Hochwasser was kann man dagegen tun?

Vor fünf Jahren, am 23. Juli 1997 griff das Jahrhunderthochwasser an der Oder auch auf Deutschland über. Der erste Deich brach und ihm folgten viele weitere. 30 000 Soldaten, Polizisten und Feuerwehrleute sowie 15 000 freiwillige Helfer waren Tag und Nacht im Einsatz um die flussnahen Gebiete an Oder, Weichsel und Elbe zu schützen. Täglich mussten Tausende ihre Häuser verlassen um nicht zu ertrinken. Anhaltend starke Regenfälle ließen die Situation an den ostdeutschen Flüssen immer schlimmer werden.

Nach etlichen Wochen konnte die Lage in den Überschwemmungsgebieten wieder unter Kontrolle gebracht werden, doch die Schäden waren enorm. Was gestern an der Oder geschah, ist heute auch in anderen Regionen nicht unvorstellbar, z. B. im Rheinland, wo derzeit mehrere Ortschaften überflutet sind.

Wie entstehen Überschwemmungen?

Überschwemmungen können unterschiedliche Ursachen haben. Im Falle des Oderhochwassers von 1997 waren weit überdurchschnittlich starke Regenfälle der Auslöser. Innerhalb weniger Tage fiel das Vielfache der normalerweise im Juli erwarteten Niederschlagsmenge. Das Wasser sammelt sich in Bächen und Flüssen. An deren Unterlauf kommen die geballten Wassermassen zusammen: das Wasser aus höhergelegenen Flussabschnitten trifft auf ein bereits übervolles Flussbett, wenn auch hier sehr viel Regen fällt.

Eine andere Ursachen kann sehr rasch einsetzendes Tauwetter sein. Besonders schlimm wird es, wenn von den Überschwemmungen auch noch Erdrutsche oder Felsstürze ausgelöst werden.

Doch nicht nur das Wetter, auch menschliche Einflüsse sind Schuld an verheerenden Überschwemmungen. Häufig hört man, dass sich Unwetterkatastrophen und Überschwemmungen im letzten Jahrzehnt besonders häufig ereignet hätten. Das kann damit zusammenhängen, dass Menschen die Umwelt seit langem stark veränderten und damit vielerorts natürliche Schutzmechanismen gegen Hochwasser verloren gegangen sind.

Viele Flüsse wurden begradigt. Dadurch können sich Flutwellen ungebremster und schneller ausbreiten als in Flüssen mit natürlichen, kurvenreicheren Läufen. Große Teile der Landschaft wurden durch Häuser, Straßen und Industriegebiete versiegelt. Das bedeutet, dass an diesen Stellen das Regenwasser nicht mehr vom Boden aufgenommen wird. Die Kanalisation ist schnell überfordert, sodass es zu Überschwemmungen von Wohngegenden und Straßen kommen kann.

Eine weitere Maßnahme von Menschenhand ist die Umwandlung von Grünland in Ackerland. Wälder, die sehr viel Regenwasser aufnehmen können wurden zu Feldern, die nicht so viel Wasser binden.

Wie kann man sich vor Überschwemmungen schützen?

Ein Problem ist ja nicht das Hochwasser an sich, sondern dass in den überschwemmten Gebieten Menschen leben. Wären sie unbewohnt und unbewirtschaftet, würde eine Überschwemmung wesentlich weniger Schaden anrichten. Die Besiedelung gewässernaher Bereiche ist somit ein Risikofaktor für die dort lebenden Menschen.

Da man meist nicht einfach umziehen kann, nur weil man in einer Gefahrenzone lebt, ist es zumindest wichtig, sich bewusst zu machen, woher Gefahren drohen könnten: Sind Flüsse, Bäche oder Teiche in der Nähe? Gab es in der Gegend schon einmal oder öfter Hochwasser? Gibt es ausgetrocknete Flussläufe, die sich im Hochwasserfall wieder füllen könnten? Sind in der Nähe Hänge, die durch heftigen Regen abrutschen könnten? Drohen Bäume unterspült zu werden und umzustürzen?

Was tun im Ernstfall?

Weiß man um Gefahren, kann man sich umso besser davor schützen. Einige Maßnahmen sind z. B.: regelmäßige Reinigung von Kanalabflüssen, keine Lagerung von Materialien in der Nähe von Bächen, Teichen und Flüssen, besonders Gefahrengut wie Treibstoff und Düngemittel muss gut gesichert sein.

Außerdem sollte man darüber reden, was im Ernstfall zu tun ist. Wo kann man sich in Sicherheit bringen? (Z. B. bei Freunden und Verwandten, die außerhalb der Gefahrenzone leben). Wie verständigt man sich, wenn nicht alle Familienangehörigen zu Hause sind? Jedes Familienmitglied sollte wissen, wo sich die Hauptschalter für Wasser, Strom, Heizung, Gas, Öl befinden um diese im Notfall ausschalten zu können.

Ganz wichtig: Hochwassergebiete sind keine Spielplätze! Auch wenn über die Ufer getretene Bäche zu Abenteuerspielen reizen, hier ist Vorsicht geboten. Leicht können Strömungen entstehen, die einen mitreißen, der durchgeweichte Boden in Ufernähe kann sehr rutschig sein und schnell nachgeben und in den Fluss sinken. Der Wasserstand kann unvorhersehbar schnell steigen. Auf überschwemmten stehenden Flächen können sich rasch Krankheitserreger bilden.

Mehr über das Thema Naturkatastrophen erfahrt ihr im gleichnamigen WAS IST WAS Band Nr. 74:



LM 23.07.02

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