Windungen des Schicksals

Vor 50 Jahren wurde von James Watson und Francis Crick die DNA-Strukur entdeckt. Ihr Modell ist die wichtigste Entdeckung der Biologie des 20. Jahrhunderts. Mit der Doppelhelix begann das biologische Zeitalter.

Nach seiner Promotion geht der 1928 in Chicago geborene James Watson nach Europa. Zunächst nach Amsterdam, dann nach Cambridge in England. Hier trifft er auf den genialen Kopf Francis Crick, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal mit seiner Doktorarbeit fertig ist. Beide Biochemiker haben sprühende Ideen und beide halten nicht viel von zäher, systematischer Arbeit. Sie sind sich einig, dass sie ihre Forschungen nur auf die DNA, auf deutsch DNS Desoxyribonukleinsäure, dem Molekül des Lebens, konzentrieren wollen. Der normale Weg in diesem Fachgebiet zu forschen ist mit Hilfe der Röntgenstrukturanalyse, der allerdings sehr mühsam ist. Die zwei Jungforscher hingegen schärfen ihre kreative Ader und konstruieren ein Modell um der Struktur der DNA auf den Grund zu kommen.

Warum bastelten die beiden Jungforscher Drahtmodelle?

Watson und Crick kennen die einzelnen Bausteine der DNA. Sie haben aber keine Vorstellung davon, wie diese im Molekül angeordnet sein könnten. Mit einem Drahtgestell als Rückgrat basteln sie an dem doppelsträngigen DNA-Molekül herum. Dazu benutzen sie Holz, Papier, Metallplättchen, Draht und Schrauben und setzen die bekannten Bausteine der Nukleinsäure also Phosphorsäure, Zucker und Basen - per Hand in immer wieder neuen Kombinationen zusammen. Wie ein Puzzle.

Ihnen ist klar, dass alle biologisch wichtigen Objekte paarweise vorkommen und dass sie bestimmte Anforderungen zu erfüllen haben. Das Molekül muss im Stande sein, sich während der Zellteilung zu verdoppeln, damit jede Tochterzelle wieder ein vollständiges DNAMolekül enthält. Die bedeutsame Einsicht des 20. Jahrhunderts kommt ihnen im Büro des Cavendish Laboratory an jenem 28. Februar zwischen halb elf und eins. Die DNA entpuppt sich als eine zweifache Spirale eine Doppelhelix.

Wie weit sich Watson und Crick über die historische Bedeutung ihrer Entdeckung zu diesem Zeitpunkt bewusst waren, ist fraglich. Nach Aussage von Watson selbst, sind sie mittags zunächst einmal essen gegangen und zwar in die Cambridger Kneipe Eagle.

Das Modell der Doppelhelix wird veröffentlicht

Am 25. April 1953 erschien der Artikel Die Struktur der DNA von Watson und Crick in dem wissenschaftlichen Magazin Nature. Es ist eine kurze Notiz, die das Modell der Doppelhelix beschreibt und Hinweise gibt, was mit ihr geschieht, wenn sie sich teilt: Die doppelspiralige Architektur der DNA ist durch das Elekronenmikroskop zu durchschauen und macht die Vererbung auf molekularer Ebene verständlich. Wie bei einem Reißverschluss öffnen sich die beiden Stränge und bilden Vorlagen für eine exakte Kopie des genetischen Materials. Dieser Artikel wird zur Sensation.

Die Entdeckung der Doppelhelix ist ein Höhepunkt, aber auch die Eröffnung neuer Wege in der Biogenetik. In viele Bereichen sind die Forscher schon vorgedrungen. So ist es zum Beispiel heute möglich Insulin für zuckerkranke Menschen gentechnisch herzustellen. In anderen Gebieten, wie bei den Erbkrankheiten, befinden wir uns allerdings noch in den Kinderschuhen.

1962 erhielten die Forscher für ihre Entdeckung den Nobelpreis für Medizin. Danach arbeitete der am 08. Juni 1916 im englischen Northampton geborene Crick, im Salk Institute for Biological Studies in San Diego, Kalifornien. Unter anderem widmete er sich der Ergründung der seelischen Zustände des Menschen. Crick wollte beweisen, dass auch die Gefühle vom Gehirn gesteuert werden.

-ab-geändert 30.07.04 / 28.02.03 GH Text/Bilder Die Gene Tessloff Verlag, Band 111

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