Im Kopf des Pharao

Die Entdeckung des Grabes von Tutenchamun war ein weltweites Ereignis in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Nicht zuletzt wegen der üppigen Grabbeigaben, Gold und Juwelen, die der Archäologe Howard Carter gefunden hatte. Die Begeisterung ging sogar so weit, dass zerriebene Mumien als Medizin angeboten wurden. Auch die plötzlichen Todesfälle im Umfeld der Ausgräber trugen zur gruseligen Faszination um die Mumie bei - existierte der Fluch des Pharao tatsächlich?

Der Eingeweidesarg Tutenchamuns

Das fragten sich, mit einer Gänsehaut, auch die vor kurzem beim Verladen von Tutenchamun anwesenden Beobachter. Denn als die Mumie aus ihrem Grab im Tal der Könige auf den Lastwagen zur Untersuchung im Computertomographen gehoben wurde, brach ein heftiger Sandsturm aus und es begann zu regnen - ein sehr seltenes Ereignis in Oberägypten.

Forscher unterbrachen erneut die Totenruhe des altägyptischen Herrschers, um nun mit Hilfe eines Computertomographen in die Mumie zu blicken, ohne sie dabei zu zerstören. Innerhalb von 15 Minuten wurden 1700 Aufnahmen gemacht, mit Hilfe derer endlich herausgefunden werden soll, wie alt der Pharao wurde und ob er bei einen Unfall ums Leben kam oder ermordet wurde.

Computertomo...was...?

Wie kann man in etwas hineinschauen, ohne es kaputt zu machen? Denn die Forscher wollen die Mumie für die Untersuchung natürlich nicht zerstören. Da gibt es mehrere Möglichkeiten: Hohlräume wie etwa der Brustkorb können mit Hilfe eines Endoskops (gr. endo=innen, hinein; skopein=schauen) untersucht werden. Das ist eine leistungsfähige Mini-Kamera, die auf einem dünnen, flexiblen Stab sitzt. Ein Endoskop wird auch in der Medizin angewendet, etwa bei Magen- oder Darmspiegelungen.

In die Röhre gucken: wie hier bei dem MRT-Gerät, dem Kernspintomografie-Gerät, wird man auch bei dem CT-Gerät in eine Röhre geschoben. Mit dem MRT-Gerät wird man keinen Röntgenstrahlen ausgesetzt, mit dem CT schon.

Wenn man aber genau wissen will, wie etwas Festes aufgebaut ist, und das nicht flach wie ein Bild sondern in 3D sehen möchte, dann gibt es nur eine Methode: die Computertomographie oder kurz CT. Das Wort ist zusammengesetzt aus Computer und tomographie. Tomographie ist auch zusammengesetzt und kommt aus dem Griechischen: "tomos" heißt so viel wie teilen, schneiden (vgl. Atom=unteilbar) und "graphein" bedeutet etwa schreiben oder zeichnen. Mit Hilfe des Computers werden also aufgezeichnete Scheiben zusammengesetzt, so die grobe Übersetzung.

Das CT eignet sich besonders zur Darstellung von festem Gewebe, wie Knochen. MRT, also die Kernspintomografie verwendet man dagegen vor allem zur genauen Ansicht von Weichteilen und Organen.

Wie funktioniert das?

Man kann mit CT in den Schädel eines lebenden Menschen schauen

Ein Computertomograph ist eine Kombination verschiedener Technologien und funktioniert mit Röntgenstrahlen. Der Computer errechnet aus den Daten des Röntgengeräts ein zwei- oder dreidimensionales Bild. Der zu untersuchende Gegenstand wird auf einer Liege durch eine Röhre gefahren. In der Röhre verbirgt sich ein drehbarer Röntgen-Sender und auf der gegenüberliegenden Seite ein Empfänger. So wird die betreffende Person oder der betreffende Gegenstand Stück für Stück, Scheibe für Scheibe durchleuchtet und im Computer wieder zu einem Ganzen zusammengesetzt.

So sieht das Schnittbild eines Schädels in Falschfarbendarstellung aus

So kann der innere Aufbau des Pharaos von allen Seiten genau betrachtet werden, als hätte man ihn aus seinen Bandagen geschält. Man kann ihn am Rechner in Einzelteile zerlegen und sogar von außen unsichtbare Hohlräume können sichtbar werden, weil in den Röntgendaten alle Informationen über den inneren Aufbau enthalten sind.

Erfunden wurde der Computertomograph von Godfrey Hounsfield zusammen mit Allan M. Cormack. Die erste Aufnahme eines Menschen datiert aus dem Jahr 1971. Zusammen erhielten sie 1979 den Nobelpreis für Medizin.

Übrigens:

Es gibt ein Gerät, das so ähnlich aussieht wie ein CT-Gerät, nämlich ein MRT-Gerät. MRT steht für Magnetresonanztomographie. Es funktioniert ähnlich wie ein CT-Gerät, aber es wird nicht mit Röntgenstrahlen gearbeitet, sondern mit starken Magnetfeldern. CT und MRT können sich gut ergänzen, liefert CT doch Knochenbilder besonders deutlich, während MRT weiches Gewebe gut abbilden kann. Aber Menschen mit Herzschrittmachern oder einem künstlichen Ohr (Cochlea-Implantat) können nicht mit MRT untersucht werden, weil die Geräte sonst versagen und sich das Metall im Körper erwärmt.

Hier erfährst du mehr:

Was ist Was Artikel über den Pharao Tutenchamun und die Ausstellung "Das goldene Jenseits - Grabschätze aus dem Tal der Könige" in der Kunsthalle der Bundesrepublik in Bonn. Die Ausstellung läuft bis 1. Mai 2005.

Text: -jj- 13.1.05 / Illustrationen: Was ist Was Band 108: Das Gehirn / Fotos: © Andreas F. Voegelin, Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig, Supreme Council of Antiquities Cairo

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