Globus war gestern ...

Google ist fast jedem Internetnutzer ein Begriff. Die Suchmaschine ist für die meisten Menschen die erste Anlaufstelle, wenn sie auf der Suche nach Informationen im Internet sind. Weil Google so einfach zu bedienen ist und gute Ergebnisse liefert, die dem User von Nutzen sind, hat es sich als eine Art Standard etabliert. Seither versucht Google, seiner Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein. Dazu gehören auch immer wieder neue und meist frei verfügbare Produkte. Eines davon ist Google Earth.

Im Jahr 1996 gründete Michael T. Jones das Unternehmen Keyhole Inc.(dt. = Schlüsselloch). Die Firma hat nichts mit den gleichnamigen Spionagesatelliten der USA zu tun. Jones begann mit der Entwicklung der Software, die 2004 von Google aufgekauft und auf den Namen Google Earth getauft wurde. Seither wurde die Software weiter entwickelt und mit zusätzlichen Funktionen versehen.


Der Startbildschirm von Google Earth. Oben rechts hat man Steuerinstrumente und links kann man sich verschiedene interessante Orte, aber auch Straße, Flüsse und Ländergrenzen einblenden lassen. © 2007 Google / Europa Technologies / Terrametrics / NASA



Wie funktioniert Google Earth?

Google Earth erstellt einen virtuellen, also nur im Computer existierenden Globus. Die Software erzeugt eine Kugel, die die gleichen Erhebungen und Vertiefungen hat wie die Erde. Das ist ein so genanntes digitales Höhenmodell. Dadurch kann man in Google Earth einen räumlichen Eindruck erzeugen, wenn man schräg auf die Landschaft schaut. Die virtuelle Zugspitze ist im Verhältnis zum digitalen Flachland genauso hoch wie in echt.

Auf dieses Höhenmodell werden nun Satellitenbilder der Erde abgebildet. Die Firma Digitalglobe.com hat auf eigene Rechnung Satelliten ins All geschossen. QuickBird liefert Aufnahmen im sichtbaren Licht und im nahen Infrarot. Er umkreist die Erde auf einer Umlaufbahn, die in rund 500 Kilometern Höhe über die Pole führt. Alle ein bis drei ein halb Tage überfliegt er den gleichen Punkt der Erdoberfläche.


Die Umgebung des Comer Sees in 3D. Das digitale Höhenmodell ermöglicht die naturgetreue Darstellung von Landschaften. © 2007 Google/Europa Technologies / TeleAtlas / DigitalGlobe / Terrametrics

Die Bilder haben eine Auflösung von 60 Zentimetern. Das heißt, dass ein Pixel am Bildschirm einer Fläche von 60 mal 60 Zentimetern entspricht. Durch mathematische Methoden und Kombination unterschiedlicher Bilder kann man die Auflösung auf 10 Zentimeter verbessern. So werden schon einzelne Personen sichtbar.

Außer von DigitalGlobe.com bedient sich Google Earth auch bei anderen Datenquellen. Nach und nach wurden die Bilddaten eingekauft. Woher die jeweiligen Bilder stammen, lässt sich am unteren Bildschirmrand von Google Earth erkennen, dort wird die Quelle eingeblendet.

Die Welt ist nicht genug

Einfach nur die Erde darzustellen, wäre zwar schon spektakulär, aber auf Dauer nichts Besonderes. Eine Spezialität von Google Earth ist die Verknüpfung von so genannten Geodaten mit dem virtuellen Abbild der Erde.

Mit Google Earth hat Google ein Werkzeug bereitgestellt, was einfach zu bedienen ist und das die Nutzer einfach erweitern können. So genannte Geoinformationssysteme gab es auch früher schon, aber man musste studiert haben, um sie bedienen zu können. Außerdem lagen die Daten alle weit verstreut in verschiedenen Datenbanken. Google Earth führt sie einfach zusammen und sie können durch die Nutzer erweitert werden.


Der Quickbird-Satellit. Er liefert die Daten für Google Earth. Google ist die einzige Web-Suchmaschine, die einen eigenen Satelliten besitzt. © DigitalGlobe.com

Geodaten das Salz in der Google Earth-Suppe

Geodaten werden erhoben, seit es Menschen gibt. Ganz früher waren das nur grobe Daten: Wo gibt es Wasser, wo findet man leckere Früchte, wo leben gefährliche Tiere. Aber mit dem Fortschritt wurden auch die Geodaten immer feiner: Seefahrer legten Karten der eigenen und fremder Küsten an, Kaufleute wussten um sichere Routen zu Handelsplätzen in fernen Ländern und ähnliches.

Geodaten sind heutzutage Gold wert. Das fängt an bei Bauunternehmen, die auf Geodaten zurückgreifen, um herauszufinden, wo im Untergrund Kabel, Rohre und Schächte verlegt sind. Geodaten können alles mögliche sein: Niederschlagsmenge, Windrichtung, Bevölkerungsdichte, oder eben Straßen und verlegte Kabel. Google Earth verknüpft diese Geodaten mit dem virtuellen Globus.


