Die Frage der Woche: Wie werden Leichen zu Mumien?

Jede Woche beantworten wir euch Fragen zu allen möglichen Themen. Heute fragt uns Annika: Wie werden Leichen zu Mumien? Hier erfahrt ihr die Antwort ...

Begriffsabgrenzung



Mumien entstehen entweder künstlich durch Mumifizierung oder natürlich durch Mumifikation.

Beide Vorgehensweisen haben jedoch mindestens einen gemeinsamen Faktor, nämlich die Konservierung von Lebewesen oder einzelner Bestandteile.

Mumifizierung die künstliche Mumie





Wie wir aus dem alten Ägypten wissen, wurden viele Mumien absichtlich länger haltbar gemacht, um den Verwesungsprozess zu verlangsamen.



Bei der künstlichen Mumifizierung stellten die alten Ägypter fest, dass sich ein Leichnam besser konservieren ließ, wenn man ihn mit trockenem Natron behandelte. Natron entzieht dem Körper seine Flüssigkeit. Dann wurden das Gehirn und die inneren Organe entfernt. Die leere Bauchhöhle wurde mit Palmwein und Kräutern gereinigt und mit Myrrhe, Kasia und Kräutern ausgestopft und wieder zugenäht.

Foto: Ägyptische Mumie mit Innensarg

Diese Vorgehensweise ist wichtig, damit die von den Bakterien verursachten chemischen Reaktionen unterbunden werden, indem die Bakterien getötet werden.



Danach wurde der Körper in Natronsalz getrocknet. Das dauerte rund 14 Tage. Um den letzten verbleibenden Rest noch auszutrocknen, wurde die präparierte Mumie auch auf dem Feuer oder in der Sonne getrocknet. Nach dem Trocknen wurde der Körper geschminkt, mit parfümierten Ölen und Baumharzen eingerieben und schließlich in Leinenbinden eingewickelt und in den Sarg gelegt.

Es gab aber auch die Möglichkeit die Körper in hochprozentigen Alkohol "einzulegen" und dadurch zu konservieren. Heutzutage werden Tote unter anderem mit Formalinlösungen und Paraffin konserviert.



Die natürliche Mumie entsteht durch Mumifikation



Viel häufiger als die bewusste Konservierung von Leichen geschah es, dass sich die Körper aufgrund von natürlichen Gegebenheiten erhielten. Manchmal wurden natürliche Möglichkeiten auch absichtlich zur Erhaltung eingesetzt.



So bestattete man die Toten in der Frühzeit des Alten Ägypten beispielsweise einfach im Wüstensand. Durch Austrocknen hielten sich die Leichen lange vorausgesetzt sie wurden nicht von Raubtieren verzehrt. Auch im Eis oder im Moor bleiben Leichname erhalten, denn ohne Sauerstoff können sich zersetzende Bakterien nicht vermehren.


Was passiert bei der Mumifikation?



Natürliche Mumien entstehen durch bestimmte örtliche Bedingungen. Vor allem ideale Temperaturen sind für eine gute Konservierung notwendig, damit ein lebloser Körper selbst in Tausenden von Jahren nicht verwest. Dies liegt daran, dass der Verwesungsprozess eines toten Körpers unter bestimmten klimatischen Bedingungen stark verlangsamt oder sogar zum Stoppen gebracht wird.

Foto: Katzenmumie, die im Schweriner Arsenal entdeckt wurde.



Die natürliche Mumifizierung kann besonders durch trockene Hitze, Dauerfrost, Luftabschluss, oder Pech und Asphalt einsetzen.


Bei anhaltender Kälte oder trockener Hitze sind die wechselwarmen, zersetzenden Bakterien kaum oder gar nicht aktiv. So können zum Beispiel Eismumien wie der "Ötzi" entstehen.

Der Tote erhielt den Spitznamen Ötzi, nach seinem Fundort in den Ötztaler Alpen. Auf Englisch nennt man ihn auch Iceman oder Frozen Fritz. Untersuchungen mit der Radiokarbonmethode (Erklärung am Ende des Artikels) deuten darauf hin, dass Ötzi etwa 5000 Jahre alt ist, also um 3000 v.Chr. gelebt hat. Das war die Zeit, als mit Planung und Bau der ersten Pyramiden in Ägypten begonnen wurde!

Foto: Rekonstruktion des "Ötzi" in einem Südtiroler Museum

Es gibt aber auch so genannte "Moorleichen", das sind Tote, die durch das Moorwasser mumifiziert wurden. Im Moorwasser befinden sich Huminsäuren und Gerbstoffe, die die Mumifzierung bewirken und Haut in Leder verwandeln können.

 Mumien der Zukunft



Schon heute lassen manche Menschen ihre Körper nach ihrem Tod einfrieren. Sie hoffen, dass es in Zukunft Möglichkeiten geben wird, sie aufzutauen und wiederzubeleben. Diese Methode wird Kryonik genannt.


Foto: Das über 2000 Jahre alte Mädchen aus Windeby, eine Moorleiche aus Schleswig-Holstein erwies sich bei näherer Untersuchung als unterernährter Junge.



Begriffserklärung:

Konservierung stammt vom lateinischen Wort conservare, das erhalten/ bewahren bedeutet. Konservierung ist die Haltbarmachung von Gegenständen, insbesondere von organischen Substanzen (z.B. Nahrungsmittel). Die Konservierung verhindert oder verzögert dabei Zerfallsprozesse, die durch Mikroorganismen oder chemische Reaktionen hervorgerufen werden.

Radiokarbonmethode: So lange ein Mensch, ein Tier oder eine Pflanze lebt, werden durch Nahrung und Atmung Stoffe mit der Umwelt ausgetauscht. Darunter ist auch Kohlenstoff. Dieser kommt in der Natur in drei Varianten vor, davon ist eine radioaktiv (Das kann man sich vorstellen wie bei Autos: Sie gleichen sich im Prinzip, sind aber doch unterschiedlich).

Diese drei Arten von Kohlenstoff sind auch alle im Organismus vorhanden. Ab dem Zeitpunkt des Todes zerfällt die radioaktive (Radio) Form von Kohlenstoff (Karbon), die beiden anderen bleiben im toten Organismus erhalten. Je weniger von der zerfallenden Sorte Kohlenstoff im Vergleich zu den beiden anderen vorhanden ist, desto länger liegt der Zeitpunkt des Todes zurück.

Text: RR, Stand: 2. 4. 2012, Bilder: ägypt. Mumie mit Sakophag: Lippisches Landesmuseum Detmold; Katze: Reiss-Engelhorn-Museen, Foto: Jean Christen, "Ötzi": Fotoarchiv Südtiroler Archäologiemuseum; "Mädchen von Windeby": Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf;

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt