Knochenfunde im Neandertal

Der Urmensch zeigt uns langsam sein wahres Gesicht. Neue Knochenfunde machen das möglich. Bei Ausgrabungen im Neandertal östlich von Düsseldorf fanden Forscher rund 50 Bruchstücke von Gebeinen und zahlreiche Steinwerkzeuge.



Auch Autoschrottplätze bergen ihre Geheimnisse. An einem Ort im Neandertal, wo jahrzehntelang alte Autos vor sich hin rosteten, fanden zwei junge Forscher kürzlich den ältesten Fund eines Neandertalers in Europa: Knochen, die hier ausgegraben wurden, waren 44.000 Jahre alt

Die spektakulärste Entdeckung ist aber ein Teil des Gesichtsschädels, der genau zu jener Schädeldecke des 1856 hier entdeckten und namengebenden Neandertalers passt.

Hintergrund

Das Neandertal wurde nach J. Neander benannt, der es häufig aufsuchte. Es liegt im östlichen Stadtgebiet von Mettmann und ist ein schluchtartiger Talabschnitt der Düssel. In der Feldhofer Grotte wurden hier im Jahr 1856 die ersten Überreste des Neandertalers entdeckt. Dort gibt es auch ein Neandertalmuseum.

Der Urmensch

Die ersten Funde menschenähnlicher Zweibeiner auf der Erde sind 38 Millionen Jahre alt und gehören zu menschenaffenähnlichen Formen. Eveolutionstheoretiker haben daraus abgeleitet, dass der Mensch vom Affen abstammt. Die Entwicklungsstadien im Einzelnen sind jedoch strittig, so dass dies hier nicht weiter ausgeführt werden soll.

Homo erectus

Vor eineinhalb Millionen Jahren taucht der Homo erectus auf, der weitgehend die Körpergestalt des heutigen Menschen hatte. Er breitete sich über Afrika hinaus nach Asien und Europa aus. Er konnte bereits Werkzeuge (Faustkeile) herstellen, Feuer machen und jagte erfolgreich nach größeren Tieren.

Homo sapiens

Seit 100.000 Jahren ist die Existenz des Homo sapiens belegt, dessen Schädelbau sich nicht mehr vom heutigen Menschen unterscheidet. Auch er breitete sich von Afrika über Südwestasien nach Europa aus, wo er sich mit der Bevölkerung des archaischen Urmenschen vermischte und diesen später ablöste.

Neandertaler

Der Neandertaler lebte vom Beginn der letzten Zwischeneiszeit (das war vor rund 125.000 Jahren) an bis vor ungefähr 30.000 Jahren in Asien und Europa, bis er plötzlich verschwand.

In der Wissenschaft wurde der Neandertaler früher als eine besonders gut an die eiszeitlichen Lebensbedingungen angepaßte Form des Urmenschen angesehen, der, abgesehen von der Schädelentwicklung, dem heutigen Menschen ähnlich war.

Ein Wissenschaftlerteam konnte anhand akribischer Erbgut-Analysen nachweisen, dass der Homo neanderthalensis mit großer Sicherheit nicht zum direkten Stammbaum heutiger Menschen auf der Welt zählt.


Eifrige Forscher

Bereits vor gut einem Jahr hatten die Urgeschichtler Ralf W. Schmitz und Jürgen Thissen die

Fachwelt mit ersten Knochenfunden überrascht, die an dem von ihnen nach langer Suche wiederentdeckten historischen Fundplatz bei Mettmann zu Tage getreten waren.

Zwischen Tonnen von Lehm und Kalkschotter bargen sie jetzt im Neandertal nicht nur tausende Steinwerkzeuge, sondern auch rund 50 weitere Knochenfragmente vom Rippenstück bis zum Zehglied, die das Skelettpuzzle des namensgebenden Neandertalers weiter vervollständigen.

Auch die jetzt neu geborgenen Fragmente waren von den Arbeitern eines Kalksteinbruchs vor knapp 150 Jahren übersehen worden. Im vergangenen Jahrhundert hatte die Entdeckung Urmenschenart wesentlich zu einer neuen Sicht der Entstehung des Menschen beigetragen.

Ältester Fund in Europa

Unklar sei noch die genaue Bestimmung von drei Knochenresten aus dem Oberarm, dem Schienbein und der Elle eines zweiten Eiszeit-Menschen, der bereits im vergangenem Jahr an der wiederentdeckten Stelle des Neandertaler-Fundes aufgetaucht war. Die etwas grazileren Knochen könnten auf eine Neandertalerin oder aber eine sehr frühe Form des anatomisch modernen «Homo sapiens» hindeuten.

Dieses wäre dann mit einem Alter von rund 44 000 Jahren der älteste Fund in Europa, mit dem der direkte Urahn des heutigen Menschen auf dem Kontinent nachweisbar wäre. Anatomische und genetische Untersuchungen seien erst in wenigen Monaten abgeschlossen, erklärten die Wissenschaftler auf einer Pressekonferenz. Ralf W. Schmitz und Jürgen Thissen, erwarten sich daraus auch mehr Klarheit zur umstrittenen Verwandtschaft zwischen Neandertaler und modernen Menschen.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt