Gentechnik: Die Diskussion geht weiter

Die Diskussion um die Gentechnik geht weiter. Das ist auch wichtig. Schließlich stellt der Umgang mit diesen neuartigen Möglichkeiten wichtige Weichen für unsere Zukunft. In den letzten Wochen ist häufig der Begriff "Präimplantationsdiagnostik", abgekürzt "PID", in den Medien aufgetaucht. Was bedeutet das eigentlich?

Wenn ein Paar, aus gesundheitlichen Gründen keine Kinder bekommen kann, wird der Frau eine künstlich befruchtete Eizelle eingesetzt. Das heißt: Die weibliche Eizelle wird vom männlichen Samen in einer Plastikschale befruchtet. Die befruchtete Eizelle wird der Frau dann in die Gebärmutter eingesetzt, damit der Embryo in ihr wachsen kann.

Viele Eltern haben Angst, ein behindertes oder krankes Kind zu bekommen. Dies könnten die Mediziner jetzt verhindern. Allerdings nur bei einer künstlichen Befruchtung. Da können sie nämlich die befruchtete Eizelle in einem bestimmten Stadium analysieren. Und zwar auf Erbkrankheiten und genetische Anlagen, bis hin zum Geschlecht. Präimplantationsdiagnostik (PID) bedeutet, dass die Ärzte der Frau nur die Eizelle mit den gewünschten genetischen Anlagen einpflanzen.

Das könnte bedeuten, dass ein Paar, das unbedingt einen Jungen will, die Mädchenembryonen gleich aussortieren lässt. Mit den Mädchenembryonen könnte dann die Wissenschaft forschen. Das erschreckt viele Menschen. Man befürchtet anstelle der grausamen Tierversuche könnten noch grausamere Menschenversuche treten.

Aber die Eltern könnten sich gleich auf ihren Sohn freuen. Sie würden sich keine Sorgen mehr über Krankheiten machen müssen. Und könnten schon mal die blauen Strampelanzüge kaufen.

Und die Folgen?

Wir könnten also bald eine Gesellschaft haben, in der nur noch gewisse Typen von Menschen geboren werden, weil die Eltern das so wollen, oder weil blonde, blauäugige, schlanke Menschen gerade in Mode sind. Menschen mit einer Behinderung würde man gar nicht mehr sehen. Auch Kinder die klein und dick, eine große, schiefe Nase oder schlechte Zähne haben, würde niemand mehr wollen.

Viele Menschen befürchten nun, dass der Mensch dann nur noch nach seiner Leistung bewertet wird, das behinderte Menschen als minderwertig gelten, und wir in einer Gesellschaft leben werden, in der jeder, der nicht perfekt ist geächtet wird.

Das wäre sehr schlimm, denn wir würden geraden die Kleinen und Dicken vermissen. Und uns nach schiefen Nasen sehnen, weil die anderen so langweilig wären. Kurz gesagt, uns würde die Vielfalt des Lebens verloren gehen. Denn wer will schon jeden Tag Nudeln mit Tomatensoße essen?

IRI - 8.6.01

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