DNS im Reagenzglas

Am 16. Dezember 1967 gelang zum ersten Mal die künstliche Herstellung der genetischen Grundsubstanz DNS. US-amerikanische Forscher versprachen sich davon eine wirkungsvolle Bekämpfung erblich bedingter Krankheiten.

Die DNA (englisch: Desoxyribo-Nucleic-Acid) oder deutsch DNS (Desoxyribo-Nuklein-Säure) ist eines der wichtigsten Moleküle der Welt. Ohne DNA gäbe es kein Leben. Die gesamte Erbinformation lebender Zellen und Organismen (Genom) ist in ihr enthalten.

Mit Hilfe einer Röntgenbeugungsaufnahme des DNA-Moleküls, die Maurice Wilkins 1951 lieferte, entwarfen Francis Crick und James Watson das Modell des DNA-Moleküls, das sie 1953 vorstellten.

1962 erhielten die drei Wissenschaftler für die Entschlüsselung der DNA den Nobelpreis für Medizin.



Die Bausteine des Lebens



Der amerikanische Biochemiker Arthur Kornberg (Bild) hatte Ende der 50er Jahre DNA synthetisiert und dafür 1959 den Nobelpreis erhalten. Obwohl die Struktur dieser DNA der natürlichen DNA-Struktur glich, war Erstere nicht biologisch aktiv. Erst 1967 gelang es Kornberg und seinem Team an der Stanford University, biologisch aktive DNA aus relativ einfachen Bausteinen zu synthetisieren.

Im Reagenzglas bauten die Wissenschaftler aus den einzelnen chemischen Buchstaben ein funktionstüchtiges Virus zusammen. Als Vorlage diente eine einzige Virus-Genkette, die er mit Hilfe von Enzymen kopierte.

Heute ist das für einen Genforscher so einfach wie das kleine Einmaleins, aber in den 60er Jahren war das eine Sensation. Kornbergs Experiment versetzte die Wissenschaftler damals in helle Aufregung. Der Versuch bewies, wie einfach der Bauplan der Erbmoleküle nachgebaut werden konnte.

Chancen und Risiken

Im Jahrzehnt der Mondlandung schien Technik ein Allheilmittel zu sein, und auch die Gentechnik schien vielversprechend. Womöglich ließ sich damit der Welthunger stillen oder Krebs und Immunkrankheiten heilen. Arthur Kornberg teilte diese Euphorie nicht. Schon damals warnte er vor den Gefahren riskanter Versuche am Menschen. So führten die Fortschritte in der Genforschung bald zu erbitterten ethischen und moralischen Diskussionen.

Aufhalten ließ sich die Entwicklung dennoch nicht. Schon sechs Jahre nach Kornbergs Experiment, schlug die Geburtsstunde der Gentechnik: 1973 produzierten Forscher ein gentechnisch verändertes Bakterium.

Roland Rosenbauer, 16. 12. 2002

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