Magnitude und Richter-Skala

"Das Beben hatte eine Stärke von 6,0 auf der nach oben hin offenen Richter-Skala." Das ist ein typischer Satz aus den Fernsehnachrichten, wenn über Erdbeben berichtet wird. Was aber ist die Richter-Skala? Um wie viel stärker ist ein Beben von 7,0 gegenüber einem Beben von 6,0 auf dieser Skala?

Um eine einfache Aussage über die Stärke eines Erdbebens treffen zu können, führte der kalifornische Seismologe (Erdbebenforscher) Charles F. Richter in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Maß die Erdbebenmagnitude auf der nach ihm benannten Skala ein.




Der Begriff Magnitude stammt vom lateinischen Wort magnitudo und bedeutet Größe. Grundlage zur Berechnung ist der maximale Ausschlag, den die Bewegung auf einer Erdbebenaufzeichnung durch einen Seismografen hinterlässt und die Entfernung zum Ausgangspunkt des Bebens. Ein Seismograf ist ein Gerät zur fortlaufenden Aufzeichnung von Erdbebenwellen.

Wegen der großen Vielfalt maximaler Ausschläge verwendete Richter eine logarithmische Skala.




Somit unterscheiden sich Beben, die mit ihrem maximalen Ausschlag um den Faktor 10 voneinander abweichen, in ihrer Magnitude um den Wert 1 auf der Richter-Skala. Ein Beben mit der Magnitude 7,0 bedeutet zehnmal stärkere Bodenbewegungen als bei Magnitude 6,0. Für eine maximal mögliche Erdbebenstärke lässt sich keine obere Grenze bestimmen. Da die Erdkruste aber nur begrenzt aufgestaute Spannungen speichern kann, die dann in Form von Erdbeben freigesetzt werden, ist auch eine Magnitude größer als 9 kaum möglich.


Trotzdem bezeichnet man die Richter-Skala als nach oben hin offen.




Mit der Richter-Skala lässt sich nur die Stärke, nicht aber die zerstörende Wirkung eines Erdbebens beschreiben. So kann ein Beben der Magnitude 8,0 in unbewohntem Gelände kaum Zerstörungen hervorrufen, während ein zehnfach schwächeres der Magnitude 7,0 unmittelbar unter einer Stadt zu schwersten Verwüstungen führt. Daher verwenden Wissenschaftler für die Intensität eines Erdbebens die erweiterte Mercalli-Skala.




Mercalli-Skala




Die von Charles F. Richter errechnete Stärke oder Magnitude eines Erdbebens sagt kaum etwas über seine Auswirkungen aus. Um zu bestimmen, welche Intensität ein Erdbeben hat und welche Schäden es anrichtet, verwendet man die weiterentwickelte Mercalli-Skala des Italieners Giuseppe Mercalli (1850-1914). Sie wird in zwölf Stufen unterteilt.




Intensität Wirkung I Wird nur von Seismometern registriert II Nur ganz vereinzelt von ruhenden Personen wahrgenommen III Nur von wenigen verspürt IV Von vielen wahrgenommen, Geschirr und Fenster klirren V Hängende Gegenstände pendeln, viele Schlafende erwachen VI Leichte Schäden an Gebäuden, feine Risse im Verputz VII Risse im Verputz, Spalten in den Wänden und Schornsteinen VIII Große Spalten im Mauerwerk, Giebelteile und Dachgesimse stürzen ein IX An einigen Bauten stürzen Wände und Dächer ein, Erdrutsche X Einstürze von vielen Bauten, Spalten im Boden bis zu einem Meter Breite XI Viele Spalten im Boden, Erdrutsche in den Bergen XII Starke Veränderungen an der Erdoberfläche, Gebäude werden dem Erdboden gleichgemacht

(Text: Geowissenschaftler Alexander Stahr)

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