Was ist ein Parseval-Luftschiff?

Jeder kennt die riesigen Zeppeline, die in der Pionierzeit der Luftfahrt am Himmel zu sehen waren. Doch mit den Parseval-Luftschiffen gab es auch noch Konkurrenz-Modelle. Am 26. Mai 1906 vor 105 Jahren machte das erste Luftschiff aus dem Hause Parseval seinen Jungfernflug.

August von parseval (links, mit Johann Schütte) hatte die Idee zum Luftschiff.

Wer hatte die Idee?


August von Parseval war ein Soldat in der bayerischen Armee, der sich sehr für das Fliegen und die Aeronautik interessierte. