Der Tsunami - ein Jahr danach

Sie liegen in der Sonne und genießen malerische Strände mit einem Cocktail in der Hand. Ein Jahr nach dem verheerenden Tsunami vom 26. Dezember 2004 ist, zumindest für die Touristen, das Paradies wieder hergestellt. Die Strände in Thailand, auf den Malediven oder auf Sri Lanka sind längst von allen Spuren der Katastrophe gereinigt. Aber die Flut von vor einem Jahr hat deutliche Spuren in den Leben vieler Menschen hinterlassen. Und wie Wissenschaftler herausgefunden haben, kann jederzeit ein neuer Tsunami Strände, Länder und Leben abertausender Menschen verheeren.

Zwar liegen schon wieder Menschen an den Stränden in der Sonne. Aber es sind noch längst nicht so viele, wie vor der Flut. Dadurch haben die Menschen dort nicht nur mit den Folgen der Flut zu kämpfen, sondern auch mit geringeren Einnahmen, weil weniger Touristen kommen.

Hier trifft der Tsunami gerade bei Thailand auf die Küste. Foto: David Rydevik/PD

Über elf Milliarden Dollar wurden gespendet, nachdem dem Tsunami über 230.000 Menschen zum Opfer gefallen sind und mehr als zwei Millionen obdachlos wurden. Die Vereinten Nationen (UNO) sagen, es war die schnellste und großzügigste internationale Hilfsaktion in der Geschichte. Große Teile der Spenden liegen allerdings immer noch auf Konten von Hilfsorganisationen. Doch das ist gut so, denn der Wiederaufbau der gesamten Region wird noch drei bis fünf Jahre dauern, schätzen Experten.

Hilfe über langen Zeitraum nötig

Und so lange muss das Geld auch reichen. Denn von über 300.000 Wohnhäusern sind erst gut 40.000 fertig gestellt. Bis der Rest gebaut ist, wird noch einige Zeit vergehen. So lange müssen die Menschen noch in Notunterkünften und Flüchtlingslagern leben. Momentan sind noch mehr als 200.000 Menschen unter zum Teil unhygienischen Bedingungen in Lagern untergebracht. Rund 60.000 davon sind Kinder und Jugendliche.

Der Tsunami trifft einige Zeit später und nicht mehr ganz so heftig auf die Malediven. Foto: Sofwathulla Mohamed/PD

Die UNO ermahnt auch die Hilfsorganisationen, darauf zu achten, dass das Geld nicht in dunklen Kanälen versickert. Oft geben sich Kriminelle als Bedürftige aus, oder zwielichtige Politiker lassen Hilfsgelder in der eigenen Tasche verschwinden.

Chance für Neues

Aber es gibt auch Beispiele, dass sich etwas zum Positiven gewandelt hat. In Banda Aceh wurde das gesellschaftliche Leben umgekrempelt. Von Spendengeldern aus Deutschland wurden kleine Fischerboote, Rikschas und Nähmaschinen gekauft. Alles als Grundlage für neue Existenzen. Meist wurden kleine Genossenschaften gegründet, in denen nun alle zusammenarbeiten. Insbesondere die Frauen haben jetzt ein größeres Mitspracherecht als früher.

Gefahr erkannt...

Die Leute, die sich um den Wiederaufbau kümmern, sollten auch ein Ohr für die Wissenschaftler haben. Denn einfach alles am alten Ort wieder aufzubauen, könnte fatale Folgen haben. Forscher haben festgestellt, dass jederzeit ein neues Beben in Südostasien zu einem erneuten Tsunami mit schrecklichen Folgen führen könnte. Wenn man jetzt einfach wieder alles wie früher aufbaut, dann würde es bei einem erneuten Tsunami wieder sehr viele Opfer geben.

Hier sieht man, dass ein Tsunami erst im flachen Küstenwasser bedrohlich hoch wird. Übersetzt heißt Tsunami "Hafenwelle", weil auf dem offenen Meer kaum was zu bemerken ist. Illustration: Veit Mueller/GFDL

Die Kontinente schwimmen auf großen Platten auf dem heißen und flüssigen Erdkern. Erd- und Seebeben entstehen dort, wo solche Platten aufeinandertreffen. Manchmal verhaken sie sich und lösen sich ruckartig, dann entsteht ein Beben. Den Ort, wo sich verhakte Erdplatten lösen und ein Beben stattfindet, nennt man Epizentrum. Liegt der unter Wasser, ist es ein Seebeben.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich der Meeresboden nach dem Seebeben von 2004 nicht vollständig entspannt hat. In der Zwischenzeit gab es sogar weitere kleinere Beben, die wieder dazu beigetragen haben, dass sich die Spannung im Erdboden erhöht. Die Forscher gehen davon aus, dass in absehbarer Zeit neue Beben und neue Tsunamis Südostasien heimsuchen könnten.

Typische Mangroven mit ihren Salzwasser- und Luftwurzeln. Sie helfen, Stürme und Tsunamis abzumildern. Aber sie fallen besonders dem Raubbau für touristische Zentren zum Opfer. Foto PD

Frühwarnsystem aus Deutschland

Um diesmal mehr Menschen retten zu können, entwickeln Wissenschaftler vom Geoforschungszentrum in Potsdam ein Frühwarnsystem für Tsunamis. Aber auch die Menschen in Südostasien müssen Konsequenzen ziehen. Sie dürfen nicht mehr so nah am Strand bauen. Auch die Umweltzerstörung, besonders die Rodung von Mangrovenwäldern, muss gestoppt werden. Denn diese Bäume, die in Uferregionen wachsen und große Luftwurzeln haben, helfen, die Wucht von Tsunamis abzumildern und so Leben zu retten.

Hier findest du unseren Artikel über den Tsunami im letzten Jahr

Text: -jj- 23.12.2005

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt