließlich gelang es dem Chemiker Adolf von Baeyer, das Indigomolekül künstlich, also ohne Pflanzen, nur durch Verwendung von Chemikalien herzustellen. Damit öffnete er einer bunten Welt Tür und Tor. Mittlerweile war der Indigohandel zwar fest in der Hand von Handelsketten des britischen Empires, doch lange konnten sie den Siegeszug des künstlichen Farbstoffs nicht aufhalten.


Seine Vorteile:Der synthetische Farbstoff war reiner als der aus der Pflanze gewonnene, er konnte leichter verwendet und dosiert werden, seine Produktion war unabhängig von Witterungsbedingungen oder Bodenbeschaffenheit und er hatte immer die gleiche Qualität.


Adolf von Baeyer wurde für seine chemischen Arbeiten 1885 in den erblichen Adelsstand des Königreichs Bayern erhoben. Außerdem erhielt er für seine Arbeiten zu Farbstoffen im Jahr 1905 den Nobelpreis für Chemie.


Mehr über Kleiderordnungen des Mittelalters erfährst du hier.

Text: -jj- 29.8.2007 // Bilder: Färberwaid: GFDL/DiedrichF; Indigo: Kurt Stüber/GFDL

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