Das Berliner Kunstherz

Der 1919 in Furth im Wald geborene Emil Bücherl studierte Medizin in München, Rom und Heidelberg. Er gilt heute als Pionier der deutschen Kunstherzforschung. Seine Forschung auf den Gebieten der Organtransplantation und des Herzens waren bahnbrechend und wegweisend.

Das Herz ist unglaublich leistungsfähig, so lange es gesund ist! Der Muskel pumpt etwa 100000 Mal am Tag frisches Blut in die Aorta. Ist das Herz krank, muss dem Patienten schnell geholfen werden!

1957 führte der Mediziner die erste offene Herzoperation mit einer damals noch neuartigen Herz-Lungen Maschine in Deutschland durch. Die Herz-Lungen-Maschine kann die Pumpfunktion des Herzens sowie die Lungenfunktion für einen beschränkten Zeitraum ersetzen.

Was ist eine Transplantation?

Der Professor widmete sich der Kunstherzforschung und der Organtransplantation. Unter einer Transplantation versteht man die Verpflanzung von lebendem Gewebe, ganzen Organen oder Gliedmaßen in einen Körper. So transplantierte Bücherl 1963 als erster eine Niere, 1968 zum ersten Mal in Deutschland eine Lunge und er war einer der ersten Ärzte, der ein Herz verpflanzte.

Das Berliner Kunstherz

Ab Mitte der 60er Jahre widmete sich Professor Dr. Bücherl vor allem der Entwicklung eines künstlichen Herzens, das später als das so genannte Berliner Herz bekannt wurde. Dazu stellte er ein Team aus den unterschiedlichen Fachbereichen zusammen. Techniker, Ingenieure und Mediziner arbeiteten gemeinsam an dem Projekt. Probleme machten der Antrieb und die Energieversorgung des Kunstherzens. Außerdem wurde das Kunstherz vom Patienten oft nicht angenommen.

Warten auf ein Spenderherz

Bücherl wollte eigentlich kein Ersatzherz schaffen. Vielmehr wollte er den Patienten helfen, die auf ein Spenderorgan warteten. Es gibt viele Menschen, egal ob alt oder jung, die an schweren Störungen des Herzmuskels leiden und lange auf einer Warteliste für eine Herztransplantation stehen. Eine Operation ist noch lange nicht in Sicht, da es an ausreichend Spenderherzen fehlt. Um diesen Menschen zu helfen, wurden die Herzunterstützungspumpen erfunden und weiterentwickelt. Diese Pumpsysteme übernehmen die Arbeit der linken Herzkammer. So soll sich das Herz erholen können und auf längere Sicht eventuell sogar eine Operation und Transplantation überflüssig werden.

Daneben forschte Bücherl aber auch im Bereich der künstlichen Luft- und Speiseröhre sowie des implantierbaren Herzschrittmachers.

Erster Mensch mit Kunstherz

Am 2. Dezember 1982 wurde in Salt Lake City im US-Staat Utah zum ersten Mal einem Menschen ein künstliches Herz eingepflanzt. Der damals 61-jährige Patient Barney Clark lebte damit 112 Tage.

Professor Emil Bücherl testete das Kunstherz zunächst an Tieren wie Schafen und Kälbern. Dann, am 07. März 1986, pflanzte er in Berlin zum ersten Mal einem Menschen ein Kunstherz ein. Der Patient lebte sechs Tage mit dem künstlichen Organ. Das Kunstherz kam immer wieder als Überbrückungsmaßnahme bei Herzpatienten zum Einsatz, allerdings gab es dabei immer wieder Komplikationen.

Emil Bücherl widmete sich bis ins hohe Alter der Herzforschung. 2001 starb er in Berlin.

Insgesamt ist es bis heute nicht gelungen den Herzmuskel künstlich so herzustellen, dass das menschliche Herz dauerhaft und komplett ersetzt werden könnte. Die Herzunterstützungspumpen wurden immer weiterentwickelt und werden noch heute am Deutschen Herz Zentrum Berlin eingesetzt.

-ab-07.03.2006 Text / Illustrationen aus WAS IST WAS 50 "Der menschliche Körper".

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