Briefe rund um die Welt der Weltpostkongress

Vom 23. Juli bis 12. August 2008 tagt der 24. Weltpostkongress in Genf in der Schweiz. Über 2000 Vertreter der Postorganisationen aus 191 Ländern kommen hier zusammen um über Verbesserungen im weltweiten Informationsaustausch zu sprechen. Mehr über Briefe, Päckchen und Pakete auf der ganzen Welt erfahrt ihr hier.

Der Weltpostverein - alt aber aktuell

Links: An den Gründer des Weltpostvereins, den deutschen Staatssekretär des Reichspostamts Heinrich von Stephan (1831-1897) erinnerte die Jubiläumsmarke zum 75jährigen Bestehen des Weltpostvereins.


Im Jahr 1874 wurde der Weltpostverein in der Schweizer Hauptstadt Bern gegründet. Bis heute regelt diese Organisation, die zu den Vereinten Nationen gehört, die internationale Zusammenarbeit der Postbehörden in fast allen Ländern der Welt. Schließlich sollen unsere Briefe und Pakete auch über Landesgrenzen hinweg befördert werden. Abgekürzt wird der Weltpostverein UPU nach seinem französischen Namen Union postale universelle.


Um über Verbesserungen und Änderungen im Postwesen zu sprechen, treffen sich die Mitglieder alle vier Jahre zum Weltpostkongress. Bis 2004 kamen sie sogar nur alle fünf Jahre zusammen.


Aufgaben des Weltpostvereins

Rechts: Weltpostdenkmal in Bern

Der Weltpostverein kümmert sich darum, dass die Post frei zirkulieren kann, dass Briefe also beispielsweise ungehindert von Hawaii nach Ägypten transportiert werden. Und er fördert gemeinsame Standards und den Einsatz neuer Technologien. So gibt es eine Reihe von Gesetzen über die Beförderung bestimmter Gegenstände per Post, die in allen Ländern gelten, die zum UPU gehören.


Die Fliege darf ins Päckchen


Dass es nicht erlaubt ist, Sprengstoffe, radioaktives Material, illegale Drogen und lebende Tiere zu verschicken, leuchtet jedem ein. Die Weltpostkonferenz schränkte die letzte dieser Bestimmungen jedoch ein und gestattet es seit Kurzem, neben Bienen, Blutegeln und Seidenraupen nun auch lebende Fruchtfliegen zu versenden.


Wieso das? Für uns Normalverbraucher sind diese Insekten höchstens lästig, wenn sie an unserem Obst nagen und uns um die Nase schwirren. Für die biomedizinische Forschung hingegen ist Drosophila - so ihr lateinischer Name - äußerst bedeutsam. Forschungseinrichtungen von 40 Ländern können diese lebenden Fliegen nun einfach im Päckchen von Labor zu Labor senden.


Links: Internationaler Antwortschein

Andere weltweite Regelungen betreffen beispielsweise den Transport von Blindenschriften, die Größe von Päckchen und Paketen oder die Postanweisung, mit der Geld, das in einer Filiale eingezahlt wird, in einem anderen Postamt auf der Welt an den Empfänger weitergegeben wird. Auch internationale Antwortscheine sind in allen Mitgliedsländern des Weltpostvereins erhältlich.


Welche Bedeutung Postvertriebswege im internationalen Vergleich haben, zeigen wir nun anhand einiger Zahlen.



Klingeling, die Post ist da


In den 191 UPU-Staaten gibt es mehr als 660.000 Postämter. Über fünf Millionen Menschen arbeiten für die Post.


Foto rechts: Ein Massai nutzt das Internet in einem ländlichen Postamt in Kenia.

81% der Weltbevölkerung bekommen ihre Postsendungen nach Hause geliefert. In Afrika und in arabischen Ländern wird ein großer Teil der Briefe und Pakete jedoch in Postfächern gelagert, von wo aus sie jeder einzelne abholen muss. 3% der Weltbevölkerung haben keinerlei Zugang zu Postdiensten, darunter 12% aller Menschen in Afrika.


In den Industrieländern erhielt jede Person durchschnittlich 403 Briefe im Jahr 2006, in Südamerika waren es 19 Briefsendungen, in Afrika weniger als fünf. Pakete wurden im gleichen Zeitraum in den Industrieländern rund sechs Stück pro Kopf ausgeliefert. In Afrika kamen auf 1000 Einwohner nur fünf Paketsendungen, in Südamerika erhielt jeder fünfte Einwohner innerhalb eines Jahres ein Paket.


In Asien beliefert ein Postangestellter rund 500 Einwohner, in den Westeuropa und den USA ist er durchschnittlich für 343 Personen zuständig und im südlichen Afrika kommt nur ein Postbote auf weit über 11.000 Menschen. Diese Zahlen machen die Unterschiede zwischen Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländern deutlich.


Weltweite Postgemeinschaft?


Links: Logo des Weltpostverein

Eigentlich hätte der Weltpostkongress 2008 in Kenia stattfinden sollen. Da politische Unruhen das afrikanische Land 2007 unsicher gemacht hatten, verlegte man die Tagung kurzerhand in die Schweiz. Trotzdem bleibt Kenias Premierminister Musalia Mudavadi Vorsitzender des Kongresses.

Mudavadi betonte bei seiner Eröffnungsansprache, dass die Post erst dann weltweit zu einer Einheit werden könne, wenn sich auch die Situation in den Entwicklungsländern, besonders in Afrika deutlich verbessert.


Gerade auf dem schwarzen Kontinent hängen große Teile der Gesellschaft und insbesondere des Finanzwesens von der Infrastruktur der Post ab.




Text: Liane Manseicher, 24.07.08, Fotos: Internationaler Antwortschein: usarobert: cc-by-sa; Massai im Postamt, UPU-Logo: www.upu.int ; Briefmarke und Denkmal: pd.

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