Rudolf Virchow - Begründer der modernen Medizin

Am 13. Oktober 1821 wurde der Mediziner Rudolf Virchow geboren. Er war der Begründer der modernen Zellularpathologie und legte damit den Grundstein für unser heutiges Verständnis von der Entstehung von Krankheiten.

 

Rudolf Virchow war Arzt an der Berliner Charité und begründete die Zellularpathologie.

Wer war Rudolf Virchow?

Rudolf Ludwig Karl Virchow wurde am 13. Oktober 1821 in Schivelbein in Pommern, im heutigen Polen, geboren. Er studierte Medizin in Berlin und war nach seiner Doktorarbeit als Arzt am Universitätsklinikum, der Berliner Charité, tätig. Er beschäftigte sich vor allem mit der Entstehung von Krankheiten. So beschrieb er als erster die Krankheitsbilder von bis dahin unerforschten Krankheiten wie Thrombose (Bildung von Blutgerinnseln) und Leukämie (Blutkrebs).

1848 beteiligte sich der politisch engagierte Virchow an der Märzrevolution in Deutschland, in der ein liberaler und demokratischer deutscher Einheitsstaat gefordert wurde. Deshalb konnte er seine Arbeit in Berlin nicht fortsetzen und ging nach Würzburg. Erst 1856 kehrte er nach Berlin zurück, wo er zwei Jahre später seine Theorie zur Zellularpathologie veröffentlichte.

Virchows Arbeit über die Zellularpathologie war ein Meilenstein in der modernen Medizin.



Was ist Zellularpathologie?

Das Wort Pathologie setzt sich zusammen aus den griechischen Wörter pathos, was soviel wie Leiden oder Sucht bedeutet, und logos, was Lehre heißt. Pathologie ist also die Lehre von der Entstehung und dem Verlauf von Krankheiten. Bis dato kannte man bei nur wenigen Krankheiten ihre genaue Ursache. Doch in den 1850er Jahren begannen Friedrich Günzburg, Robert Remak und auch Rudolf Virchow, das zu ändern.

Virchows Theorie der Zellularpathologie beruht auf der Tatsache, dass der gesamte menschliche Körper aus winzigen Untereinheiten, den Zellen, besteht, die alle verschiedene Aufgaben erfüllen. Wenn es nun zu einer Störung oder einer Fehlfunktion der Zellen kommt, resultiert das für den Körper in einem krankhaften Zustand. Wenn man weiß, bei welcher Krankheit welche Zellen in welcher Art fehlerhaft arbeiten, kann man sie sehr viel gezielter behandeln.

Hippokrates von Kos war der bedeutendste Arzt des Altertums.

Veraltete Theorien

Bevor Virchow und seine Zeitgenossen diese Theorie begründeten, galt in der Medizin immer noch ein veraltetes Konzept aus der Antike. Der griechische Arzt Hippokrates hatte bereits 400 vor Christus die so genannte Viersäftelehre eingeführt. Sie geht davon aus, dass im Körper die vier Säfte Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle fließen, die alle von unterschiedlichen Organen produziert und gespeichert werden.

Wenn sich alle vier Säfte im Gleichgewicht befinden, sprachen die Ärzte des Altertums von Gesundheit. Wenn jemand krank wurde, schlossen sie daraus, dass bei einem der Säfte ein Mangel, ein Überschuss oder sonst eine Störung vorlag. Behandelt wurde dann mit dem Ziel, die Gleichheit zwischen den Säften durch Diäten, Heilmittel oder Operationen wieder herzustellen.

Rudolf Virchow war einer der wichtigsten Personen der modernen Medizin, wie wir sie heute kennen.



Ein Multitalent

Mit seiner Theorie von der Zellularpathologie warf Rudolf Virchow das Konzept der Viersäftelehre, das über 2000 Jahre galt, über den Haufen. Von nun an konnte man sehr viel gezielter die Ursachen und Verläufe von Krankheiten erforschen und diese somit auch besser behandeln. Seine Lehre gilt bis heute und legte den Grundstein der modernen Medizin.

Daneben war Rudolf Virchow auch politisch aktiv. Unter anderem saß er als Abgeordneter der Deutschen Fortschrittspartei im preußischen Landtag. Besonders wichtig war ihm die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung. Auf sein Betreiben hin wurden mehrere kommunale Krankenhäuser in Berlin errichtet. Außerdem förderte er Archäologen, darunter auch den Entdecker von Troja, Heinrich Schliemann, und Museen.

Bis ins hohe Alter arbeitete Rudolf Virchow. Doch eines Tages sprang er auf dem Weg zur Arbeit aus der Straßenbahn und brach sich die Hüfte. Von dieser Verletzung erholte er sich nicht mehr und starb im Alter von 80 Jahren. Doch seine Lehre hat die Medizin revolutioniert und den Weg für bahnbrechende Forschungen geebnet.        

12.10.2011 // Text: Jan Wrede; Bilder: Portrait: National Institutes of Health (pd), Virchow: Scientific Identity (pd), Hippokrates: Baumeister Denkmäler des historischen Altertums (pd), Zellularpathologie: H.-P. Haack (pd)

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