El Salvador und Indien - kann die Erde auch in Mitteleuropa so heftig beben?

Seit Mitte Januar reißen die schrecklichen Fernsehbilder von Erdbebenkatastrophen nicht mehr ab. Erst das Erdbeben in El Salvador am 13 Januar und nun das verheerende Erdbeben in Indien, bei dem mit 100.000 Todesopfern gerechnet wird. El Salvador und Indien sind weit entfernt von Mitteleuropa. Trotzdem hast du dich vielleicht schon gefragt, ob auch in Deutschland und den angrenzenden Ländern ein so schweres Erdbeben möglich wäre.

In Mitteleuropa gab es schon viele spürbare Erdbeben. Im April 1992 wurde das Rheinland von einem heftigen Erdbeben erschüttert. Dieses Erdbeben mit Epizentrum (das Zentrum des Bebens) in der Nähe der niederländischen Stadt Roermond hatte immerhin eine Magnitude von 5,9 auf der Richter-Skala. In Aachen wurden 25 Personen zum Teil schwer verletzt. Belgische Wissenschaftler haben 40 Kilometer nordwestlich von Aachen die Spuren eines großen Bebens aus dem Jahr 800 n. Chr. entdeckt, dessen Magnitude auf 6,4 geschätzt wird. Zum Vergleich: Das verheerende Beben in El Salvador hatte eine Magnitude von 7,6. Das Beben in Indien eine Magnitude von 7,9.

Die Erde unter uns wackelt täglich. Die meisten dieser Erdstöße verlaufen jedoch unbemerkt, da sie sehr schwach sind. Aber warum bebt die Erde überhaupt in Mitteleuropa? Vom Mittelmeer bis nach Norwegen wird Europa von einem großen Grabenbruch durchzogen, zu dem auch der Oberrheingraben gehört. Er entstand durch die Dehnung der eurasischen Kontinentalplatte, die vor mehr als 200 Millionen Jahren begann. Nachfolgende Stauchungen der Platte durch den Zusammenstoß mit der afrikanischen Kontinentalplatte führten neben der Entstehung der Alpen zu einer Vielzahl von weiteren Bruchzonen. Durch die andauernden Krustenbewegungen entstehen immer wieder Spannungen entlang dieser Zonen, die sich in Erdbeben entladen. Fachleute können ein starkes Erdbeben in Mitteleuropa zwar nicht hundertprozentig ausschließen, halten es aber für sehr unwahrscheinlich.

Bedeutsame Erdbeben seit 63 n.Chr.


Die in dieser Karte zusammengefassten Ereignisse basieren auf verschiedenen Quellen zu zerstörerischen und katastrophalen Erdbeben, die in der Geschichte der Menschheit aufgetreten sind. Die ersten Aufzeichnungen gehen zurück auf das Jahr 63 n.Chr. als die italienische Stadt Pompeii bei einem Vulkanausbruch zerstört wurde. Die Serie solcher Katastrophen hat sich bis heute fortgesetzt. Daher wird diese Karte laufend ergänzt. Es ist bekannt, dass jedes Jahr durch Erdbeben Tausende von Menschen getötet und große Schäden angerichtet werden. Die Kenndaten der weltweiten Erdbebenkatastrophen mit mehr als 1000 Toten sind in einer Liste zusammengefasst.

(Text: Geowissenschaftler Alexander Stahr, Karte und Erläuterungen: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover)

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