Die erste Bluttransfusion

Vor 185 Jahren wurde zum ersten Mal Blut von einem Menschen auf einen anderen übertragen. Am 1. 9. 1818 führte Dr. James Blundell im Londoner Guys Hospital die erste Bluttransfusion durch.

Eine Bluttransfusion ist eine Übertragung von Blut von einem Menschen auf den anderen. Das Blut stammt entweder direkt von einem Spender oder aus einer Blutkonserve. Doch bis die Menschheit diese Technik beherrschte, war es ein langer Weg:

Der Gedanke der Blutübertragung hat sich schon im Altertum entwickelt. Damals wurde versucht Tierblut auf den Menschen zu übertragen, was nicht funktionierte. Erst als William Harvey im Jahre 1628 den Blutkreislauf beschrieb kam man weiter. Der Gedanke der Bluttransfusion erhielt neuen Auftrieb.

Im 17. Jahrhundert waren es vor allem britische Forscher, die damit experimentieren, zunächst mit Tierblut. Richard Lower gelang Ende Februar 1666 eine erfolgreiche direkte Transfusion von einem Hund auf einen anderen, allerdings nicht direkt, sondern mit Hilfe einer Spritze.

Die erste dokumentierte Bluttransfusion beim Menschen führten jedoch die französischen Ärzte Jean Denis und Paul Emmerez am 15. Juni 1667 durch. Einen als lethargisch beschriebenen fünfzehnjährigen Patienten quälte zwei Monate lang ein hartnäckiges Fieber, worauf die Ärzte ihn zwanzigmal zur Ader ließen und ihm Lammblut spritzten. Tatsächlich reagierte der Junge nur mit geringem Nasenbluten. Offenbar überstand er die Transfusion ohne weitere Reaktionen und scheint sich von seinem Fieber erholt zu haben. Weitere Experimente mit Schafsblut verliefen allerdings meist tödlich, und die Ärzte bezogen scharf gegen die Tierbluttransfusion Stellung.

Der Nürnberger Arzt Mercklin forderte 1679 den Verzicht auf Tierbluttransfusionen und regte schon damals die Erforschung der Bluttransfusion von Mensch zu Mensch an. Es dauerte aber noch fast 140 Jahre, bis es soweit war: Der englische Geburtshelfer James Blundell führte am 1. 9. 1818 die erste Bluttransfusion durch. Mittels einer selbst erfundenen Spritze entnahm er mehreren Spendern je einen halben Liter Blut. Allerdings konnte der Empfänger der Transfusion dadurch nicht gerettet werden.

Trotzdem gab Blundell nicht auf. 1825 übertrug er menschliches Fremdblut erfolgreich auf eine Frau, die nach einer Geburt viel Blut verloren hatte und an diesem Blutverlust gestorben wäre. Auch wenn nur etwa die Hälfte solcher Versuche erfolgreich waren, ergaben Blundells Bemühungen einen erste klare Anwendungsbereich für die Transfusion: den akuten Blutverlust.

Im 19. Jahrhundert waren die Ergebnisse der Bluttransfusion noch sehr wechselhaft. Das lag an den technischen Problemen der Blutübertragung, an der noch nicht richtig erforschten Blutgerinnung sowie unerklärlicher Unverträglichkeitserscheinungen auch bei Verabreichung von artgleichem Blut. So zeigt eine im Jahre 1875 publizierte Statistik von Landois, dass bei 347 Transfusionen mit Menschenblut 150 Fälle erfolgreich verlaufen waren, in 180 Fällen kein Erfolg und in 12 Fällen zweifelhafter Erfolg zu verzeichnen war. Diese Probleme wurden erst mit der Entdeckung der Blutgruppen durch Karl Landsteiner im Jahr 1901 gelöst.

Wenn eine Bluttransfusion erfolgreich verlaufen soll, darf nur blutgruppengleiches Blut übertragen werden, sonst kommt es zu einer lebensbedrohlichen immunologischen Reaktion auf das fremde Blut.

Landsteiner half der Transfusionsmedizin endgültig zum Durchbruch, weil er alle wichtigen Voraussetzungen für erfolgreiche Übertragungen schuf: So führte er im Jahr 1914 Natriumzitrat zur Gerinnungshemmung ein, veranlasste eine regelmäßige Anwendung von Blutgruppenbestimmungen mittels Kreuzproben und legte den Grundstein zur Konservierung von Blut.

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