Das Erdbeben im Iran

Am Freitag zerstörte ein Erdbeben die iranische Stadt Bam fast vollständig. Über 30.000 Menschen wurden verletzt, über 20.000 Menschen verloren ihr Leben. Die Überlebenden benötigen dringend Hilfe!

Die alte Zitadelle von "Arg-e Bam"

Bam, eine Stadt in der Wüste

In der Wüstenstadt Bam lebten rund 100.000 Menschen. Sie liegt in der Provinz Kerman, im Südosten des Landes. Auch wenn Kerman die drittgrößte Provinz des Iran ist, so ist es doch eine der ärmsten. Im Norden und Osten von Kerman erstreckt sich die Wüste Lut, und im Westen liegt ein bis zu 4000 Meter hohes Bergmassiv. Die Menschen in Bam leben vom Verkauf von Datteln, Hennapflanzen, Orangen und Pistazien, die in den bewässerten Tälern angepflanzt werden. Im Winter kann es in Bam, das auf einer Höhe von 1000 Metern liegt, sehr kalt werden.

Außer der Landwirtschaft war auch der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle. Die Zitadelle ´Arg-e Bam´, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, war ein Touristenmagnet.

Arge-e Bam: Geisterstadt in der Wüste

Arge-e Bam ist eine alte, verlassene Oasenstadt. Arge bedeutet ein Ort, an dem ein König residiert. Auf einem Felsen ragte die Zitadelle, die alte Befestigungsanlage, mit ihren 28 Wachtürmen über den Ort. Vor dem Erdbeben war die Wehranlage das älteste weltweit noch erhaltene Bauwerk aus Lehmziegeln. Mit seinen weiteren Gebäuden wie dem Gouverneurspalast, dem 65 Meter hohen Aussichtsturm, dem Gefängnis, Ställen sowie einem Wohngebiet mit Moscheen und Schulen umfasste der Gebäudekomplex etwa sechs Quadratkilometer.

Die meisten der bis zu dem Erdbeben erhaltenen Gebäude stammen aus der Zeit der Safawiden (1502 bis 1722). Damals war die Stadt, an einem südlichen Zweig der Seidenstraße gelegen, ein wichtiges Handelszentrum. Im 19. Jahrhundert verließ die Bevölkerung den Ort. Allerdings war bis 1932 noch ein Militärstützpunkt hier zu finden. Arge-e Bam wurde auch die Geisterstadt in der Wüste genannt.


Die Spezialisten der SEEBA, der SchnellEinsatzEinheit für Bergung im Ausland des THW kamen zuletzt nach dem schweren Erdbeben in Algerien im Mai 2003 zum Einsatz, Fotos: Florian Weber

Das Erdbeben

In der Nacht vom Freitag erschütterte das Erdbeben der Stärke 6,3 auf der Richterskala die Stadt Bam und überraschte die Menschen im Schlaf. Da das Zentrum des Bebens genau unter der Stadt lag, war die Wirkung verheerend. In Bam sind viele Häuser traditionell gebaut und aus getrockneten Lehmziegeln errichtet worden. Die Lehmziegel barsten bei den Erdstößen. Sie stürzten in kleinen Schutthaufen zusammen unter denen sich keine Hohlräume bilden Verschüttete haben also kaum eine Überlebenschance.

Das Ausmaß der Tragödie

Derzeit sind Hilfsorganisationen aus dem Iran und 21 anderen Ländern in Bam an der Arbeit. Aus Deutschland sind der Malteser Hilfsdienst, das deutsche Rote Kreuz, der Arbeiter Samariter Bund und das THW (Technisches Hilfswerk) mit Suchhunden und Radargeräten dabei, doch noch Überlebende unter den Trümmern zu finden wenn auch die Chancen immer geringer werden. Heute (Montag) Abend soll die Suche eingestellt werden, da dann kaum noch Hoffnung besteht, einen Menschen lebend unter den Schutthaufen zu bergen.

Mittlerweile wird die Zahl der Verletzten auf über 30.000, die Zahl der Toten offiziell auf über 20.000 Menschen geschätzt. Genaue Angaben sind kaum zu machen, denn die Stadt wurde bis zu 70 Prozent zerstört und noch immer können sich unter den Trümmern Tote befinden.

Tausende von Kindern haben plötzlich ihre Familien verloren, wurden von einem Tag auf den anderen zu Waisen. Oft wissen sie überhaupt nicht, wo sie hin sollen, denn auch ihre Wohnungen und Häuser wurden zerstört. Verstört und verletzt stehen sie oft auf der Straße und sind einer Kälte unter 0 Grad Celsius ausgesetzt.

Hilfe, die benötigt wird

Die Menschen in Bam benötigen jetzt vor allem Medikamente und Verbandsmaterial. Außerdem Jacken, Matratzen, Schlafsäcke und Decken, damit sie nicht erfrieren. Ein ganz wichtiges Problem ist auch die Gewinnung sauberen Trinkwassers, damit die Überlebenden nun nicht an verschmutztem Wasser erkranken oder sich Seuchen ausbreiten. So schickte das Auswärtige Amt drei Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung in die Krisenregion. Mit diesen Anlagen können rund 350.000 Liter Wasser pro Tag zur Versorgung der Erdbebenopfer aufbereitet werden. Außerdem wurden neben großen Mengen an Medikamenten auch Decken, Zelte und Jacken geliefert. Ärzte und Spezialisten haben sich in das Krisengebiet aufgemacht, um zu helfen, wo sie können. Denn viele der Überlebenden stehen so unter Schock, dass sie völlig hilflos sind.

Auf der Seite des ZDFheute- Journals findet ihr alle Adressen von Spendenkonten für die Erdbebenopfer im Iran.

Mehr Infos zur Lage im Iran und der Hilfe durch das Technische Hilfswerk: Auf der Homepage des THW.

-ab-29.12.03 Text/ Fotos: Die Bilder des THW stammen von Florian Weber.

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