Kampftrinken Saufen bis der Notarzt kommt

Der Alkoholkonsum von Jugendlichen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Sie treffen sich nur noch um sich zu betrinken. Dieses Verhalten wird durch die Industrie noch unterstützt, indem sie Trinken als cool darstellt. Der Tod des 16jährigen Lukas, der nach 52 Tequilas starb, hat nun die Forderungen nach einem strengeren Gesetz für den Alkoholkonsum Jugendlicher lauter werden lassen, denn der Alkohol birgt viele Risiken.

Alkoholkonsum von Jugendlichen in Deutschland

Der Alkoholkonsum von Jugendlichen hat sich seit dem Jahr 1990 mehr als verdoppelt. Damit liegt Deutschland hinter England auf Platz zwei in Europa. Nach Schätzungen wurden im Jahr 2003 11000 Jugendliche im Krankenhaus wegen übermäßigen Alkoholgenusses behandelt. Mittlerweile liegt das Alter, in dem man durchschnittlich zum ersten Mal Alkohol trinkt, laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, bei neun Jahren. Dadurch wird es für die Jugendlichen leichter, später abhängig zu werden und ein Teufelskreis beginnt.

Ursachen

Als Ursachen für den steigenden Alkoholmissbrauch ist zunächst die Alkoholindustrie zu sehen. In der Werbung werden den Jugendlichen die Getränke gezielt als Kult-Getränke gezeigt. Auch Kneipen sind für die jungen Leute mit ihren günstigen Preisen verlockend und wenn man mit Freunden unterwegs ist, herrscht zusätzlich noch der Gruppenzwang, so dass man ausgeschlossen wird, wenn man nichts trinkt. Aus den häufig getrunkenen Alcopops schmeckt man den Alkohol nicht heraus und so wird man schnell unbewusst betrunken.

Flatrate-Partys und Binge-Drinking

Flatrate-Partys finden meist in Diskos statt. Der Preis für Getränke wie Bier, Cocktails und Schnaps ist bei solchen Partys schon im Eintrittspreis mit enthalten, so dass man unbegrenzt Alkohol trinken kann. Durch die niedrigen Preise ist man weniger gehemmt, sich zu betrinken, deshalb ist der starke Anstieg des Alkoholkonsums auch auf die Flatrate-Partys zurückzuführen. Häufig wird das Binge-Drinking (Deutsch: Kampftrinken) mit diesen Partys verbunden. Dabei wird in kürzester Zeit (oft in Wettbewerben) so viel wie möglich getrunken, bis man nicht mehr kann. Das ganze kommt aus England, wo es sehr gängig ist, dass sich junge Leute jedes Wochenende hemmungslos besaufen.

Der Tod von Lukas

Der 16jährige Lukas aus Berlin kippte in kurzer Zeit 52 Tequilas hinunter. Nach Angaben seiner Begleiter hatte er daraufhin im Schlaf erbrochen und war dann blau angelaufen. Wahrscheinlich war etwas von dem Erbrochenen während der Bewusstlosigkeit in die Luftröhre gelangt, was ihn keine Luft mehr bekommen ließ. Durch ein Herz-Kreislauf-Versagen fiel er im Februar ins Koma. Vier Wochen später starb er.

Folgen für Jugendliche beim Missbrauch

Das Gehirn und die Leber Jugendlicher können den Alkohol nicht schnell genug abbauen. Deshalb besteht die Gefahr beim schnellen Trinken großer Mengen, dass der Blutzuckerspiegel zu tief sinkt, das Atemzentrum lahmgelegt wird, oder man an seinem Erbrochenen erstickt, was zum Tod führt. Es wird einem auch nicht übel, weil der Schutzmechanismus des Körpers überfordert wird, so dass man nicht rechtzeitig mit dem Trinken aufhört. Regelmäßiger Konsum kann vom jungen Körper nicht verarbeitet werden und es entsteht schnell Abhängigkeit, was zu Depressionen und Wahnvorstellungen führt.

Maßnahmen gegen Alkoholmissbrauch

Um etwas gegen den starken Alkoholkonsum zu tun, fordern einige Politiker das Alkoholverbot auf 18 Jahre heraufzusetzen. Viele sind allerdings der Meinung, dass das nicht viel nützt, weil sich an die jetzige Grenze kaum jemand halte. Vielmehr sollte man die Flatrate-Partys abschaffen, um den Jugendlichen keinen günstigen Alkohol in großen Mengen anzubieten. Auch sollte man auf stärkere Kontrollen in Diskos und in Bars setzten, und die jungen Menschen in Schulen mehr über die Folgen aufklären, damit sie eigenverantwortlicher handeln.

Es darf nicht normal sein, dass Trinken in der Gesellschaft einen selbstverständlichen Platz einnimmt. Die Jugendlichen sehen, wie schon ihre Eltern trinken und finden deshalb nichts besonderes daran, wenn auch sie Alkohol konsumieren. Es kann nicht sein, dass man sich fast schon entschuldigen muss, wenn man nichts trinkt. Der Normalfall sollte sein, nichts zu trinken.

Für weitere Infos und falls man Hilfe zum Thema Alkoholismus benötigt:

www.dhs.de und www.bzfa.de.



Text: Jan Wrede, 02.04.07, Bilder: Disko (Nicolai Schäfer) Cocktails: wikipedia, Flaschen: Tessloff Archiv.


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