Klimawandel bedroht das ewige Eis

Ein kalter Koloss ist aus dem Schelfeis der Antarktis gebrochen. 41 Kilometer lang und 2,5 Kilometer breit ist der flache Tafel-Eisberg, der jetzt im Meer um das arktische Festland treibt. Tatsächlich brechen an der äußersten Spitze immer wieder Eisberge ab. Dieser Prozess wird als kalben bezeichnet.

Die Naturschutz - Organisation WWF (World Wide Fund for Nature) weist darauf hin, dass der Klimawandel sich in der Antarktis bereits wesentlich deutlicher zeigt, als in unseren Breitengraden. Dort erhöht sich die Durchschnittstemperatur rascher als bei uns, genauer gesagt: fünfmal schneller! Das südliche Polarmeer ist bis in eine Tiefe von 3000 Metern wärmer geworden.

Besonders betroffen ist der Nordwesten der Antarktis. Dort werden die Winter wärmer, die Winde stärker und das Eis dünner. Es ist in dieser Gegend heute durchschnittlich 6 Grad Celsius wärmer als vor 50 Jahren. Weltweit beträgt die Temperaturerhöhung der letzten 200 Jahre rund 0,8 Grad.

Meldungen, dass größere Eisflächen aus dem Schelfeis der Antarktis herausgebrochen sind, gab es seit dem Jahr 2000 mindestens einmal im Jahr. Erst im Oktober 2007 ging die Pressemeldung um die Welt, dass ein Eisberg sich gelöst hatte, der fast so groß war wie die Stadt Hamburg. Nie wurde eine so geringe Ausdehnung und Dicke des arktischen Meereises gemessen wie damals.

Schelfeis - Was ist das?

Am Anfang steht der Schnee: Er fällt im Inneren des Kontinents, wo es sehr kalt ist, auf die Gletscher. Die weiße Decke verdichtet sich unter ihrem eigenen Gewicht und drückt das Eis in Richtung Meer. Als Schelfeis bezeichnet man eine große Eisplatte am anderen Ende dieses Prozesses, die auf dem Meer schwimmt und mit einem Gletscher an Land fest verbunden ist. In der Regel ist Schelfeis zwischen 200 und 1000 Metern dick. Dass an der äußersten Spitze dieser Platte immer wieder Eisberge abbrechen und ins Wasser stürzen ist normal. Dieser Prozess wird als kalben bezeichnet. Die Wissenschaftler streiten darüber, ob das Vorrücken der Schelfeiskante seit 1957 ein normaler Prozess ist oder bereits eine Auswirkung der Klimaerwärmung.


Klimatische Wechselwirkungen

Klimatisch lassen sich Nord- und Südpol nicht trennen. So führen physikalische Prozesse im polaren Atlantik zum Ansaugen von warmem Ozeanwasser aus niederen Breiten. Das wiederum beeinflusst das Klima und die Lebensbedingungen bei uns. Dehnt sich das Sonnenstrahlen reflektierende Meereis aus, so beeinflusst das wiederum den Wärmehaushalt der Erde. Antarktisches Schelfeis und Gletscher schmelzen, polares Meereis geht zurück. Damit verändert sich unsere Biosphäre. Würden die verbliebenen Eismassen zerfließen, würde der Meeresspiegel so hoch steigen, dass die meisten stark bevölkerten Küstenregionen bedroht wären.

Pinguine bedroht

Kaiser- und Adeliepinguinen schmilzt buchstäblich das Eis unter den Füßen. Besonders der große Kaiserpinguin ist stark bedroht, denn er muss seine Jungtiere nun auf dünnerem Eis aufziehen, was problematisch ist. Die Winde, die in der Antarktis ohnehin extrem stark blasen, verstärken sich durch den Klimawandel noch zusätzlich. Pinguin-Eier und Jungtiere werden dadurch einfach ins Meer geweht. Der WWF betont, dass bei Kolonien von Kehlstreifenpinguinen in der Westantarktis die Zahl der Tiere um bis zu zwei Drittel abgenommen hat. Auch die Kolonien der Adelie-Pinguine sind in den letzten 25 Jahren um bis zu zwei Drittel geschrumpft.

Trinkwasserresource für die 3. Welt


Bei all diesen Hiobsbotschaften gibt es zum Schluss aber auch eine gute Nachricht. Damit das Süßwasser der Eisberge nicht einfach im Meer aufgeht, will eine Erlanger Firma jetzt mit Spezialschiffen Eisberge nach Afrika schleppen, um die von Trockenheit bedrohten Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Ein ehrgeiziges Unternehmen, das den Ärmsten der Armen ein klein wenig Hoffnung geben mag.

Mehr über Pinguine und ihre erstaunlichen Verhaltensweisen erfahrt ihr auch im WAS IST WAS Band 107 Pinguine. Über die wertvollen Ökosysteme in den Polarregionen informiert euch der WAS IST WAS Band 36 Polargebiete.

Auch im WAS IST WAS Band 125 Klima lest ihr alles Wissenswerte über den Klimawandel.

RR - Stand 31. 3. 2008, Bilder: Antarktis-Flagge: geschaffen von Graham Bartram; Gletscher: NASA, Image Library, Eisbrecher: Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt