Kyrill - ein herrliches Unwetter

In der Nacht zog das Sturmtief Kyrill (gr.=der Herrliche) über Deutschland und Europa und richtete beträchtliche Schäden an. Über 25 Todesopfer sind zu beklagen. Glück im Unglück haben viele Schulkinder: Wegen der Wetterlage fiel die Schule in einigen Bundesländern aus. Mehr über Kyrill und die angerichteten Schäden erfahrt ihr hier ...

Aktuell am Freitag, den 19.1.2007 gegen 10.00 Uhr hat sich Kyrill Richtung Baltikum, also in Richtung Nordosten, verabschiedet. Die Bewohner Bayerns und Sachsens bekommen noch die Nachwehen in Form von intensivem Regen und Böen, die immer noch Orkanstärke erreichen. Im Westen hat die Windstärke deutlich nachgelassen, dennoch erreichen auch dort einzelne Böen immer noch Sturmstärke.

Kyrill ein windiger Geselle

Am 15. Januar entwickelte sich das Orkantief Kyrill in der Nähe von Neufundland. Am 18. Januar erreichte die Sturmfront Mitteleuropa. Vom Deutschen Wetterdienst wurde Kyrill als stärkster Orkan seit dem Sturm Lothar im Dezember 1999 eingestuft. Ein Sturm gilt dann als Orkan, wenn Windgeschwindigkeiten von mindestens 117 km/h erreicht werden.

Das Zentrum von Kyrill zog über Nordirland, Schottland und Schweden, doch auch die Ausläufer, die bis an den Alpenrand reichten, richteten noch große Schäden an und führten europaweit zu Stromausfällen. Die Höchstgeschwindigkeit wurde am 18. Januar abends auf dem bayerischen Wendelstein gemessen: 202 km/h. Bislang gibt es über 25 Tote und Schäden in Milliardenhöhe.

Katastrophenhelfer in ganz Europa bereiteten sich auf ihre Einsätze vor. Dabei kam es aber immer wieder zu Problemen, denn in Deutschland ist jedes Bundesland für den Katastrophenschutz selbst verantwortlich. Dabei kam es immer wieder zu Problemen in der Zusammenarbeit, wie Experten kritisieren.

Bahnverkehr


Reisende verbringen die Nacht im Zug in der Nähe von Würzburg.

Der Bahnverkehr wurde zunächst stark eingeschränkt und die Höchstgeschwindigkeit für Züge gesenkt. Außerdem wurde die Neigetechnik von Regionalzügen ausgeschaltet, damit die Züge nicht so leicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden konnten.

Am Abend des 18. Januar wurde schließlich erstmals in Deutschland der Fernverkehr der Bahn wegen eines Unwetters komplett eingestellt. Züge auf freier Strecke fuhren nur in den nächsten geeigneten Bahnhof, wo für die Reisenden Notunterkünfte, Decken und Tee bereitstanden.

Der erst vor wenigen Monaten eröffnete Berliner Bahnhof wurde evakuiert, als sich aus der Fassade ein zwei Tonnen schwerer Stahlträger löste und zu Boden stürtzte und weitere Elemente einzustürzen drohten. Einige Fahrräder wurden beschädigt, verletzt wurde zum Glück niemand.

Flugzeug

Auch der Flugverkehr wurde massiv gestört. Der Sicherheitsabstand zwischen einzelnen Flugzeugen bei Start und Landung musste erhöht werden. Darum konnten weniger Maschinen starten und landen und viele Flüge in London-Heathrow, in Frankfurt/Main und anderen Flughäfen wurden gestrichen.

Straßen

Auch der Straßenverkehr wurde durch den Sturm massiv gestört. LKWs wurden einfach umgeblasen, zahlreiche umgestürzte Bäume behinderten die Autofahrer. Die Autobahn A45 wurde zwischen Hagen und Siegen auf 45 Kilometern Länge gesperrt, weil es dort viele Brücken gibt, die bei solchen Windstärken eine Gefahr darstellen.

Statt Land unter - Land weg



Auch die Nachbarstaaten wie etwa die Niederlande wurden stark von Kyrill in Mitleidenschaft gezogen. Hier ein Sturmschaden in Delft.

An der Küste wurden die Nordseeinseln massiv durch die aufgepeitschte Nordsee angegriffen. Mehrere Hunderttausend Kubikmeter Sand wurden einfach ins Meer gespült, teilweise gingen mehr als 50 Meter Strand verloren. Jahr für Jahr werden Millionen Euro dafür ausgegeben, dass bei ruhigem Wetter Sand vor den Inseln aufgeschüttet wird. Doch der durch den Klimawandel steigende Meeresspiegel macht den Erhalt der Nordseeinseln immer schwieriger und teurer.

Wie werden Windstärken gemessen?

Windgeschwindigkeiten werden in der Beaufort-Skala gemessen. Sir Francis Beaufort entwickelte sie 1806, während er Kapitän des Segelschiffs Woolwich war. Bei der Einteilung orientierte er sich am Verhalten seines Segels und des Meeres, etwa ob sich Gischt bildet oder Wellenkämme brechen. Wegen des Ursprungs in der Seefahrt wird die Windgeschwindigkeit in Knoten angegeben, ein Knoten entspricht 1,852 km/h.

Übrigens: Kyrill ist nach einem Familienvater benannt, dessen Angehörige ihm zum 65. Geburtstag eine Namenspatenschaft für ein Hochdruckgebiet, also für schönes Wetter schenken wollten. Aber in ungeraden Jahren tragen Hochdruckgebiete weibliche Namen, so dass nur Tiefdruckgebiete zur Auswahl standen.

Hier werden die Auswirkungen der Windstärken interaktiv dargestellt (Flash benötigt)

http://www.Unwetterzentrale.de

http://www.Wetter.com

Wenn dich Klima und Wetter der Erde interessieren, dann wirf doch auch mal einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 7: Das Wetter

Text: -jj- 17.1.2007//Bilder: Zugbild: MatthiasWieland/PD; Baum Steven Lek/PD; Bäume: Walter J. Pilsak/GFDL;

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt