Das Klima der Erde

Im neuen Jahrhundert halten Forscher höhere Temperaturen, einen Anstieg des Meeresspiegels, Hitzewellen und Wirbelstürme auch in unseren Breiten für möglich. Sie können die Folge von Klimaveränderungen sein, die der Mensch mit beeinflusst.

Die in Den Haag unterbrochene sechste UN-Klimakonferenz wird vom 16. bis zum 27.07.2001 in Bonn fortgesetzt. Experten aus rund 160 Staaten beraten über drohende Gefahren für unser Klima.

Was versteht man unter Klima?

Auch wenn das Wetter sehr launenhaft ist, so verhält es sich in verschiedenen Gebieten der Erde über lange Zeit hinweg gleich. Wie viel Regen fällt im Lauf eines Jahres? Wie viel Wärme erhält das Land? Wie stark und woher weht der Wind? Und wie sind all diese und andere Erscheinungen des Wetters über die Jahreszeiten hinweg verteilt? Darin liegt eine gewisse Ordnung. Die allgemeinen durchschnittlichen Wetterbedingungen, die über einen bestimmten Zeitraum in einem bestimmten Gebiet beobachtet werden, nennen wir Klima. Das Wetter kann täglich wechseln, das Klima nicht. Es schwankt erst im Laufe von vielen, vielen Jahren.

Was sind Klimazonen?

Rings um die Erde laufen weit reichende Gebiete, in denen das Klima einheitlich ist. Das sind die Klimazonen. Du kannst fünf grosse, aber auch 25 oder noch mehr kleinere Klimazonen unterscheiden. Das hängt davon ab, wie genau du ein Gebiet betrachtest. Zu den fünf grossen Klimazonen zählen die beiden kalten Zonen in der Nähe des Nord- und Südpols, die beiden gemässigten Zonen und beiderseits des Äquators die tropische Zone. Das Klima bestimmt auch die Pflanzen- und Tierwelt der Erde.

War unser Klima immer so wie heute?

Das Klima unserer Erde hat sich schon oft geändert. Als die Dinosaurier noch die Erde beherrschten, war es heißer und feuchter. In großen Teilen Europas und Nordamerikas wuchsen Pflanzen, wie sie jetzt nur noch in den Tropen vorkommen.

Später, in den Eiszeiten, bedeckte ein Panzer aus Eis weite Teile der Erde. Die letzte Eiszeit endete vor rund 12.000 Jahren. Damals erstreckte sich das Eis vom Nordpol bis an die deutschen Mittelgebirge. Ursache dieser natürlichen Klimaveränderungen dürften große Vulkanausbrüche und Schwankungen im Abstand zwischen Erde und Sonne gewesen sein. Heute greift jedoch auch der Mensch immer mehr in das Klimageschehen ein. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte er dazu kaum Gelegenheit, denn es gab weder eine Industrialisierung noch auch nur annähernd so viele Menschen wie heute. Seit damals aber hat sich die Durchschnittstemperatur der Erde um etwa 0,5 bis 0,7 Grad Celsius erhöht.

Treibhauseffekt und Treibhausgase

Viele Klimaforscher machen den Treibhauseffekt für den weltweiten Anstieg der Temperaturen verantwortlich. Wer schon einmal in einem Gewächshaus war weiß: Hier ist es selbst bei niedrigen Außentemperaturen gemütlich warm. Das Glas lässt die Sonnenstrahlung zwar hinein, hindert die Wärmestrahlung aber am Entweichen. Einen ähnlichen Effekt gibt es in der Erdatmosphäre: Der natürliche Treibhauseffekt sorgt dafür, dass es auf der Erde im Durchschnitt 15 Grad warm ist. Spurenstoffe in der Atmosphäre wirken wie die Scheiben eines Treibhauses - kurzwellige Sonnenstrahlen dringen zwar bis zur Erde vor, ihre Energie wird aber nicht komplett ins All zurückgestrahlt. Ansonsten wäre es minus 18 Grad kalt. Allerdings wird seit der Industrialisierung der Treibhauseffekt durch Abgase verstärkt.

Hauptgrund für den durch den Menschen verursachten Treibhauseffekt, ist der deutliche Anstieg von Treibhausgasen. Für rund 50 Prozent des Effekts wird Kohlendioxid (CO2) verantwortlich gemacht.

Welche Gefahr birgt die Erwärmung des Klimas

Die durchschnittlichen Temperaturen in Europa werden Prognosen zufolge um bis zu etwa einem halben Grad pro Jahrzehnt steigen. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung geht davon aus, dass sich die Jahresmitteltemperatur im 21. Jahrhundert um 0,1 bis 0,4 Grad pro Dekade (Eine Dekade entspricht 10 Jahren) erhöhen wird.

