Martin Behaim und der Erdapfel

Am 29. Juli 1507 starb Martin Behaim in Lissabon. Der Ritter und Tuchhändler schuf zwischen 1490 und 1493 den ältesten heute noch erhaltenen Erdglobus, den er "Erdapfel" nannte.

Martin Behaim wurde am 6. Oktober 1459 als ältester Sohn der Patrizierfamilie Behaim geboren. Sein Vater hieß ebenfalls Martin und die Mutter war Agnes aus der Familie Schopper. Das Paar bekam insgesamt 12 Kinder, wovon fünf schon im Kindesalter starben. Wie alle Patrizier verdiente der Vater sein Geld mit Handel. Über Martins Jugend ist nichts überliefert. Er wird wohl von seinem Vater Einblicke ins elterliche Geschäft erhalten haben, wie es damals üblich war. Martins Vater wurde nur 37 Jahre alt. Als er starb war Martin gerade 15. Ein Jahr später schickte ihn sein Onkel, der die Vormundschaft übernommen hatte, zu einem Tuchkaufmann in die Niederlande. Dort blieb er ein Jahr und wechselte dann zu einem Nürnberger Kaufmann, der in Antwerpen seinen Handel betrieb. Martin durfte dort auf eigene Rechnung mit wertvollen Tüchern handeln.



Abenteuerliche Reisen

Der Kontakt mit den Kaufleuten weckte in Martin das Fernweh. 1484 reiste er von Nürnberg nach Lissabon. Dort begab er sich bald auf ein portugiesischen Schiff  und fuhr entlang der westafrikanischen Küste nach Süden.

Am 18. Februar 1485 wurde Behaim in Alcaçovas von König João II. zum Ritter geschlagen und gehörte nun zum portugiesischen Königshof. Warum der König das getan hat, weiß man heute leider nicht mehr. Wenige Jahre später heiratete er Joãna de Macedo, eine Tochter des Gouverneurs der Azoreninseln Fayal und Pico. 1488 wurde ein Sohn geboren, der ebenfalls auf den Namen Martin getauft wurde.

Der Behaim-Globus

1487 war Behaims Mutter Agnes verstorben, aber erst 1490 kam er zurück nach Nürnberg, um das Erbe zu regeln. Mit seinen Geschwistern musste er um den Nachlass streiten. In dieser Zeit ließ er für den Rat der Stadt Nürnberg den berühmten Globus fertigen. Die Idee einer Westfahrt nach Indien lag in der Luft und die reiche Stadt Nürnberg war an neuen Handelswegen interessiert. Behaim vergab die nötigen Arbeiten an diverse Handwerker: Zunächst fertigte ein Glockengießer eine Lehmkugel, die mit Leim getränktem Leinen ummantelt wurde. Nach dem Trocknen wurde die Kugel in zwei Hälften zerschnitten und der Lehmkern entfernt. An den Rand einer Halbkugel wurde ein Holzreifen so befestigt, dass er zur Hälfte herausragte. Mit Holzstiften wurde daran die zweite Kugelhälfte befestigt und darauf dann einige Schichten Papier geleimt. Es folgte ein Überzug aus kräftigem Leder die aus acht zusammengenähten Einzelteilen bestand. Darauf wurde eine weitere Papierschicht aufgetragen und bemalt.  Der Zeichner und Miniaturenmaler Georg Glockendon  wurde mit der Bemalung beauftragt. Er benötigte 15 Wochen.

Selbst nach der Entdeckung Amerikas blieb der Behaim-Globus zunächst noch gültig. Als im März 1493 Columbus von seiner ersten Entdeckungsreise zurückkehrte, war dies wenige Wochen später in Nürnberg bekannt. Zu diesem Zeitpunkt war Behaim schon wieder auf dem Weg nach Lissabon. Von dort wollte er wieder zu den Azoren reisen.

Früher Tod

1494 geriet Behaim auf einer Reise nach Flandern mit seinem Diener und der Reisekasse in Gefangenschaft und wurde nach England gebracht. Obwohl er dort schwer erkrankte, konnte er mit Hilfe eines Seeräubers nach Frankreich entkommen. Bis zu seinem Tod in Portugal gibt es nur noch eine einzige schriftliche Quelle, einen Brief vom 11. März 1494, abgeschickt im Mai 1494 in Portugal.

1495 starben sein Gönner König João II. sowie Behaims Schwiegervater. Beim neuen König fand Martin Behaim keine Gunst mehr. Am 29. Juli 1507 starb er völlig verarmt im Hospital von Lissabon.

Abischerz

Vor dem Nürnberger Martin-Behaim-Gymnasium steht ein Denkmal des berühmten Behaim-Globus. Vor vielen Jahren hat eine Abiturklasse das Kunstwerk mit bunter Farbe bemalt. Seither wechselt dieser Globus jedes Jahr die Farbe. Die Abiturklassen lassen diesen Abischerz immer wieder neu aufleben.



Text: RR, 23. 7. 2007, Foto: AB

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