Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger

Am 29.5.1865 wurde in Kiel das erste einheitliche deutsche Seenotrettungswerk gegründet. Die nicht-staatliche DGzRS ist im Seenotfall für den Such- und Rettungsdienst zuständig. Bis heute finanziert sie sich ohne Steuergelder ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen.

Vor rund 200 Jahren war das Schiff das wichtigste Transportmittel zwischen den Kontinenten. Güter wurden aus fernen Ländern geholt, und Auswandererschiffe verließen Europa in die verheißungsvolle neue Welt.


Leider gab es damals auch viele Schiffskatastrophen. Um 1850 verunglückten jährlich ca. 50 Schiffe vor den deutschen Nordseeinseln.

Geldgier und mangelnde Ausrüstung

Weil nach dem geltenden Strandrecht die gestrandeten Wracks den Findern gehörten, hatten die Bewohner der Küstengebiete wenig Interesse an der Rettung der Schiffbrüchigen. Allerdings hätten sie auch nicht die passende Ausrüstung gehabt, um erfolgreich helfen zu können. Die Angst, sich dabei selber in Seenot zu bringen überwog das Mitleid mit den Opfern.

Der Untergang der Johanne

Das änderte sich erst, als große Passagierschiffe sanken. Ein Beispiel für so eine Katatrophe war der Untergang der Johanne. Das Auswandererschiff war im Jahr 1854 vor Spiekeroog im Sturm gekentert. Von den 216 Auswanderern an Bord kamen 77 ums Leben.

Damals wurden die ersten Forderungen nach der Einrichtung von Rettungsstationen laut, doch niemand kümmerte sich um deren Realisierung.

Die ersten Rettungsstationen

Erst nachdem dann aber im September 1860 vor Borkum der englische Zweimaster Alliance strandete und wiederum keine Rettungsmöglichkeit für die Schiffbrüchigen bestanden, wurden die ersten Rettungsstationen an der deutschen Nordseeküste gegründet.

1861 rief Georg Breusing den Verein zur Rettung Schiffbrüchiger an der ostfriesischen Küste ins Leben. 1863 folgte dann Adolph Bermpohl mit dem Bremischen Verein zur Rettung Schiffbrüchiger. Schließlich vereinigten sich in Kiel diese Gesellschaften.

Am 29. Mai 1865 wurde  die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger als nationale Organisation gegründet. Ihr gemeinsames Ziel war, Menschen aus Seenot zu retten. Sitz der Gesellschaft wurde Bremen, ihr erster Vorsitzender der Bremer Kaufmann und Gründer des Norddeutschen Lloyd, Konsul Hermann Heinrich Meier.

Einfache Ausrüstung

Die Rettungsstationen waren zunächst mit offenen Ruderbooten, einfachsten Raketenapparaten und Hosenbojen ausgerüstet, um Schiffsbrüchige zu retten. So blieb es bis Anfang des 20. Jahrhunderts. 1911 wollte man Benzinmotorbooten im Rettungsdienst einführen, doch die Versuche verliefen nicht sehr erfolgreich. Erst um 1920 gab es passende raumsparende Dieselaggregate, die von da an in den gedeckten Motorbooten der Retter Verwendung fanden.

Eine starke Organisation

Erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wuchs die DGzRS zu ihrer heutigen Bedeutung heran. Mit der Indienststellung des 23 Meter langen Seenotkreuzers THEODOR HEUSS begann 1957 eine neue  Ära im Bau moderner, vielseitig einsetzbarer Rettungsboote.

Der derzeit größte und modernsten Seenotkreuzer, die Hermann Marwede, ist mit 46 Meter Länge doppelt so groß.

Mit 61 Rettungseinheiten zählt die Rettungsflotte heute zu den modernsten und leistungsfähigsten in der ganzen Welt. Seit 2008 bezeichnet sich die DGzRS in der Öffentlichkeit als "DGzRS - Die Seenotretter".

Trotz aller Technik: Im Mittelpunkt steht nach wie vor der Mensch. Wichtigste Voraussetzung bleibt die ständige Bereitschaft erfahrener Rettungsmänner zum selbstlosen, aufopferungsvollen Einsatz.

Hier findest du die Internetseite der DGzRS.

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Text RR mit Material der DGzRS, Stand: 27. 5. 2010, Fotos: Rettungskreuzer "Theodor Heuss" (Softeis; GNU-FDL), Rettungskreuzer "Hermann Marwede" (Wolfgang Meinhart; GNU-FDL), Standort der DGzRS in Bremen (Jürgen Howaldt; creative commons 2.0), Rettungshubschrauber und Rettungskreuzer (PD).


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