New Orleans - Stadt unter Wasser

New Orleans liegt 1,80 Meter unter dem Meeresspiegel. Mächtige Deiche schützten die Stadt vor dem Meer. Nach Hurrikan "Katrina" brach ein Damm und die Stadt ist überflutet.

Aktuelle Ergänzung:

Mittlerweile ist mindestens ein Damm in New Orleans gebrochen, nachdem "Katrina" schon über New Orleans hinweggezogen war. Zur Zeit sind mehr als 80 Prozent der Stadt überflutet. Am Freitag morgen (2.9.2005) gab es auch mehrere schwere Explosionen in der Stadt, deren Ursachen noch unklar sind.

Es gibt große Schwierigkeiten mit Plünderern, die die Gunst der Stunde ausnutzen und alles rauben, was nicht niet- und nagelfest ist. Die Gouverneurin von Louisiana hat mittlerweile das Kriegsrecht verhängt. Polizisten und soldaten dürfen auf Plünderer auch schießen.

Außerdem gibt es große gesundheitliche Gefährdungen. Giftige Stoffe und Fäkalien vergiften das in den Straßen stehende Wasser. Die Behörden rechnen damit, das Typhus und Cholera ausbricht.

Mit Hubschaubern versucht man, Sandsäcke und Betonsperren abzuwerfen und damit den geborstenen Damm notdürftig zu reparieren. Man geht davon aus, dass mehrere zehntausend Menschen in der Stadt geangen sind. Sie harren schon mehrere Tage auf den Dächern ihrer Häuser aus und hoffen, bald gerettet zu werden. Hier findet ihr eine interaktive Karte von New Orleans, auf dem die überfluteten Gebiete betrachtet werden können (auf Englisch).

Überflutete Südstaatenmetropole

Jedes Jahr reisen Millionen von Touristen nach New Orleans. Die Stadt am Mississippi-Delta wurde 1718 von den Franzosen gegründet, kam 1762 an Spanien und 1803 an die USA. Sie ist berühmt für Jazz-Musik und Lebensstil. Nordamerikas bekanntester Karneval, der Mardi Gras, wird hier gefeiert. Jetzt ist die Stadt wegen einer drohenden Naturkatastrophe evakuiert worden - erstmalig in der Geschichte der USA.

Zweitstärkster Hurrikan der Geschichte

Kategorie 5 ist die gefährlichste Stufe auf der Saffir-Simpson-Skala für Hurrikane. Diese Kategorie hat "Katrina" erreicht. Mit einem Kerndruck von ungefähr 906 Millibar ist "Katrina" der zweitstärkste je gemessene Hurrikan.

Der Wirbelsturm bildete sich über den Bahamas und fegte kurz darauf als Sturm der Kategorie 1 über den Süden Floridas hinweg. Wieder auf dem Wasser gewann der Sturm über dem Golf von Mexiko an Kraft und musste zur Kategorie 5 heraufgestuft werden.

"Katrina" ist der elfte Atlantik-Hurrikan seit 1. Juni. Das sind sieben mehr als normal, erklärte das Hurrikan-Zentrum in Miami.

Ungünstige Lage

New Orleans liegt 1,80 Meter unter dem Meeresspiegel. Zu ihren rund 470.000 Einwohnern kommen noch Hunderttausende Touristen. Insgesamt leben am Mississippidelta 1,4 Millionen Menschen. Die Stadt ist an drei Seiten von Wasser umgeben: dem Golf von Mexiko, dem Fluss Mississippi und dem See Pontchartrain. 1965 hat der Hurrikan "Betsy" fast die Hälfte der Stadt unter Wasser gesetzt. Damals sind 74 Menschen an der Südküste ums Leben gekommen, 60.000 obdachlos geworden. Auch jetzt wird erwartet, dass die Wassermassen, die der Sturm vor sich her schiebt, das Deichsystem der Stadt überfluten werden. "Katrina" könnte bis zu zehn Meter hohe Flutwellen erzeugen und die Wassermassen 15 Kilometer weit ins Inland treiben.

Chaos bei der Evakuierung

Gleich nach der Rede des Präsidenten wälzten sich auf den Ausfallstraßen die Autoschlangen in Richtung Inland. Insgesamt waren von Louisiana bis Florida Hunderttausende auf der Flucht. Es sah aus wie in den Katastrophenfilmen Hollywoods. Die Nationalgarde wurde eingesetzt, kontrollierte nicht nur die Dämme, die New Orleans schützen, sondern auch die aus der Stadt führenden Verkehrsströme. An zahlreichen Tankstellen ging das Benzin aus, so dass es nicht mehr weiter ging. Bis zum Eintreffen der Tankwagen verging viel Zeit.

Rund 100.000 Menschen in New Orleans besitzen kein Auto und konnten auch bei niemandem mitfahren - für sie wurde das städtische Stadion, der "Superdome", als gigantische Notunterkunft eingerichtet. Die Sporthalle hat 84 000 Plätze. Auch Touristen, welche die Stadt nicht rechtzeitig verlassen können, sollen hier Schutz finden.

Die Auswirkungen

Die ersten Schätzungen über die Schäden wurden bei weitem übertroffen. Zunächst dachte man, New Orleans sei vor allem mit einem großen Schrecken davon gekommen, weil der Hurrikan kurz vor Landgang leicht abdrehte. So sprach man am Dienstag noch von bis zu 40 Toten und davon, dass New Orelans "glimpflich davon gekommen sei".

Nun werden aber die gesamtem Auswirkungen klar: So rechnen die Behörden in Louisiana, Mississippi und Alabama nun (Mittwoch, 31.08.) mit mehreren hundert Toten.

Mehr als 2,5 Millionen Bewohner in der Region sind ohne Strom. Kleinere Gemeinden wie die Touristenorte Biloxi oder Gulfport an der Küste Mississippis wurden stark verwüstet. Sechs Meter hohe Flutwellen rasten dort weit ins Land.

Die unterhalb des Meeresspiegels liegende Touristenmetropole New Orleans droht zu versinken, weil immer mehr Pumpen versagten. Zwei Dämme zum Pontchartrain-See und die zentrale Wasserleitung waren schließlich doch gebrochen und setzten die gesamte Stadt unter Wasser. Es droht ein Trinkwasser- und humanitäres Problem. Im Superdome, dem Football-Stadion und zentralen Anlaufpunkt für alle, die nicht aus der Stadt fliehen konnten, herrschten schließlich schreckliche, katastrophale Zustände, weil mehr als 30.000 Menschen Zuflucht suchten.

Im Meer wurden Ölplattformen aus den Verankerungen gerissen. Experten rechnen mit einem Schaden von bis zu 26 Milliarden Dollar. Damit hätte "Katrina" mehr Schaden angerichtet, als jeder Hurrikan zuvor und wäre der "teuerste" Sturm in der Geschichte der USA.

Erklärung der Begriffe:

Hurrikan: Tropischer Wirbelsturm, entsteht im Sommer, wenn die Wassertemperatur der Ozeane mindestens 27 Grad Celsius beträgt.

Kerndruck: Maßstab für die Intensität eines Sturms.

Millibar: Maßstab für den Luftdruck (1 Millibar = ein tausendstel Bar).

Saffir-Simpson-Skala: Hurrikans werden je nach Windstärke auf einer Skala zwischen 1 (119 bis 153 Stundenkilometer) und 5 (schneller als 249 Stundenkilometer) eingereiht. Bei Stärke 2 können beispielsweise Dachziegel abgedeckt werden. Hurrikans der höchsten Stufe sind selbst für fest gemauerte Gebäude gefährlich.

Text: RR /ab, Bild: PhotoDisc

29. 8. 2005/ 31.08. 2005

Ergänzt: -jj- am 2.9.2005

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt