Welt-Polio-Tag

Am 28. Oktober 1914 wurde Prof. Dr. Jonas Edward Salk geboren, der Erfinder des IPV-Impfstoffs gegen Polio. 1998 wurde der Polio-Gedenktag eingeführt, der seitdem am 28. Oktober begangen wird.

Polio ist die Kurzbezeichnung der Seuche Poliomyelitis. Dieses griechische Wort bezeichnet eine Krankheit, die besser unter dem Begriff "Kinderlähmung" bekannt wurde und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Angst und Schrecken verbreitete.

Heftige Infektion

Im 19. Jahrhundert war die Seuche noch unbekannt gewesen. Infektionen traten damals eher sporadisch und regional auf. Damals erkrankten in erster Linie Kinder an einer wie es schien, kurzen, heftigen Grippeerkrankung, die mit hohen Fieber, Atemnot und Lähmungen einher ging. Die Lähmungen blieben und die Betroffenen mussten sich an Krücken, Schienen, Rollstühle gewöhnen. Eine völlige Genesung blieb die Ausnahme. Oft genug war die Eiserne Lunge die einzige Hilfe, um zu überleben.

Das schreckliche Jahr 1952

 

Im 20. Jahrhundert blieb die Krankheit nicht mehr nur auf Kinder beschränkt, es traf Menschen aller Altersgruppen.

Als Höhepunkt der Seuche ging das Jahr 1952 in die Annalen ein. In den Vereinigten Staaten wurden damals 58 000 Fälle gemeldet, davon starben 3 145 Menschen, 21 259 Personen trugen bleibende Lähmungen davon. Im gleichen Jahr erkrankten in Westdeutschland 9 517 Menschen, 777 starben, rund 6600 blieben dauernd gelähmt.

Nobelpreis für drei Forscher


 

Die Forscher waren lange Zeit machtlos gegen die Krankheit. Erst 1948 gelang es John Enders, Thomas Weller und Frederick C. Robbins Polioviren auf Kulturen von tierischem Gewebe zu züchten. 1954 erhielten sie dafür den Nobelpreis für Medizin.

Endlich ein Impfstoff


Diese Erkenntnisse machte sich Jonas Edward Salk zunutze, um einen Impfstoff gegen die Kinderlähmung zu entwickeln. 1952, als die Seuche am Schlimmsten wütete, hatte er sein Mittel so gut erprobt, dass er es wagte, sich und seine Familie damit zu impfen.

In den nächsten zwei Jahren führte er mit mehr als 1,8 Millionen Kindern in den USA Tests zur Immunisierung durch. Am 12. April 1955 gaben die zuständigen Behörden den Impfstoff Vakzin zur allgemeinen Anwendung frei. Er musste damals noch injiziert werden.

Bequeme Schluckimpfung



Dank der Massenimpfungen ging die Zahl der Polioerkrankungen in den USA bis zum Jahr 1961 um 95% zurück. In diesem Jahr entwickelte Albert Sabin einen neuen Polio-Impfstoff, der das Salksche Vakzin bald ablöste. Auf ein Stück Zucker geträufelt, war er viel einfacher zu verabreichen und Kindern weit sympathischer als die schmerzhafte Nadel. Die Schluckimpfung war erfunden. In bestimmten Fällen war allerdings Jonas Salks Impfstoff nach wie vor unentbehrlich.

Impfschutz nicht vernachlässigen


Europa und die USA wurden inzwischen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für poliofrei erklärt, doch in einigen Ländern tritt die Krankheit immer noch seuchenartig auf, so in einigen afrikanischen Ländern, in Indien und in Teilen der ehemaligen Sowjetunion. Am Ende des 20. Jahrhunderts verursachten Epidemien im Jahr 250.000 neue Lähmungsfälle.

Durch Impfaktionen hatte die WHO die Kinderlähmung bis zur Jahrtausendwende ebenso ausrotten wollen, wie schon Ende der siebziger Jahre die Pocken, doch Impfmüdigkeit oder Impfverweigerung, z.B. aus weltanschaulichen oder religiösen Gründen, haben dies bisher verhindert. Auch ein poliofreies Europa kann angesichts des starken Tourismus in gefährdete Regionen nicht als sicher gelten, wenn der Impfschutz vernachlässigt werden sollte.

Hier findest du eine ausführliche Biografie von Prof. Dr. Jonas Edward SALK

und hier weitere Informationen zur Kinderlähmung.

Mehr über berühmte Ärzte erfahrt ihr im WAS IST WAS Band 66 Geschichte der Medizin.

Wenn dich Medizin interessiert, dann wirf doch auch einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 50: Der menschliche Körper.



 Text: Roland Rosenbauer, 27. 10. 2003/2008

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