Geburt eines Vulkans

Vor 65 Jahren, am 20. Februar 1943 wurde der Bauer Dionisio Pulido Zeuge eines einmaligen Ereignisses: Der Geburt eines Vulkans auf seinem Grundstück. In zwei Tagen wuchs der Feuerspeier auf 50 Meter an. Heute ist er als Paricutin bekannt.

Der Legende nach pflügte der Bauer Dionisio Pulido mit seiner Familie am 20. Februar 1943 pflügte das Feld. Plötzlich stieg Rauch auf, schwefliger Gestank breitete sich aus, Steine und Asche flogen durch die Luft. Die Familie war Zeuge einer Vulkangeburt gewesen. Wer was wann tatsächlich gesehen hat, und ob sich alles genauso zu trug, darüber gibt es widersprüchliche Berichte.


Fest steht jedoch, dass schon am nächsten Tag eine 10 Meter hohe Erhebung war, wo kurz zuvor ein Feld lag. Und am zweiten Tag war es schon ein 50 Meter hoher Hügel. Wovon Vulkanologen träumen, erlebte also ein mexikanischer Bauer angeblich zufällig mit. Egal, wie sich der allererste Aufbruch tatsächlich zugetragen hat: Es ist einer der wenigen Vulkan auf der Erde, dessen Entstehung so detailliert beobachtet werden konnte.

Schnelles Wachstum

Im ersten Jahr seiner Existenz wuchs der Vulkan auf 336 Meter Höhe. Nach und nach näherten sich die Asche- und Lavaströme auch den umliegenden Dörfern und verschütteten sie zum Teil. Auch das Dorf Paricutin, nach dem der Vulkan benannt wurde, wurde ein Raub der Lava.


Da sich die Lava nur langsam ausbreitete, gab es keine Toten unter den Bewohnern. Eine rechtzeitige Evakuierung war möglich gewesen. Noch heute ragt der Turm der Dorfkirche aus den erstarrten Lavamassen. Durch die Lava des Paracutin kam niemand zu Tode. Allerdings gab es drei Opfer durch Blitze der Eruptionsgewitter.


Eruptionsgewitter entstehen, weil feinste Ascheteilchen durch die Luft gewirbelt werden. Dadurch laden sich diese elektrisch auf. Das ist das gleiche Prinzip, wie wenn du einen Luftballon an einem Stück Stoff reibst. Danach wird er deine Haare anziehen,vorausgesetzt sie sind lang genug. Das ist statische Elektrizität. Bei Vulkanen wird die Spannung so groß, dass es zu Gewittern und Blitzentladungen kommt.

Ruhe seit 1952


Beispiel eines Eruptionsgewitter beim Ausbruch des Rinjani 1994.



Im Jahr 1952 stellte der Vulkan seine Aktivität ein, seither kam es zu keinen weiteren Eruptionen. Er hat eine Fläche von 25 Quadratkilometern mit seiner Lava bedeckt. Heute ist er 424 Meter hoch. Rechnet man das Hochplateau ein, auf dem er entstand, dann ist er rund 3000 Meter hoch. Wegen seiner Entstehungsgeschichte rechnet man ihn oft zu den Weltwundern der Natur.


Paracutin und die Kultur


Max Frisch lässt in seinem Roman Stiller die Hauptfigur Mr. White behaupten, während des ersten Ausbruchs des Paracutin auf einer Tabakplantage gearbeitet zu haben. So will er nachweisen, dass er nicht der Stiller ist.


Im Film Captain from Castile von 1947 sind am Ende Aufnahmen des ausbrechenden Paracutin zu sehen. Im Film spielt auch Jean Peters mit, die spätere Ehefrau von Howard Hughes.


Hier seht ihr ein Luftbild bei Google Maps vom Vulkan Paricutin

Oder ihr gebt diese Koordinaten mit Copy&Paste bei Google Earth ein:

19°2934.8N 102°153.6W

Hier findet ihr eine Liste der Naturwunder

Wenn dich die heiße Welt unter deinen Füßen interessiert, dann wirf doch auch einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 57: Vulkane oder in unseren WAS IST WAS-Band 74: Naturkatastrophen


Text: -jj- 20.2.2008 // Bilder: USGS/PD; Eruptionsgewitter: Oliver Spalt/cc-by-sa 2.0; Karte: Michiel1972 GFDL

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt