John James Richard Macleod

Der kanadische Physiologe wurde am 6. September 1876 geboren. Für die Entdeckung des Insulins erhielt er 1923 zusammen mit Frederick Gr. Banting den Nobelpreis für Medizin.

Als Sohn des Geistlichen Robert Macleod kam John James Richard im schottischen Cluny zur Welt. Als die Familie nach Aberdeen umzog, besuchte er dort die Schule und begann später an der örtlichen Universität ein Medizinstudium, das er 1898 mit Auszeichnung beendete.

Nach einem einjährigen Forschungsaufenthalt in Leipzig wurde er 1899 nach London berufen, wo er 1902 Vorlesungen in Biochemie abhielt. Ein Jahr später erhielt er seine erste Professorenstelle für Physiologie an der Universität von Cleveland/Ohio. Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er aktiv teilnahm, zog es ihn nach Toronto. Dort hatte er bereits im Winter 1916 kurz unterrichtet. Zehn Jahre lang blieb er in Kanada und kehrte erst 1928 als Professor an seine ehemalige Universität in Aberdeen zurück.

 

 

Experte für den Kohlehydratstoffwechsel

Wie bei vielen großen Entdeckungen der Wissenschaft begann auch beim Insulin die Grundlagenforschung lange vor dem eigentlichen Durchbruch. 1889 fanden die beiden europäischen Forscher Minkowski und von Mering heraus, dass bei Hunden, denen die Bauchspeicheldrüse entfernt wurde, die gleichen Symptome auftraten, wie bei Diabetikern. Aus diesem Grund waren die beiden Wissenschaftler überzeugt davon, dass die Bauchspeicheldrüse (Fachausdruck: Pankreas) den Stoffwechsel im menschlichen Körper steuerte.

Macleod interessierte sich schon früh für den menschlichen Stoffwechsel und die Bedeutung der Kohlehydrate. Den Zusammenhang zur Zuckerkrankheit Diabetes sah er bereits 1905, ohne jedoch einen Ansatz zu deren Behandlung zu finden.

Die Empfehlung einer Diät war schon damals die gängigste Behandlungsmethode. Namhafte Physiologen hatten sich im 19. Jahrhundert intensiv um die Erforschung von Diabetes bemüht, und es wurden zahlreiche Versuche seit 1889 angestellt, um brauchbare Extrakte aus der Bauchspeicheldrüse zur Behandlung zu gewinnen. Macleod studierte die Veröffentlichungen, die es zu diesem Thema gab und schrieb sie in den nächsten Jahren fort. In der Folge entstanden rund 50 Texte über den Kohlehydratstoffwechsel und über die Gewinnung künstlicher Traubenzuckerlösungen.

Entdeckung des Insulin

Auch der junge kanadische Arzt Frederick Grant Banting forschte damals intensiv an einer Heilmethode gegen die Zuckerkrankheit. Ein Jugendfreund von ihm war an Diabetes Mellitus gestorben. Das veranlasste ihn, sich in die Literatur dieser Krankheit einzulesen. Er kam dann schließlich zur Annahme, dass die Misserfolge bei den Isolierungsversuchen des Insulins darauf zurückzuführen seien, dass die Verdauungsenzyme der Bauchspeicheldrüse das - zu jener Zeit immer noch hypothetische - Insulin bereits während der Isolierung angreifen und damit funktionsunfähig machten.

Anfang 1921 sprach er bei MacLeod vor, der als führender nordamerikanischer Experte auf dem Gebiet des Kohlehydratstoffwechsels anerkannt und Leiter des Physiologischen Instituts an der Universität von Toronto war. Banting bat ihn um ein Labor und einen Assistenten. Nach anfänglichen Zweifeln gestand McLeod dem enthusiastischen jungen Mann einen Raum und die Unterstützung seines Studenten Charles Best zu.

 

Unter großen finanziellen Opfern arbeiteten Banting und Best an der Isolierung des Insulin. Am 27. Juli 1921 war es soweit: das Hormon der Bauchspeicheldrüse konnte zum ersten Mal alleine gewonnen werden. Zuerst wurde die Wirkung des Stoffes an zuckerkranken Hunden getestet. Dazu zog MacLeod den - damals noch sehr jungen und später renommierten - Biochemiker James B. Collip hinzu, der ein Verfahren zur Reinigung von Fremdeiweiß entwickelte. Und siehe da, die erhöhten Blutzuckerwerte der Tiere sanken.

Im Januar 1922 wurde das Präparat am Menschen getestet: Der 13-jährige Leonhard Thomas war am 2. Dezember 1921 ins Stadtkrankenhaus von Toronto eingeliefert worden. Nach vier Wochen im Krankenhaus verschlechterte sich sein Zustand so sehr, dass mit seinem Tod gerechnet wurde. Vor diesem Hintergrund entschlossen sich die zuständigen Ärzte, einen Behandlungsversuch mit dem von Banting und Best aus den Bauchspeicheldrüsen von Rindern gewonnenen Extrakt zu unternehmen.

Der Effekt war verblüffend: Der Blutzuckerspiegel des jungen Leonhard sank zunächst um etwa ein Viertel und dann nach Verbesserung des Extraktes noch weiter auf fast Normalwerte. Der schwerkranke Patient konnte sich durch die Insulinbehandlung bald wieder vollständig erholen.

Nobelpreis der Medizin

Gemeinsam mit John McLeod erhielt Banting für seine herausragende Leistung 1923 den Nobelpreis für Medizin. Das überraschte die Fachwelt, da bekannt war, dass McLeod an der wichtigsten Entdeckung überhaupt nicht aktiv beteiligt sein konnte, weil er zu der Zeit einen längeren Urlaub in seiner schottischen Heimat verbracht hatte. Banting reagierte empört und teilte demonstrativ das gewonnene Preisgeld mit seinem Assistenten Charles Best. Danach gab auch MacLeod bekannt, dass er seine Nobelpreishälfte mit dem Biochemiker Collip teilen werde.

Text: RR, Bild: (c) nobelpreis.org

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