Der Planitzer Erdbrand

Eine der ungewöhnlichsten Gärtnereien, die Deutschland je gesehen hat, betrieb Ernst August Geitner. 1837 gründete er die Treibgärtnerei auf den Planitzer Erdbränden. Dort wuchsen Vanille, Kakao und exotische Seerosen. Wie das im kühlen Deutschland möglich war und was ein Erdbrand ist, erfahrt ihr hier ...

Dr. Ernst August Geitner hatte Medizin, Chemie und Physik studiert. Er beschäftigte sich mit der Entwicklung von Farbstoffen für die Textilfärbung. Außerdem entwickelte er eine Legierung namens Argentan, die als günstiger Ersatz für das bis dahin verwendete Silber diente. Berühmt wurde Geitner aber mit seiner Treibgärtnerei auf den Planitzer Erdbränden.


Zwickau Tal des Feuergottes


Heute brennt nichts mehr bei Planitz. Dieses Bild zeigt eine Temperaturmessung an einem Kohlebrand in China. Dazu verwendet man ein Thermometer, das die Wärmestrahlung misst. Es funktioniert auch in ein paar Metern Entfernung.

Planitz ist heute ein Stadtteil von Zwickau. 1118 erwähnte Bischof Dietrich I. von Naumburg erstmals ein territorio Zcwickaw. Damit wurde nicht konkret die heutige Stadt bezeichnet, sondern ein von Slawen besiedeltes Gebiet rund um das heutige Zwickau.


Vom slawischen Gott der Sonne und des Feuers, Svarozi, leitet sich vermutlich auch der Name Zwickau ab. Die Slawen nutzten schon damals die Kohle, die bis zur Oberfläche reichte. Vermutlich bedeutet Zwickau Tal des Feuergottes.


Heiße Fuchsjagd


Blick auf einen brennenden Kohleflöz in China. So offen lagen die Planitzer Brände nicht zu Tage. In China sind diese Brände ein großes Umweltproblem.



1476 wird das erste Mal der Zwickauer Kohlebrand erwähnt. Der Legende nach entstand er durch einen Gewehrschuss in einen Fuchsgang. Bei einem Kohlebrand brennt und glüht die Kohle in der Erde. Der Begründer der Mineralogie (Lehre von den Gesteinen), Georgius Agricola, untersuchte ebenfalls die Möglichkeiten, die Zwickauer Kohle abzubauen. Kohlebauern konnten die Kohle zunächst durch einfaches Graben abbauen. Nach und nach musste man allerdings Schächte anlegen und tiefer in die Erde vordringen.


Einige kohleführende Schichten, so genannte Flöze, brennen Jahrzehnte stetig weiter. Rauch und Dampf tritt vereinzelt aus Höhlen aus. Während des 30-jährigen Krieges versteckten die Einwohner ihr Hab und Gut vor den Schweden in den Kohleschächten. Als diese nichts finden, zünden sie aus Wut weitere Kohleschächte an.


Vergebliche Löschversuche


Entweichende Dämpfe aus einer Spalte über einem brennenden Kohleflöz in China. So ähnlich dürfte es auch damals in Planitz ausgesehen haben.

1668 bis 1675 brennen die Flöze sehr stark. Der durch Planitz fließende Bach wird in die Schächte geleitet und fast kann man die Brände löschen. Aber 1679 entzünden sie sich erneut. 1758 wird ein Feueraufseher eingestellt, der die Brände im Auge behalten soll. 1816 schüttet man die Schächte zu. 1822 öffnet man die Schächte erneut und wieder flackern die Brände auf. Sogar bei starkem Frost bleiben die darüber befindlichen Wiesen grün, so groß ist die unterirdische Hitze. Die aus dem Erdreich entweichenden Dämpfe haben Temperaturen um die 100 Grad Celsius.


Aus der Not eine Tugend die Planitzer Treibgärtnerei


1837 nutzt Dr. Geitner die Erdwärme und gründet eine Gärtnerei mit neun Treibhäusern. Darin züchtet er allerlei Tropenpflanzen Kakao, Vanille, Ananas und Bananen. Auch Gurken Melonen, Zimt und Ingwer gediehen in den Treibhäusern. Im Viktoriahaus blüht die Riesenseerose Victoria Regia. Dadurch wird die Gärtnerei weltweit bekannt. Insgesamt hat die Treibgärtnerei auf den Planitzer Erdbränden 1500 Pflanzen im Sortiment.


Der Forscher und Weltreisende Alexander von Humboldt nutzt die Gewächshäuser, um dort Studien an exotischen Pflanzen zu betreiben, die er von seinen Reisen mitgebracht hat. Ernst August Geitner starb am 25. Oktober 1852 in Schneeberg. 1860 konnten die Brände nun endgültig gelöscht werden.


Der Sohn Geitners, Gustav, führte die Gärtnerei bis 1866, dann starb auch er mit gerade 44 Jahren. Man vermutet, die giftigen Gase führten zu einer Lungenerkrankung. Da keine Erdwärme mehr vorhanden war, verkümmerten die tropischen Pflanzen. Die Gärtnerei wurde noch bis zum Jahr 1882 fortgeführt. Nach einem schweren Unwetter mit Hagelschlag wurde der Betrieb schließlich eingestellt.


Gibt es auch heute noch Kohlebrände?


Ja, besonders in China, dem größten Kohleproduzenten der Welt. Eine Milliarde Tonnen Kohle werden dort jährlich gefördert. 10 bis 20 Millionen Tonnen gehen durch Kohlebrände verloren und 100 Millionen Tonnen werden durch die Brände unbrauchbar. Außerdem tragen diese Brände erheblich zur Luftverschmutzung und zum Treibhauseffekt bei.


Aber auch in den USA, Russland und Indien gab und gibt es Kohlebrände. Und noch heute gibt es in Deutschland den so genannten Brennenden Berg im saarländischen Dudweiler (siehe Bild und Link am Ende des Artikels). Bekannt ist auch die Stinksteinwand im Schwalbenthal am Osthang des Hohen Meißners.


Wer zündet die Kohle an?


Wenn Kohle mit Luft in Berührung kommt, dann kommt es zu so genannter Oxidation. Dabei entsteht Hitze. Die kann so groß werden, dass es zu Selbstentzündungen der Kohle kommt. Diese Brände können sich unterirdisch kilometerweit ausbreiten.


Wenn du diese Koordinaten bei Google Earth eingibst, dann siehst du die Gegend, wo früher die Planitzer Treibgärtnerei zu Hause war: 50°41'7.28" 12°29'19.12". Oder du klickst einfach hier.

Hier findest du mehr zum Brennenden Berg im Saarland.

Mehr Informationen zu Kohlebränden weltweit findest du hier.

Text: -jj- 24.10.2007//Bilder: Seerose: Ulrich van Stipriaan/GFDL; Kohlebrand&Spalte China Horst Rueter/PD; Brennender Berg: kh80/GFDL

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt