Klonen - Wird der Mensch zur Massenware?

Kann der Mensch sich künftig den eigenen Zwilling bestellen? Wird es möglich sein, aus einem einzigen Haar Scharen neuer Michael Schumacher oder Claudia Schiffers zu erzeugen? Was vor wenigen Jahren noch Science Fiction war, ist nicht mehr unmöglich.

Schaf mit drei Müttern

Durch das schottische Klonschaf «Dolly» war schon 1996 die Diskussion um das exakte Kopieren von Menschen entfacht worden.

Die Forscher hatten damals aus der Eizelle eines Schafes den Zellkern entnommen, und dafür den Zellkern einer von einem zweiten Schaf stammenden Zelle hineingegeben. Diese veränderte Eizelle wurde dann in die Gebärmutter eines dritten Schafes eingesetzt. Hier entwickelte sich Dolly zum Lamm.

Dolly hat also eigentlich drei Mütter die Eimutter, die Genmutter und die Leihmutter aber keinen Vater.

Verspäteter Zwilling

Klone werden nicht durch die Paarung eines Mutter- und Vatertiers sondern ungeschlechtlich gezeugt. Bei einer normalen Befruchtung mischt sich das Erbgut von Mutter und Vater im Verhältnis 50:50.

Der Zellkern, aus dem Dolly entstand, enthält jedoch zu 100% das Erbgut der Genmutter, ist also identisch mit dem Tier, von dem der Zellkern stammt. Ein Klon könnte somit auch als verspäteter Zwilling bezeichnet werden.

Bei primitiven Lebensformen ist Klonen normal

Fast alle Einzeller, etwa Bakterien, Pilze oder Hefen, vervielfältigen sich durch das Teilen einer Zelle in zwei gleiche Zellen. Auch Blattläuse und Wasserflöhe vermehren sich ohne Beteiligung eines Männchens.

Künstliche Zwillinge in der Tierzucht

Für Züchter ist die künstliche Fortpflanzung weit weniger Aufwand, als die Tiere zur Paarung zusammenzuführen. 1986 kamen die ersten künstlichen Schafzwillinge zur Welt. In vielen Labors wird die Methode weiter verbessert, um noch mehr wertvolle Nachkommen ausgesuchter Vater- und Muttertiere von Schafen, Rindern, Schweinen oder Pferden zu erzeugen.

Das Klonieren ist für Tierzüchter aber noch interessanter: Da Zwillinge Vater und Mutter haben, mischt sich hier das Erbgut von zwei Tieren. Die gewünschten Eigenschaften können also verloren gehen. Mit dem Klonen lässt sich ein prämiertes Rennpferd, eine Hochleistungskuh oder ein Superschwein 100% identisch und beliebig oft kopieren.

Wird es bald Klone von Menschen geben?

Da das Klonen von Nutztieren funktioniert, könnte es auch beim Menschen klappen. Ist daher zu befürchten, dass Menschen künstlich erschaffen werden?

Wie die Vergangenheit zeigt, halten ethische und moralische Wertvorstellungen so manchen Forscher nicht davon ab, mit Menschen zu experimentieren.

Die deutsche Gesetzgebung verbietet zwar Versuche an menschlichen Eizellen, aber in vielen Ländern gelten weniger strenge Vorschriften. Wahrscheinlich wird also das, was wissenschaftlich machbar ist, auch irgendwann einmal ausgeführt.

Der Schlüssel zum Klonen sind die Gene. Was sie für Aufgaben haben, wie sie funktionieren, darauf richtet sich das Hauptaugenmerk der Forschung. Was ist ein Gen? Wie funktioniert die Gentechnik? Können Gene krank machen?

Text: RR, 12. 3. 2001

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