Unterwegs mit Millionenbeute die ungewöhnlichsten Überfälle

Vor 25 Jahren, am 26. November 1983 gelang einer Verbrechergang in der Nähe des Londoner Flughafens Heathrow (sprich: hisrou) ein spektakulärer Goldraub. Erwartet hatten die sechs Männer lediglich Geld im Wert von drei Millionen englischem Pfund (das entspricht 3,5 Millionen Euro). Stattdessen fanden sie drei Tonnen Goldbarren sowie Diamanten, die zusammen 100 Millionen Pfund (118 Millionen Euro) wert waren. Bis heute ist es der größte Raub, den es in Großbritannien je gab.

Goldschmuck aus Diebesgut?

Foto: Goldbarren

6800 Goldbarren, jeder einzelne von ihnen ein kleines Vermögen wert, fanden die Räuber, die am 26. November 1983 in ein Londoner Lagerhaus eindrangen. Da sie mit einem der Sicherheitsleute im Bunde waren, gelang ihnen dies ohne Aufsehen zu erregen. So konnten sie die 76 Pappkartons voller Gold unbemerkt aus dem Gebäude tragen und fliehen. Trotzdem wurden zwei der Verbrecher sowie der Sicherheitsmann kurz danach gefasst und verurteilt.

Kenneth Noye, ein weiterer Komplize, der damit beauftragt war, das Gold einzuschmelzen und wieder zu verkaufen, kam erst drei Jahre später hinter Gitter. Da hatte er bereits einen Detektiv, der ihn überwachen sollte, erschossen.

Der größte Teil des entwendeten Goldes wurde nie gefunden. Man munkelt, dass wohl fast jeder, der nach 1983 Goldschmuck in England gekauft hat, einen Teil des Diebesgutes sein Eigen nennt.

Die Opa-Bande

Doch auch in Deutschland gab es bereits äußerst kuriose Raubüberfälle. Im Juni 2005 wurden vor dem Hagener Landgericht drei Senioren im Alter von 64, 73 und 74 Jahren zu langen Haftstrafen verurteilt. Sie hatten innerhalb von 16 Jahren 14 Banken ausgeraubt und dabei 1,3 Millionen Euro erbeutet.

Dabei waren die drei Herren keineswegs zimperlich vorgegangen und hatten Angestellte und Bankkunden mit schweren Waffen bedroht. Ein schönes Leben hatten sich die Ganoven von dem Geld jedoch keineswegs gemacht sondern damit lediglich ihre spärliche Renten aufgebessert. Da alle drei bereits zum Teil jahrzehntelang im Gefängnis gesessen waren, wollten sie so ihren Ruhestand finanziell absichern.

Körperliche Unzulänglichkeiten der betagten Verbrecher hatten die Raubzüge immer wieder gestört so war einer nach einem Überfall auf vereister Fläche ausgerutscht und konnte nur in letzter Minute von seinen Kumpanen ins Fluchtauto gezerrt werden. Auch die häufigen Pinkelpausen wegen der schwachen Blase eines Räubers erwähnten seine Mitstreiter bei der Vernehmung als äußerst lästig.

Unterirdischer Fluchtweg

Foto: Bankräuber brechen nur selten in Großbanken, wie die hier dargestellte Zentrale der Commerzbank ein. Sie bevorzugen die Filiale an der Ecke.

Der wohl spektakulärste Banküberfall in Deutschland ereignete sich im Juni 1995 in einer Bank im Berliner Stadtteil Zehlendorf. Über ein Jahr lang hatte eine internationale Verbrechergruppe zwei Tunnel gegraben, die sie von einer Garage über einen Abwasserkanal bis zu einer Commerzbank-Filiale führten.

Sie überfielen die Bank, nahmen dort 16 Personen als Geißeln und forderten von der Bank 17 Millionen D-Mark Lösegeld sowie ein Fluchtauto und einen Hubschrauber. Als die Polizei 18 Stunden später, mitten in der Nacht das Gebäude stürmte, waren die Verbrecher bereits durch ihren Tunnel geflohen. Im Gepäck rund 16 Millionen D-Mark.

Fast alle Beteiligten wurden dingfest gemacht und verurteilt. Interessanter Weise gab es im Jahr 1929 schon einen ähnlichen Banküberfall in Berlin. Außerdem beschreibt ein Roman aus der Jerry Cotton- Reihe, der 1989 erschienen war, ein Szenario das mit dem der Tat von 1995 ziemlich genau überein stimmt. Haben sich die Verbrecher von einem dieser Fälle inspirieren lassen? Wer weiß.

Wirklichkeit oder Film?


So spannend und unterhaltsam diese Taten auch klingen, ein Spaß sind sie nur im Kriminalroman oder -film. Bankangestellte und Geiseln, die in einen echten Überfall verwickelt worden sind, leiden oft noch lange Zeit nach dem Geschehen an körperlichen oder psychischen Folgen wie Angstzuständen oder stressbedingten Erkrankungen.

Mehr über berühmte Verbrechen und die Vorgehensweisen der Kriminalpolizei erfahrt ihr im  WAS IST WAS Band 98 Kriminalistik.

Text: Liane Manseicher, 26.11.08; Fotos: Geldscheine: pd; Commerzbank: T. Gozdziewicz: cc-by-sa; Goldbarren: pd;

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt