Kalifornien in Flammen

Im Sommer 2007 gab es schwere Brände auf den Kanaren und in Griechenland, nun brennen riesige Waldgebiete im US-Bundesstaat Kalifornien. Mehr als 900 000 Menschen sind auf der Flucht, es ist die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte der USA. Hier erfahrt ihr, wie es zu solchen Feuern kommt, was man dagegen tun kann und dass Waldbrände manchmal auch zum Lauf der Natur gehören ...

Am 20. Oktober begann es in Südkalifornien zu brennen. Gut 900 000 Menschen wurden evakuiert, das sind vier Mal mehr als beim Wirbelsturm Katrina in New Orleans. Durch mehr als 20 einzelne Brandherde sind bisher über 1500 Häuser zerstört und mehr als 1300 Quadratkilometer Land verbrannt. Trotz des großen Ausmaßes der Brände gab es bis jetzt glücklicherweise nur wenig mehr als ein Dutzend Tote, über 70 Menschen wurden verletzt.



Notstand in Kalifornien


Der Gouverneur von Kalifornien, der aus Österreich stammende Schauspieler Arnold Schwarzenegger, hat den Notstand ausgerufen. Das bedeutet, das bestimmte Rechte der Bürger eingeschränkt sind, dafür aber Rechte von Polizei und Militär ausgeweitet sind, etwa um Menschen mit Gewalt von ihrem Besitz zu vertreiben, um ihr Leben zu retten.


6000 Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen, zusätzlich sind Einheiten der US-Luftwaffe sowie der Nationalgarde im Einsatz. Die Nationalgarde besteht aus ehemaligen Militärangehörigen und freiwilligen Mitgliedern. Sie kommt in Notfällen aller Art zum Einsatz.


Föhn heizt Brände an


Hauptursache für die Brände ist das heiße und trockene Wetter sowie die dadurch begünstigte Dürre in Südkalifornien. So trockneten Wälder und Buschland aus und die Flammen hatten leichtes Spiel. Von mindestens einem Feuer weiß man, dass es auf Brandstiftung zurückzuführen ist, eines wurde durch einen umgestürzten LKW verursacht.



Auf den Satellitenbildern sieht man, wie schnell sich die Feuer ausbreiten. Vom linken zum rechten Bild sind nur knapp 3,5 Stunden vergangen.

Die Santa Ana-Winde sind Föhnwinde die aus dem Landesinnern Richtung Meer wehen. Sie waren dieses Jahr besonders stark und rissen einige Stromleitungen um, die dann Brände auslösten. Die mehr als 100 km/h starken Winde fachten diese Feuer zusätzlich an und behinderten besonders die Löscharbeiten aus der Luft. Föhnwinde kommen von den Bergen. Sie sind besonders trocken und warm. In Deutschland kommen sie am Nordrand der Alpen vor.


Wie löscht man eine solche Flammenhölle?


Solch schwere Waldbrände müssen von mehreren Seiten angegangen werden. Unverzichtbar bleibt der mutige Einsatz von Feuerwehrleuten am Boden. Sie bekämpfen mit großen Tankwagen und Löschschläuchen das Feuer. Wichtigstes Ziel dabei ist, das Übergreifen auf noch unversehrtes Land und Gebäude zu verhindern. Dazu schlägt man zum einen Brandschneisen. Das sind mehrere Meter breite Korridore, aus denen alles Brennbare entfernt wird. Dort kommen die Feuer zum Erliegen.


Auch besprüht man das zu schützende Gut mit Wasser. Man nutzt die kühlende Wirkung, die das Wasser hat, was ein Entzünden erschwert. Es wird auch besonderes Brandgel eingesetzt. Das legt sich wie ein Film um die zu schützenden Gegenstände und verzögert ebenfalls das Entflammen.


Eine relativ neue Technologie ist der Einsatz von Sprengschläuchen. Das sind Schläuche, die mit Wasser gefüllt werden und in denen Sprengstoff enthalten ist. Sie werden auf bis zu hundert Metern Länge ausgerollt und dann gezündet. Durch die Sprengwirkung wird zum einen Sauerstoff verbraucht. Außerdem wird das Wasser extrem fein zerstäubt. Dadurch kann es große Mengen an Feuerenergie aufnehmen und es dadurch kühlen und löschen. Auch mit umgebauten Flugzeugturbinen können Brände bekämpft werden.


Wichtigstes Hilfsmittel bei Bränden solchen Ausmaßes ist und bleibt aber das Löschen aus der Luft. Dabei wird Wasser, das mit bestimmten Zusätzen versehen ist, aus Löschflugzeugen und -helikoptern abgeworfen. Die Zusätze sorgen dafür, dass noch nicht entflammte Bäume länger den Flammen widerstehen. Außerdem werden die Flammen werden durch das Wasser gelöscht und die Umgebung gekühlt, so dass die Zündtemperatur des Holzes nicht erreicht wird.


Sind Waldbrände nicht Teil der Natur?


Ja und Nein. Es stimmt, dass einige Pflanzen, wie die Riesenfichte Sequoia, sogar die Hitze von Feuern brauchen, um ihre Samen zu verbreiten. Dann sind konkurrierende Pflanzen verbrannt und sie fallen dann in durch Asche gedüngte Böden und haben gute Wachstumschancen. Auch der Eukalyptus fördert durch seine hohe Brennbarkeit Brände. Seine Stümpfe sind nach Feuern die ersten, die wieder austreiben.


Waldbrände dienen auch der Reinigung. Sie zerstören totes, altes Holz. Sie nehmen sich selbst die Nahrung weg, so dass auf natürliche Weise Waldbrände relativ selten vorkommen und meist auch lokal begrenzt sind. Insofern sind Waldbrände also tatsächlich Teil des natürlichen Kreislaufs.


Aber die riesigen Waldbrände wie in Griechenland oder in Kalifornien wären ohne die Eingriffe des Menschen in den natürlichen Bewuchs sehr selten. Wäre der Bewuchs ganz naturbelassen, dann würden sie nur auf kleinen Flächen auftreten. Schlimm sind Waldbrände heutzutage auch, weil es nur noch relativ wenige Waldflächen gibt, die nach Bränden oft auch nicht wieder aufgeforstet werden, sondern in Bauland umgewandelt werden. Die Fläche der grünen Lunge unseres Planeten nimmt stetig ab.


Wie findet man heraus, welche Ursache Waldbrände oder Brände allgemein haben?


Mit einer solchen chemischen Spürnase kann überprüft werden, ob Brandmittel wie Benzin eingesetzt wurden.



Dafür gibt es bei Polizei und Feuerwehr so genannte Brandermittler. Sie gehen dabei vor wie Sherlock Holmes: Sie schließen die Ursachen aus, die sicher nicht in Frage kommen. Dann bleibt im besten Fall nur eine Ursache als Brandauslöser übrig. Das wird Eliminationsverfahren oder Ausschlussverfahren genannt. Oft bleibt aber mehr als eine Ursache übrig und man kann nicht exakt die Brandursache angeben.


Wichtigstes Werkzeug der Beamten bei der Brandursachenermittlung ist die Erfahrung und ein scharfes Auge. So kann man aus der Lage des Brandherdes schon Rückschlüsse auf mögliche Ursachen ziehen. Sind die stärksten Brandspuren etwa im Bereich von Kabeln zu finden, dann kann man von einem Kurzschluss ausgehen. Interessanterweise zeichnet sich der Ursprungsort eines Brandes dadurch aus, dass dort nur sehr wenig Ruß vorhanden ist. Denn durch entstehende hohe Temperaturen verbrennt der Ruß und schwärzt nicht die Wände.


Die Ursachenforschung bei Waldbränden gestaltet sich allerdings wirklich schwierig. Brandmittel wie Benzin hinterlassen zwar deutliche Spuren im Boden und können so Zeichen für einen bewusst gelegten Brand sein. Aber ohne Zeugenaussagen oder den berühmten Kommissar Zufall stehen hier auch erfahrene Beamte oft vor einer unlösbaren Aufgabe.


Sind zunehmende Brände Folge der globalen Erwärmung?


Experten diskutieren, ob die zunehmende Anzahl und das stetig steigende Ausmaß der Brände auch Folge der allgemeinen Klimaerwärmung sein könnten. Trockene Gegenden könnten durch den Klimawandel noch trockener werden. Die Brandgefahr steigt. Zudem steckt mehr Energie in der Atmosphäre, die sich durch heftigere Winde bemerkbar machen. Diese könnten, wie die Santa Ana-Winde, einerseits Brände anfachen und gleichzeitig die Löschversuche behindern.

Mehr zum Einsatz von Sprengschläuchen erfahrt ihr hier.

Wenn dich Feuer und Naturkatastophen interessieren, dann schau doch auch mal in unseren WAS IST WAS-Band 74: Naturkatastrophen oder in unseren WAS IST WAS-Band 114: Feuerwehr

Text: -jj- 16.10.2007 // Bilder: Image credit: NASA/EO-1 Team; NASA/MODIS Rapid Response; Simi Valley: U.S. Air Force photo by Senior Master Sgt. Dennis W. Goff/PD; Wyoming: Todd Heitkamp, Riverton, Wyoming acting meteorologist-in-charge/NOAA/PD; Bitterroot USDA/PD; Löschflugzeugbilder: U.S. Air Force photo/Tech. Sgt. Roy. A. Santana; Harrisfire: David S. Roberts /PD


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