Wenn als Folge höherer Temperaturen Eis und Gletscher stärker schmelzen, kann das Küstenland doppelt in Gefahr kommen. Die in Jahrhunderten ausgebauten Seedeiche sind womöglich dem andrängenden Meer auf Dauer nicht mehr gewachsen. Zugleich aber könnten Rhein und Maas mehr Wasser aus den Bergen zur Mündung bringen als die Flussbetten zu halten vermögen. Überschwemmung auch küstenferner Gebiete und schwere Schäden an Nutzflächen wären die bereits bekannte - Folge. Häufigkeit und Stärke der Stürme würden zunehmen, die Ernteerträge sinken und möglicherweise Hungersnöte verursachen.

Bei einer weiteren Temperaturerhöhung um mehr als zwei Grad rechnet der Potsdamer Umweltforscher Hans-Joachim Schellnhuber mit deutlich knapperen Wasserressourcen in vielen Gebieten der Erde. Ob es in Deutschland weiter warm wird, sei fraglich und hänge auch vom Verhalten des Golfstroms ab. Fest stehe: Im Südwesten Deutschlands tritt das Hochwasser, das früher alle 50 Jahre vorkam, seit 1950 etwa alle zehn Jahre auf.

Was von verschiedenen wissenschaftlichen Szenarien der Klimaexperten tatsächlich eintritt, hängt vom Ausmaß der Klimabeeinflussung durch den Menschen ab.

Bereits 1992 in Rio hatten die Industriestaaten sich bereit erklärt, bis zum Jahr 2000 ihren Ausstoß an Treibhausgasen auf den Stand des Jahres 1990 zurückzuführen. Als Hauptgase gelten Kohlendioxid, Methan und Lachgas. Daneben sollen noch der Ausstoß von teilhalogenierten sowie perfluorierten Kohlenwasserstoffen und Schwefelhexafluorid vermindert werden. Dies hat noch kein Staat erfüllt.

Deutschland beim Klimaschutz vorn

Mit ihren Programmen zum nationalen Klimaschutz sieht sich die Bundesregierung international in einer Vorreiterrolle. Deutschland - mit rund vier Prozent am weltweiten Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) beteiligt - kann auf eine CO2-Minderung von minus 15,3 Prozent seit 1990 verweisen. Eine große Rolle spielte dabei der Einbruch der ostdeutschen Industrie.

Auf der Berliner Klimakonferenz hatten sich die Deutschen bereits 1995 verpflichtet, den CO2-Ausstoß bis 2005 um 25 Prozent (im Vergleich zu 1990) zu senken. Nach dem Kyoto-Protokoll gelten für Deutschland weniger strikte Vorgaben. Danach muss die EU ihren Ausstoß der Kyoto-Treibhausgase um acht Prozent (von 2008 bis 2012 gegenüber 1990) reduzieren. Und nach der EU-internen Aufteilung wird Deutschland dabei mit einer Reduktion von 21 Prozent in die Pflicht genommen. Bisher sind bereits 18,5 Prozent erreicht.

Nach dem massiven Rückgang der CO2-Emissionen in der Industrie um 31 Prozent und der Energiewirtschaft um 16,1 Prozent (beides von 1990-1999) geht es jetzt vor allem um eine Trendumkehr bei Privathaushalten und Verkehr. Dort gab es von 1990 bis 1998 sogar Steigerungen um sechs, beziehungsweise 11,1 Prozent.

Im Verkehrsbereich will die Regierung unter anderem das Drei-Liter-Auto fördern. Betreiber schwerer Lastwagen müssen von 2003 an eine streckenabhängige Autobahnnutzungsgebühr zahlen. Ins Schienennetz sollen in den nächsten drei Jahren rund sechs Milliarden Mark investiert werden, um die Bahn attraktiver zu machen.

Bis 2010 will die Regierung den Anteil der erneuerbaren Energien (Wind, Wasser, Biomasse, Sonne) ebenfalls verdoppeln.

Parallel zur offiziellen UN-Konferenz findet am 18. Juli der "Kinder-Klimagipfel"

und vom 21. bis 22. Juli ein "Jugendklimagipfel" in Bonn statt.

Wer mehr über die Entwicklung unseres Klimas erfahren will kann im WAS IST WAS Band 7 Das Wetter. Der Autor Rainer Crummenerl stellt hier sachkundig dar wie das Wetter entsteht, welche Wettererscheinungen es gibt und wie es zu Wetterkatastrophen kommt. Du findest zum Beispiel Antworten auf die Fragen, was Wetterfronten sind, wie Wettersatelliten arbeiten und wie eine moderne Wettervorhersage gemacht wird.

RR - 10.11.2000/16.7.2001

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