Legasthenie Im Deutschunterricht nicht aufgepasst?

Das Wort Legasthenie kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie: unfähig-sein-auszulegen. Die Fachleute nennen es auch Lese-Rechtschreibstörung, kurz LRS. Bei einer LRS hat man Probleme beim Lesen und Schreiben. Viele Menschen glauben dann, dass Legastheniker dumm sind oder eine Krankheit haben. Bei der LRS handelt es sich aber um eine Entwicklungsstörung im Gehirn, die nur das Lesen und Schreiben schwer macht. Ansonsten sind Legastheniker genau wie alle anderen Menschen.

Wie bekommt man eine LRS?

Bild: In der Schule sind Legastheniker auf Verständnis und Unterstützung durch die Lehrer angewiesen.

Man nimmt heute an, dass diese Entwicklungsstörung meistens genetische Ursachen hat. Sie wird also häufig von den Eltern auf die Kinder vererbt. Aber auch Probleme in der Schwangerschaft oder bei der Geburt können eine LRS zur Folge haben.

Das Problem der LRS liegt in der Informationsverarbeitung im Gehirn. Hier werden die Umwelteindrücke verarbeitet, die wir den ganzen Tag wahrnehmen. Diese Informationen werden dann mit bereits vorhandenen verglichen und unwichtige Dinge werden aussortiert. Alles wichtige wird weiterverarbeitet und gespeichert. Hat man eine LRS, funktioniert dieser Auswahlprozess bei Buchstaben und Wörtern nicht richtig. Je schlechter die Weiterverarbeitung von Buchstaben und Wörtern ist, umso schwerer fällt den Kindern das Lesen und Schreiben

Wie wirkt sich das aus?

Man unterteilt die LRS in Lese- (Dyslexie) und Rechtschreibschwäche (Agraphie).

Die Leseschwäche verursacht:

  • Probleme beim Vorlesen

  • langsames Lesen

  • Vertauschen von Worten und Buchstaben

  • Schwierigkeiten beim Verstehen des Textes und seiner Wiedergabe



Die Rechtschreibschwäche zeigt sich durch:

  • Buchstabenverdrehen (zum Beispiel b-d, p-q)

  • die Buchstaben haben die falsche Reihenfolge (z. B. Zebarstriefen statt Zebrastreifen)

  • Buchstaben oder Wortteile werden vergessen (z. B. Ich geh zu Schu statt Ich gehe zur Schule.)

  • falsche Buchstaben oder Worte werden dazu geschrieben

  • Fehler bei Groß- und Kleinschreibung

  • ähnlich klingende Buchstaben werden verwechselt (z. B. Fögel statt Vögel)



Man kann die LRS aber nicht an einem bestimmten Fehler fest machen und es müssen auch nicht alle Probleme auftreten. Manche LRS-Patienten können schlechter Lesen und andere schlechter Schreiben.

Wie erkennt man eine LRS?

Links: Beispieltext eines Legastheniker. 

Meistens fallen als erstes die schlechten Noten im Fach Deutsch auf. Obwohl das Kind in den anderen Fächern oft gute Noten hat. Manche Kinder haben aber auch schon Probleme beim Sprechen lernen gehabt. Das müssen die Eltern oder die Lehrer sehen und sich bei Fachpersonen beraten lassen.

Bei einem Psychologen oder einem Logopäden werden dann verschiedene Tests gemacht und ein ausführliches Gespräch geführt. Es wird ein Intelligenztest, ein Lese- und ein Rechtschreibtest durchgeführt. Aber auch medizinische Untersuchungen, wie Hör- oder Seh-Tests können gemacht werden. Man möchte sicherstellen, dass es sich um eine LRS handelt und nicht um ein anderes Problem.



Wie wird bei LRS geholfen?

Zuerst werden Eltern und Kind genau über die LRS aufgeklärt. Besonders wichtig ist es, dass die Eltern Verständnis für ihr Kind und sein Problem haben. Sie sollten das Kind beim Lesen und Schreiben immer motivieren und auch kleine Erfolge loben.

Falls es die Lehrer noch nicht wissen, müssen sie auch informiert werden. Denn ein LRS-Kind hat bis zur 10. Klasse ein Recht auf eine besondere oder gar keine Benotung der Rechtschreibung im Deutsch- und Fremdsprachenunterricht. Außerdem erhalten Legastheniker 50% mehr Zeit bei Klassenarbeiten als die übrigen Schüler. In manchen Schulen gibt es auch extra Förderkurse für LRS-Kinder.

Außerhalb der Schule versucht man durch bestimmte Behandlungen und Übungen das Lesen und Schreiben zu verbessern. Diese Therapie macht ein Logopäde, Psychologe oder spezielle LRS-Therapeuten. Es werden dann zum Beispiel Gedächtnis- und Lautübungen mit den Kindern durchgeführt.

Da Kinder mit LRS oft Probleme in der Schule haben und einem großen Druck ausgesetzt sind, müssen sie manchmal auch seelisch betreut werden. Denn wenn alle denken sie wären dumm oder faul kann das Depressionen, Aggressionen oder sogar Schulangst hervorrufen.

Ungefähr 10 Prozent der Bevölkerung haben eine leichte bis schwere LRS. Außerdem sind häufiger Jungen als Mädchen davon betroffen.

Links

Hier findet ihr kostenlose Übungen.

Ein Blog zum Thema Legasthenie.

Die Seite des Dachverbandes Legasthenie Deutschland.

Hier könnt ihr kostenlos Arbeitsblätter zum Üben runterladen.

LegaKids ist extra eine Seite für Kinder. Aber auch Eltern und Lehrer können sich informieren.

Mehr Infos findet ihr hier.

Text: Carolin Sachse, 29.06.09; Fotos: Tessloff Archiv.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt