Biowaffen: Die lautlosen Killer aus der Natur

Man kann sie weder hören, noch sehen und trotzdem gehören sie zu den heimtückischsten und wirkungsvollsten Waffen der Welt: Viren und Bakterien, die gefährliche Krankheiten wie Milzbrand, Pest, Pocken oder Cholera übertragen.

1972 haben Vertreter von 73 Staaten beschlossen, dass damit nun Schluss sein soll. Am 10. April unterzeichneten sie eine Konvention, die den Einsatz so genannter B-Waffen zu militärischen Zwecken untersagt. Sämtliche Staaten der Nato und des Warschauer Paktes traten dem internationalen Bündnis bei - darunter Großmächte wie die USA und die Sowjetunion, England, die Bundesrepublik und die DDR. Am 26. März 1975 wurde die Konvention wirksam.

Internationales Bündnis

Alle Bündnisstaaten verpflichteten sich darin, im Kriegsfall auf den Einsatz von Biowaffen zu verzichten. Außerdem wurde es strengstens untersagt, die lautlosen Killer von einem anderen Land zu erwerben, selbst zu produzieren und zu lagern. Trotzdem fehlten konkrete Regelungen, wie die Vertragstreue der einzelnen Länder kontrolliert werden könnte. Ein weiteres Problem stellte dar, dass sich das Verbot nur auf den Kriegsfall bezog. Für "friedliche Zwecke - was auch immer das heißen mag - durfte weiter geforscht werden.

Missbrauch vorprogrammiert

Damit war der Missbrauch wohl vorprogrammiert.1992 gab der damalige russische Präsident Jelzin ein offensives B-Waffen-Programm der Sowjets und damit den Bündnisbruch zu. 1995 wurde auch der Irak der Produktion von Biowaffen überführt. Drei Jahre später kam heraus, dass Israel an ethnischen Biowaffen arbeitet, welche die Genstruktur von Arabern erkennen und nur für diese tödlich sind. Ähnliche Forschungsergebnisse sind auch aus Südafrika bekannt. Hier sollen Bakterien entwickelt worden sein, die Farbige unfruchtbar machen.

Waffe des Terrors

Bis heute hat wurde keine Regelung gefunden, wie der Missbrauch von Biowaffen verhindert werden kann. Und das, obwohl eine internationale Forschungsgruppe seit 1995 an einem Zusatzprotokoll arbeitet, das eine stärkere Kontrolle der einzelnen Mitgliedsstaaten gewährleisten soll. Inzwischen haben fast 150 Staaten die B-Waffen-Konvention unterschrieben. Doch die Angst vor dem Einsatz biologischer Waffen bleibt. Seit auch Terroristen die Wirksamkeit von Anthrax und Co. erkannt haben, hat die Bedrohung durch B-Waffen eine ganz neue Dimension erlangt.

Schon im Mittelalter beliebt

Biowaffen sind übrigens keine Erfindung der Neuzeit. Bereits im Mittelalter war es beliebt, Pestleichen über feindliche Stadtmauern zu werfen oder Brunnen mit Hilfe von verwesenden Tierkadavern und Exkrementen zu verseuchen. Im 20. Jahrhundert fanden Wissenschaftler dann heraus, wie einfach und billig Viren und Bakterien im Labor hergestellt werden können.

Gezielte Züchtung im Labor

Während des Ersten Weltkriegs versuchten deutsche Agenten erstmals künstlich gezüchtete Milzbranderreger im feindlichen Ausland auszusetzen und damit gezielt Tierseuchen auszulösen. Auch die Japaner verwendeten bei ihrem Angriff auf chinisische Städte 1942 Anthrax - nachdem sie die Wirkung des Erregers zuvor an Kriegsgefangenen "erfolgreich" getestet hatten. Die USA gerieten nach dem Korea- und Vietnamkrieg ebenfalls unter Beschuss. Sie sollen pest- und milzbrandinfizierte Insekten über feindlichem Gebiet abgeworfen haben - von dem Einsatz chemischer Waffen ganz zu schweigen.

Preiswert und effektiv

Der Grund für den intensiven Einsatz von Biowaffen im 20. Jahrhundert liegt wohl daran, dass Viren und Bakterien eine preiswerte und dabei nicht weniger wirksame Waffe darstellen. Mit 100 Kilogramm Anthrax-Bakterien - billig im Labor hergestellt - kann man bis zu drei Millionen Menschen töten. Eine Wasserstoffbombe von einer Megatonne Sprengkraft fordert dagegen "nur" 1,9 Millionen Todesopfer.

Biowaffen kennen keine Grenzen

Trotzdem haben die Killer aus der Natur einen Nachteil: den so genannten Bumerang-Effekt. Einmal ausgesetzt können Mikroben und Bakterien Grenzen überschreiten und sich auch dort verbreiten, wo es gar nicht beabsichtigt war. Die mögliche Gefahr für das eigene Land hat wohl viele Staaten dazu bewogen, künftig auf Biowaffen zu verzichten.

Nic 08.04.2002

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