Land unter in Mitteleuropa

Der seit Tagen anhaltende Dauerregen hat katastrophale Folgen für den Süden Deutschlands und Teile von Österreich und der Schweiz. Ganze Städte und Täler sind von der Außenwelt abgeschnitten und können nur per Hubschrauber erreicht werden. Straßen und Schienen sind zerstört und unterspült und können nicht befahren werden. Stellenweise wurde auch die Stromversorgung unterbrochen, damit niemand durch Stromschlag gefährdet wird. Besonders betroffen sind die anliegenden Gebiete der Flüsse Loisach, Lech und Donau.

Wegen der Überflutungen ist in vielen Orten auch die Trinkwasserversorgung gefährdet. Das hört sich zunächst komisch an, aber das Hochwasser drückt in die Kanalisation. Dadurch laufen die Talsperren, in denen das Trinkwasser für viele Ortschaften gespeichert wird, mit schmutzigem Wasser voll.

Die Behörden bitten dringend darum, dass niemand in die betroffenen Gegenden fährt und sich selbst in Gefahr bringt oder womöglich die Rettungskräfte behindert.

Der Inn bei Kufstein am 23. August 2005. Foto: Henryart/Wikipedia/GFDL

Die Lage in Deutschland...

In Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen, Augsburg und Kempten wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Der wird immer ausgerufen, wenn Unglücksfälle nicht mehr mit herkömmlichen Hilfskräften, also Feuerwehr, Rotes Kreuz und Polizei, bewältigt werden können. Dann kommen das Technische Hilfswerk (THW) und gegebenenfalls auch die Bundeswehr zum Einsatz.

Die Iller in Kempten hat einen Pegel von über 6,30 Meter erreicht, höher als bei den Überflutungen vor sechs Jahren. Und das war damals schon ein Rekord-Hochwasser. Im Isartal wurde ein großer Wasserspeicher geöffnet, damit es zu keinen unkontrollierten Überschwemmungen kommt. Pro Sekunde fließen dort 1000 Kubikmeter ab, also eine Million Liter Wasser in der Sekunde. Das ist der Inhalt von mehr als 4000 Badewannen!

...in Österrreich...

Auch in Österreich sind viele Orte von der Außenwelt abgeschnitten, etwa das Kleinwalsertal und einige andere Gemeinden. Die Bewohner können eigentlich nur aus der Luft versorgt oder gerettet werde, wenn sie nicht schon vorher evakuiert worden sind. Wie in Deutschland sind Telefon-, Strom- und Trinkwasserleitungen unterbrochen.

Am Dienstagmittag wurde die Inntalautobahn gesperrt, denn das Inntal und das Lechtal sind überflutet. Autofahrer wurden schon in Bayern und Südtirol gestoppt, damit niemand in das Katastrophengebiet hineinfährt und sich und Rettungskräfte gefährdet. Außerdem drohte die neue Lechtalbrücke einzustürzen. Eines der Widerlager, also dort, wo die Brücke am Ufer aufliegt, war von Wasser unterspült worden. Mittlerweile ist die Einsturzgefahr allerdings gebannt.

Wie in Deutschland wurde auch in Österreich Katastrophenalarm ausgelöst und das Bundesheer eingesetzt. Mit schwerem Räumgerät, Räumpanzern und großen Kränen, versucht man, Straßen freizuräumen, um den Eingeschlossenen Hilfe zu leisten.

...und der Schweiz

In der Schweiz wurden mehrere Städte überflutet. Die Einwohner zeigten sich überrascht, wie schnell das Waser zum Teil mannshoch anstieg. In Luzern wurden hölzerne Brücken und Stege gebaut, damit Einwohner und Touristen, die in der Stadt waren, trockenen Fußes über die Wassermassen laufen können.

In anderen Ortschaften gab es Dammbrüche und Flutwellen, was dazu führte, dass Keller und Häuser überflutet wurden. Auch in den Schweizer Überschwemmungsgebieten ist die Versorgung mit frischem Trinkwasser, Strom und Telefon teils unterbrochen.

Besonders betroffen ist das Berner Oberland und die Zentralschweiz. In Bern wurden ganze Stadtviertel geräumt und es gab auch schon mehrere Tote zu beklagen. Allein in der Schweiz wird der Schaden auf über 300 Millionen Euro geschätzt.

Wie ist die Voraussage für die nächsten Tage?

In den Alpengebieten scheint das Schlimmste überstanden zu sein, zumindest steigt das Wasser größtenteils nicht mehr an. Der Pegel in einigen Alpenseen steigt nur noch langsam an. Dafür müssen sich jetzt die Anwohner flussabwärts auf Überschwemmungen einstellen. Besonders in den deutschen Städten Neuburg, Kelheim, Straubing und Passau befürchtet man Überschwemmungen.

Experten rechnen mit Wasserständen, die noch über den Marken des Jahrhunderthochwassers von 1999 liegen. Tausende von Helfern sind im Einsatz, zum Teil wurden sogar freiwillige Helfer des THW aus dem Urlaub zurückgeholt. Glück hatten bei dem ganzen Wetterchaos bisher nur zwei Sumpfbiber aus dem Berner Zoo. Die nutzten die einmalige Gelegenheit zur Flucht.

Hier findet ihr eine Bildstrecke mit aktuellen Fotos aus den Hochwassergebieten bei der Süddeutschen Zeitung

Mehr Informationen zur Entstehung verschiedener Naturkatastrophen findest du auch im

WAS IST WAS-Band 74: Naturkatastrophen

Text: -jj-/24.8.2005

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