Preisfrage: Welches bedeutende Gebäude Deutschlands ist hier zu sehen? Auflösung am Ende des Artikels ... © 2007 AeroWest / Europa Technologies

Surf the world

Dadurch wird Google Earth zu einem 3D-Browser. Und man surft nicht mehr durch einen abstrakten Datenraum, sondern die Daten sind mit den geografischen Koordinaten verbunden. Will man zum Bundestag, surft man eben nach Berlin und klickt dort auf das Gebäude und erhält weitere Informationen. Aktuell sind schon viele Artikel aus der Online-Enzyklopädie Wikipedia mit den entsprechenden Stellen der Erde verknüpft.

Weltweites Fotoalbum

Aber nicht nur Texte, auch Fotos oder Filme lassen sich auf das virtuelle Abbild der echten Erde pinnen. Es gibt ein Zusatzmodul für Google Earth, mit dem Bilder aus der Fotogemeinschaft Flickr.com mit Google Earth verknüpft werden. Hat man das Modul aktiviert und surft zum Beispiel nach München, werden einem lauter Fotos angezeigt, die Einwohner oder Besucher Münchens gemacht und online gestellt haben. Aber so kommt man auch an Fotos exotischer Plätze, etwa aus Nepal oder von den Niagarafällen.

Google Earth ist für virtuelle Weltreisende ein modernes und interessantes Spielzeug. Freizeitforscher haben damit schon antike Villen in Italien entdeckt sowie einen bislang unbekannten Meteoritenkrater in der Sahara. Für Wissenschaftler, Sicherheitsbehörden und Rettungskräfte ist es ein wichtiges Werkzeug geworden: Man kann damit den Weg zur nächsten Pizzeria finden, was nicht unpraktisch ist, aber man kann damit auch noch weit nützlicheres anstellen.

Der ultimative Überblick für Rettungskräfte

Beim Hurrikan Katrina in New Orleans und beim Erdbeben 2005 in Pakistan kam Google Earth als Katastrophenhelfer zum Einsatz. US-amerikanische Meteorologen stellten Bilder der überfluteten Stadt bereit, die von anderen Satelliten gemacht wurden. Auch wurden Bilder der verwüsteten Bergregion in Pakistan bereitgestellt. Anhand dieser Aufnahmen konnten Rettungskräfte ihr Vorgehen planen. Einwohner von New Orleans konnten erkennen, ob ihr Haus überflutet ist oder welche Wege man noch trockenen Fußes betreten konnte.



Das weiße Haus in Washington. © 2007 Europa Technologies / Senborn

Falsche Fährten für böse Buben

Natürlich haben sich schon verschiedene Regierungen bei Google beschwert. Denn was netten Menschen hilft, schnell von A nach B zu kommen oder sich über C zu informieren, steht natürlich auch Menschen mit unlauteren Absichten zur Verfügung. Damit Terroristen nicht an Hand von Google Earth Bildern Anschläge planen, sind Bilder wichtiger Gebäude verändert. Das Weiße Haus etwa oder indische Verteidigungsanlagen in der Grenzregion zu Kaschmir findet man in echt nicht dort, wo Google Earth sie anzeigt.

User können Daten selbst globalisieren

Nutzer können auch selbst eigene interessante Orte mittels so genannter KML-Dateien für andere User zugänglich machen. Und eine fleißige Gemeinschaft stellt immer mehr Zusatzmodule bereit. Zum Beispiel gibt es Karten für Deutschland, die alle zehn Minuten aktualisiert werden und den Verkehr auf den deutschen Bahnen anzeigen.

Andere Erweiterungen zeigen alle Erdbeben weltweit oder liefern ein Blitzradar. Ansonsten begebt euch auf virtuelle Weltreise zu den Pyramiden in Ägypten, untersucht die geheimnisvollen Nazca-Linien in Südamerika oder die Area 51 in Nordamerika, besucht die Niagarafälle oder fliegt auf das Dach der Welt im Himalaya.

Wer sich nichts installieren möchte, kann auch zunächst mit Google Maps anfangen. Sämtliche Interaktionen laufen über den Browser. Allerdings ist das nicht sehr komfortabel und auch längst nicht so beindruckend, wie die Reise per Mausklick über den Globus via Google Earth.

Ein ähnliches Programm ist World Wind von der NASA. Dabei wird mehr Wert auf wissenschaftliche Darstellungen gelegt. Wer sich World Wind herunterladen will, sollte eine große Bandbreite und eine Flatrate haben, sonst dauert es sehr lang. Und man darf keine hochaufgelösten Bilder wie bei Google Earth erwarten, dafür kann man viele wissenschaftliche Daten wie Luft- und Wassertemperaturen, Bevölkerungsdichte und mehr abrufen.

Hier die offizielle Homepage von Google Earth auf Deutsch




Eine Seite mit interessanten Plätzen, Tipps und Tricks rund um Google Earth

Google Earth für Anfänger: Google Maps

NASA World Wind (DSL und Flatrate nötig!)

Text: -jj- 23.2.2007 //

Lösung (von rechts nach links) : sgatsednuB sed leppuK


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