Die Frage der Woche: Wie tief sind Menschen je in die Erdkruste vorgedrungen?

Jeden Samstag beantworten wir euch Fragen zu allen möglichen Themen. Heute fragt uns Fynn W. aus Salzhemmerdorf: "Wie tief sind Menschen je in die Erdkruste vorgedrungen?" Hier erfahrt ihr die Antwort ...

Betrachtet man die Erde und einen Apfel, so kann man fesstellen, dass sie vom Aufbau her eine gewisse Ähnlichkeit besitzen. Sie sind beide rund und können sogar eine ähnliche Struktur aufweisen.

Die Erde besteht aus Erdkruste, Erdmantel und einem Kern. Ein Apfel besteht aus einer Schale, dem Fruchtfleisch und einem Kernhaus.

Die Erdkruste ist sozusagen wie die Schale eines Apfels. Den Erdmantel kann man mit dem Fruchtfleisch des Apfels vergleichen und der Erdkern ist sozusagen das Kernhaus des Apfels.

Während du einen Apfel sehr einfach zerlegen kannst und siehst woraus er besteht, ist dies bei der Erde deutlich komplizierter. Möchte man dies herausfinden, muss man zwangsläufig in das Erdinnere bohren. Doch wie tief sind Menschen bisher in das Erdinnere vorgedrungen?



Ein langer Weg


Bereits die griechischen Philosophen versuchten zu ergründen, wie die Erde aufgebaut ist. Durch Naturphänomene, wie Vulkanausbrüche und Erdbeben konnten sie Vermutungen aufstellen, diese jedoch nur schwer überprüfen. Erst um 1900 wurden schließlich moderne Messmethoden entwickelt, um den Aufbau der Erde genauer vorherzusagen.

Erdgasbohrung mit Tiefenrekord

Am 12. November 1972 begann im Anadarko-Becken in den Vereinigten Staaten eine Explorationsbohrung zur Suche nach Erdgas. Bei 9.583 Metern blieb der Bohrkopf am 18. April 1974 in flüssigem Schwefel stecken.

Die Kosten betrugen etwa 7 Millionen Dollar. Die Bohrung erhielt den Namen "Bertha Rogers". Von 1974 bis 1979 hielt sie den Weltrekord für die tiefste Bohrung der Welt.

Die Kola-Bohrung

1970 begann die damalige Sowjetunion mit einer Bohrung auf der russischen Halbinsel Kola. Hierbei wurde zuerst ein normaler Bohrturm eingesetzt, wie er auch für Erdölbohrungen verwendet wird.

1975 wurde dieser aber abgerissen und durch einen neuen, extra für diese Bohrung entwickelten Bohrturm ersetzt. Dieser neue Bohrturm konnte noch tiefer bohren und schaffte es 1979 schließlich den von den Amerikanern 1974 erreichten Tiefenrekord zu brechen.

"Die Hölle wurde angebohrt"

Im Dezember 1983 erreichte die Sowjetunion mit ihrer Bohrung eine Tiefe von 12.000 Metern. Allerdings gingen weitere Bohrungen eher langsam voran. Nach 12.262 Metern wurde die Bohrung aufgrund unerwartet hoher Temperaturen schließlich eingestellt.

1989 entstand in Russland ein Gerücht, welches besagte, dass dabei die Hölle angebohrt wurde. Es fand große Verbreitung und wird sogar heute noch erzählt.

Die tiefste, aber nicht die längste Bohrung

Die Kola-Bohrung schaffte zwar nicht die erwartete Tiefe von 15.000 Metern, ist aber bis heute die tiefste Bohrung der Welt.

Bis 2008 gab es auf Kola damit auch das längste Bohrloch, dann wurde sie durch eine Bohrung im Al-Shaheen-Ölfeld in Qatar übertroffen. Unter der Erdoberfläche wurde dort allerdings nur eine Tiefe von 1500 Metern erreicht.

Das tiefste Loch Deutschlands

Zwischen 1987 und 1995 wurde im oberpfälzischen Windischeschenbach das Kontinentale Tiefbohrprogramm der Bundesrepublik Deutschland (KTB) durchgeführt.

Der Ort war gewählt worden, weil dort zwei tektonische Störungen zusammentreffen, die Erbendorflinie und die Fränkische Linie.

Die Hauptbohrung wurde am 12. Oktober 1994 bei einer Tiefe von 9.101 Metern beendet. An dieser Stelle herrschte eine Temperatur von 265 Grad Celsius.




Mehr über faszinierende Unterwasserwelten erfahrt ihr auch im WAS IST WAS Band 32 Meereskunde.

 

RR, Stand 11. 7. 2011, Fotos: Andre Belozeroff (Kola-Turm), ChNPP (Bohrturm in Windischeschenbach); Lizenzen: cc by sa 3.0


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