Der Genfer Auto-Salon 2009

Zehn Tage lang dreht sich in Genf alles um das Automobil. Auf dem 79. Internationalen Auto-Salon sind die neuesten Autos zu sehen. Erstmals ist eine ganze Halle nur für Fahrzeuge mit Elektro- und Alternativantrieben reserviert.

Der Genfer Auto-Salon gehört zu den ältesten Automessen der Welt. Schon im Jahr 1905 fand in der Stadt Genf in der Schweiz die erste so genannte Nationale Automobil- und Fahrradausstellung statt. Seitdem wurden dort zahlreiche Fahrzeuge präsentiert, welche die Geschichte des Automobils zum Teil neu geschrieben haben.

Neben der Frankfurter IAA, die wieder im September 2009 durchgeführt wird, ist der  Genfer Auto-Salon die wichtigste Branchenmesse des Jahres. Er findet jedes Jahr Anfang März statt.

Automobilindustrie in der Krise

Im Jahr 2009 steht ein ganzer Industriezweig an einem Wendepunkt. Wegen der hohen Benzinpreise wollen die Verbraucher keine Autos mit hohem Spritverbrauch mehr kaufen und suchen kleinere und sparsamere Fahrzeuge. Das hat vor allem die US-amerikanische Autoindustrie schwer getroffen, weil dort vor allem große und schwere Autos mit gewaltigem Benzindurst gebaut werden. Als Tochterfirma des amerikanischen Autokonzerns General Motors ist deshalb auch der deutsche Autobauer Opel in die Krise gerutscht. Dabei hat gerade dieser Hersteller z. B. mit dem Corsa Autos im Programm, die sich derzeit sehr gut verkaufen. Doch wegen der aktuellen Finanzkrise halten die Banken sich mit Krediten zurück, und Opel hat kein Geld, um neue Autos zu bauen, obwohl genug Bestellungen vorliegen.

Boomende Automobilschau

Interessanterweise ist die Krise in Genf so gut wie nicht zu spüren, alle Stände waren bereits im Dezember 2008 ausgebucht. Zum 78. Auto-Salon vor einem Jahr sind 715.000 Eintrittskarten verkauft worden, und für den aktuellen Auto-Salon werden nicht weniger Besucher erwartet. Insgesamt stehen neun Hallen und eine Ausstellungsfläche von über 100.000 Quadratmeter zur Verfügung.

Luxuskarossen und Umweltverschmutzer

Obwohl sich große Spritfresser immer schlechter verkaufen, sind viele davon in Genf zu sehen. Die großen Luxus-Geländewagen, so genannte SUVs, verbrauchen allein so viel Treibstoff wie fünf Kleinwagen. Luxus gibt es aber auch bei den Limousinen: Der Maybach Zeppelin war in den 30ern der automobile Gegenentwurf zur grossen Depression. Passend zur Finanzkrise der Gegenwart startet Daimler das Remake. Der 6,0-Liter-V12-Biturbo-Motor leistet 471 kW/640 PS. Der Hersteller zielt hier offenbar auf die finanzkräftigen Ölscheichs, die solche Autos lieben, denn der Maybach 62 Zeppelin kostet schlappe 473200 Euro.

Aston Martin präsentiert seinen James-Bond-Flitzer jetzt auch als Cabrio. Innerhalb von 14 Sekunden gibt sein Stoffdach den Blick nach oben frei. Im Cabrio ist das gleiche 517 PS starke 6,0-Liter-V12-Aggregat wie in der geschlossenen Version. In 4,3 Sekunden rast der offene Sportwagen auf 100 km/h, erst bei Tempo 307 geht ihm die Puste aus.

Eine Halle für den Klimaschutz

Neben verschiedenen Neuerungen und Verbesserungen wird den Besuchern des 79. Internationalen Automobil-Salons Genf vom 5. 15. März eine neue Sonderattraktion geboten: Ein Bereich, in dem kleine und grosse, spezialisierte Unternehmen ihre Entwicklungen auf dem Gebiet der grünen Technologien vorstellen werden. Gezeigt werden alternative Antriebe, aber auch die Weiterentwicklung der bestehenden Antriebssysteme mit dem Ziel, Verbrauch und Emissionen noch weiter zu senken. Die Zukunftsfähigkeit der Automobilindustrie belegen zudem zahlreiche Concept Cars.

So findet man beispielsweise die Firma MCE-5 aus Lyon, die einen Motor mit variabler Kompression entwickelt hat. Das System soll den Verbrauch und die CO2-Emissionen (bis zu 35%) reduzieren, ohne die Leistung und den Fahrspass zu beeinträchtigen. Als Weltpremiere zu sehen sind auch kleine Fahrzeuge mit Elektromotoren verschiedenen Typs von Comarth oder mit Hybridantrieb (Elektrizität + Benzin) oder mit Flüssiggas (LPG) für die Freizeit, als Mini-Transportfahrzeuge oder Stadtautos der Marke Alreda, die vom Walliser Unternehmen BUT SA angeboten werden.

Das Labor der Ingenieurschule Genf stellt ein Biomobil vor, das mit aus pflanzlichen Abfällen gewonnenem Bio-Benzin fährt. Der unübersehbare Star des Pavillons wird sicherlich der berühmte kalifornische Elektrobolide Tesla sein, der den Sprint von 0 auf 100 km/h in nur 4 Sekunden schafft, eine Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h erreicht und über eine Reichweite von 390 km verfügt. Zum stolzen Preis von rund 150.000.- Schweizer Franken!

Zehn Stunden nur Autos pro Tag

Die Messe ist von Montag bis Freitag jeweils von 10.00 bis 20.00 Uhr geöffnet, an den Wochenenden von 9.00 bis 19.00 Uhr. Die Eintrittskarte kostet für Erwachsene 14 Schweizer Franken (umgerechnet etwa 9,50 Euro), Kinder von sechs bis 16 Jahren und Rentner bezahlen acht Franken (rund 5,40 Euro). Gruppen über 20 Personen zuzüglich Begleitung kommen für jeweils 9 Franken (rund 6,10 Euro) in die Ausstellungshallen. Wen du dir das Anstehen an den Kassen ersparen möchtest, dann kannst du über die Homepage www.salon-auto.ch/de auch ein Online-Ticket lösen und selbst am PC ausdrucken.

Mehr über schnelle Autos lest ihr im WAS IST WAS Band Formel 1.

Weitere Informationen bekommst du ausserdem im WAS IST WAS Band 53: Das Auto.

 

Text: RR, 2. 3. 2009, Fotos: salon-auto.ch

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