Gibt es geborene Verbrecher?

Diese Frage kommt von Harry in Worms.

Sicher ist, es gibt Menschen die von klein auf stärker auf ihren Vorteil bedacht sind, als andere. Oder angriffs- und streitlustiger sind als andere. Doch die Ansicht darüber, ob es einen geborenen Verbrecher gibt oder nicht, hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gewandelt.

Glaubte man eine Zeit lang, die Diebe und Mörder seien von Dämonen besessen, war man um die Mitte des 18. Jahrhunderts ganz anderer Meinung. Damals, in der so genannten Zeit "der Aufklärung" glaubte man, der Mensch sei vollkommen von der Vernunft bestimmt. Jeder Dieb kalkulierte also genau seine Tat: er wollte mit der Straftat einfach schneller und einfacher reich oder glücklich werden, als durch ein normales Leben mit geregelter Arbeit.

Der Forscher Charles Darwin veröffentlichte 1859 seine Lehre von der Entwicklung der Lebewesen. Andere Fachleute sahen darin einen Beweis, dass sich Lebewesen von einem niederen Stadium zu einem höheren entwickelten. Sie legten diese Idee so aus: Verbrecher waren ihrer Meinung nach Menschen mit älteren, einfacheren Erbanlagen als die "normalen" Menschen.

Heute ist man völlig anderer Ansicht. Verbrecher werden nicht als Verbrecher geboren. Es sind die verschiedenen Lebensumstände, die zusammenspielen und aus einem Menschen, einen Verbrecher machen können. Der Verbrecher ist also auch ein Produkt der Gesellschaft und der Umstände, in denen er aufwächst und lebt.

Oft ist die Kindheit schon prägend: wird jemand oft als Kind geschlagen oder ungerecht behandelt oder werden in der Familie Konflikte mit Gewalt gelöst, dann kann für diesen Menschen Gewalt einfach viel normaler sein, als für andere. Auch Armut, Einsamkeit, eine lieblose Umgebung oder auch "falsche" Freunde, die einen charakterlich schwächeren Menschen beeinflussen, können einen auf die schiefe Bahn bringen. Es ist oft auch eine Art Ausweglosigkeit, die Menschen zu Verbrechern werden lässt.

Außerdem spielen auch die Gefühle eine große Rolle. Straftaten entstehen auch aus Eifersucht, verschmähter Liebe, Hass, Neid oder Angst - mit solchen Gefühlen umzugehen, lernt man auch zunächst als Kind in der eigenen Familie, dann in der Schule, mit Freunden und so weiter. Lernt man es nicht, kann man auch zu Gewalttaten neigen.

Dennoch heißt das noch lange nicht, dass jeder Mensch, der vielleicht eine verkorkste Kindheit hatte, deshalb auch automatisch kriminell werden muss. Schließlich entscheidet auch noch der eigene Wille, die Intelligenz und das Glück mit, welchen Lebensweg der Einzelne macht.

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