Überschwemmungen in Asien

Während wir uns in Deutschland an den 5. Jahrestag des Elbe-Hochwassers erinnern, das damals als "Jahrhundertflut" bezeichnet wurde, treffen uns aktuelle Meldungen von Starkregen und Überschwemmungen. Die heftigsten Unwetter in der Schweiz seit zwei Jahren haben großen Schaden angerichtet und die Pegel des Rheins gefährlich ansteigen lassen. Viel schlimmer als diese Ereignisse sind aber die katastrophalen Fluten in Nepal, Indien und Bangladesh.

Allein in Bangladesch leben auf einem Quadratkilometer etwa 1000 Menschen, in Deutschland sind es 220. Das heißt, wenn es eine Überschwemmung gibt, sind wesentlich mehr Menschen betroffen als zum Beispiel in Deutschland. Das Ausmaß einer Katastrophe ist somit um ein Vielfaches höher. Die Bevölkerungszahlen steigen noch ständig an. Immer mehr Menschen benötigen immer mehr Platz und mehr Nahrung. Die ursprüngliche Waldvegetation ist weitgehend vernichtet, die Wälder wurden in Ackerland gewandelt, auf dem überwiegend Reis angebaut wird. So wird auch immer mehr in stark hochwassergefährdete Gebiete gebaut.


Monsun

Bangladesch liegt im Einflussbereich des Südwest-Monsuns, so dass im Jahr durchschnittlich 1.500 bis 2.250 mm Niederschlagssumme erreicht werden. Im Osten, am Fuß der Tripura-Lushai-Berge, fallen 3.000 bis 4.000 mm. Dort findet sich mit dem Mowdok Mual auch die höchste Erhebung Bangladeschs (1003 m). Mehr als die Hälfte der Jahresniederschläge entfällt auf die Monate Juni bis August. Im März/April und auch im Oktober kommt es häufig zu tropischen Wirbelstürmen über dem Golf von Bengalen, die oft katastrophale Folgen haben, da die damit verbundenen Fluten weite Teile des Landes überschwemmen.

Da man in Nepal und Indien Dämme und Deiche zur Regulierung der Flut gebaut hat, wurde dort die Flutgefahr zwar verringert da das Wasser aber schneller abfließt, hat sich die Überflutungsgefahr in Bangladesch, wohin die Flüsse fließen erhöht. Aufgrund der Klimaerwärmung geht man davon aus, dass ein Drittel Bangladeschs am Ende des 21. Jahrhunderts unter Wasser stehen wird.

Gewaltige Fluten

Die Naturkatastrophe trifft insbesondere die ärmsten Menschen in den am wenigsten entwickelten Bundesstaaten und Bezirken Indiens, Bangladeschs und Nepals.

In diesem Jahr ist es noch schlimmer als früher. Dabei hatte der Monsunregen erst im Jahr 2004 katastrophale Ausmaße angenommen: Damals waren 30 Millionen Menschen obdachlos geworden, 1600 sind ums Leben gekommen.

Das riesige Ausmaß der Naturkatastrophe stellt die Hilfsorganisationen vor enorme logistische Schwierigkeiten. Straßen sind unpassierbar, tausende Dörfer von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten, da vielerorts die Deiche gebrochen sind. Da weitere Wassermassen aus Nepal herangespült werden, ist mit einer Entwarnung nicht zu rechnen. Hubschrauber der Regierung werfen an vielen Orten Hilfsgüter ab, doch es fehlt oft noch an geordneten Verteilwegen. Viele Familien werden noch wochen- und monatelang auf Hilfe angewiesen sein.


Gefährliche Krankheiten


UNICEF befürchtet in den Überschwemmungsgebieten in Asien die Ausbreitung von gefährlichem Durchfall und Infektionskrankheiten, insbesondere bei Kindern. Allein in den indischen Bundesstaaten Bihar und Uttar Pradesh sind rund zehn Millionen Menschen durch stehendes Dreckwasser bedroht, 40 Prozent davon sind Kinder und Jugendliche. Seit Tagen kampieren unzählige Menschen unter katastrophalen Bedingungen im Freien. Die Situation ist sehr ernst. Das Wasser ist mit Erregern verseucht. Die Leute haben nichts zu essen und zu trinken. Die hygienischen Bedingungen in Notunterkünften sind schlecht. UNICEF schickt deshalb zusammen mit den lokalen Behörden 50 Gesundheitsteams mit jeweils zwei Ärzten in die Katastrophengebiete und bereitet Massenimpfungen gegen Masern vor, erklärte Joan Howe, Sprecherin von UNICEF-Indien.

Zahlreiche Einrichtungen und Hilfsorganisationen bitten um Spenden für diese Notregion und die betroffenen Menschen in Indien und Bangladesch. Besonders die Kinder benötigen Hilfe!


Strohhalme retten Leben


Die Kindernothilfe kümmert sich um die medizinische Erstversorgung von Kindern und Familien in Bangladesch. Die Soforthilfe erreicht 40.000 Menschen, davon rund 24.000 Kinder in vier Regionen des Landes sowie im Großraum Dhaka.Unsere Partner sind mit Ärzten und medizinischem Personal unermüdlich im Einsatz, um Kinder vor lebensbedrohlichem Mineralstoffverlust durch Durchfallerkrankungen zu schützen", erklärt Erhard Stückrath, Projektkoordinator der Kindernothilfe. Die Teams verteilen Tabletten zur Desinfektion von Trinkwasser sowie spezielle Mineralstoffe. Außerdem stellen sie 1.000 Kleinwasserfilter zur Verfügung, die wie ein überdimensionierter Strohhalm aussehen."

Diese Life-Straws' können die Kinder an einer Schnur um den Hals tragen und damit einige Wochen lang auch aus dem dreckigsten Wasser unbesorgt trinken.

Die Flutopfer erhalten Nahrungsmittel wie Reis, Linsen, Öl und Salz. Für Säuglinge verteilen die Teams Babynahrung. Außerdem retten die Helfer gefährdete Flüchtlinge mit Booten aus den überschwemmten Gebieten und bringen sie in eines von 34 Schutzzentren.

Wie man sich vor Hochwasser schützen kannst erfährst du, wenn du unten auf den Link klickst.

Auch zum Elbehochwasser vor fünf Jahren findest du Informationen.


Unter www.kindernothilfe.de oder www.unicef.de/ gibt es mehr Informationen. Dort findest du auch die Nummern der Spendenkontos.

Wer mehr über die Ursachen von Zyklonen, Taifunen, Dürren oder Überschwemmungen wissen möchte, der kann im WAS IST WAS Band 74 Naturkatastrophen nachlesen.

Text RR: 10. 8. 2007, Bilder: UNICEF, Kindernothilfe, Krämer (Life Straw) environement concerns / destination asia.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt