Moderne Regenmacher

Seit 1950 kann die Wissenschaft künstlichen Regen erzeugen. Die Versuche sind umstritten und nicht immer erfolgreich. Im Sommer 2010 hat ein geheimes Wetterprojekt im Emirat Abu Dhabi über 50 Regenschauer ausgelöst - und das bei zunächst wolkenlosem Himmel.

Im Sommer 2010 hat ein geheimes Wetterprojekt im Emirat Abu Dhabi über 50 Regenschauer ausgelöst.

Das interessante daran ist die Jahreszeit, in der diese Versuche durchgeführt wurden: Im Juli und August fällt dort in den Wüstenstaaten überhaupt kein Regen.
Es ist offenbar das erste Mal gewesen, dass Regen bei vollkommen klarem Himmel erzeugt werden konnte.

Regen für 8 Millionen Euro


Wie der Telegraph (eine große englische Tageszeitung) schreibt, hat das Projekt bisher über acht Millionen Euro verschlungen. Der Regen wurde punktuell ohne Einsatz gefährlicher Chemikalien erzeugt .
Mächtige Ionisierer, die riesigen Lampenschirmen ähneln, erzeugen negativ geladene Partikelfelder. So konnten bei völlig klarem Himmel große Wolkenformationen erzeugt werden.
Daraufhin kam es zu  ungewöhnlichen Unwettern, die teilweise sogar von Blitz, Hagel und Sturm begleitet wurden.

Regen durch Hagelflieger


Während über das Projekt in Abu Dhabi offiziell nur wenig bekannt wurde, gibt es künstlichen Regen schon lange.

Meistens wird für solche Zwecke Silberiodid verwendet. In Deutschland und Österreich verwenden Hagelflieger diese Technik.

Bei besonderen Wetterlagen versprühen speziell ausgerüstete Flugzeuge ein Silberiodid-Aceton-Gemisch in die Wolken, um durch die Bildung sehr kleiner Hagelkörner zu verhindern, dass sich gefährliche große Hagelkörner bilden. So soll die Landwirtschaft vor Schäden durch Hagelschlag bewahrt werden.

Chemischer Regen

Mit dieser Technik lassen sich auch bestimmte Regenwolken zum Abregnen des Wassergehalts bringen, um trockene Gebiete mit mehr Feuchtigkeit zu versorgen.

Der Erfolg dieser Methode ist gering, bringt nur etwa 10% mehr Niederschlag.

Das Silberiodid ist im dadurch gefallenen Schnee in geringsten Mengen analytisch nachweisbar. Diese Mengen sind für den Menschen angeblich ungefährlich.

Was ist Silberiodid?

Silberiodid ist eine chemische Verbindung aus Silber und Iod. Es ist ein gelbliches, in Wasser unlösliches Salz. In der Natur kommt es als Mineral Jodargyrit vor.
Chemisch wird es durch Ausfällen aus einer Silbernitrat-Lösung mit Hilfe von Kaliumiodid gewonnen.

In den Anfangszeiten der Fotografie im 19. Jahrhundert wurde es wegen seiner Lichtempfindlichkeit für verschiedene Edeldruckverfahren verwendet.

Sonne und Schnee

Silberjodid wurde auch schon versprüht, um bestimmte Großereignisse regensicher zu machen, wie zum Beispiel das Ankommen des Olympischen Feuers in Peking auf dem Platz des himmlischen Friedens im Jahr 2008.

Dazu unterhält die Volksrepublik China ein staatliches Wetteränderungsamt. Es sorgte auch zu den Feiern zum 60. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik am 1. Oktober 2009 für Schönwetter.
Solche Versuche verlaufen nicht immer gut: Als im November 2009 eine anhaltende Dürre bekämpft werden sollte, lösten die Wettermanipulationen einen ungewollten Schneesturm aus, der in Peking Schwierigkeiten verursachte

Regen gegen Atomverseuchung


Russland experimentiert schon seit den 1980er Jahren damit. Zum Beispiel wurde die Methode 1986 bei Tchernobyl zur Verhinderung von radioaktiv belasteten Wolken eingesetzt.

Auch die 9.-Mai-Paraden in Moskau in den Jahren 2005 und 2008 wurden auf die Weise regenfrei gehalten.

Das Wetter als Waffe

In seinem ersten Film "Das Arche Noah-Prinzip" aus dem Jahr 1984 schilderte der Regisseur Roland Emmerich wie von einer Raumstation aus das Klima und Wettergeschehen auf der Erde beeinflusst werden kann - auch zur Entscheidung von Kriegen.

Tatsächlich gibt es seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts offizielle Pläne der US-Armee und Luftwaffe zur Wetterbeeinflussung als Kriegsführung. Der Report von 1996 trägt den Titel "Owning the Weather in 2025" und kann hier abgerufen werden, ist aber in englischer Sprache verfasst.

Wenn du mehr über das Wetter auf der Erde erfahren willst, dann lese dich schlau mit dem WAS IST WAS Band 7 Das Wetter.


Text: RR, Stand: 22. 2. 2011, Bilder Christian Jansky (Hagelflieger, cc by sa 2.5), Unwetter: Greg Lundeen (pd), Plakat: Filmverlag der Autoren.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt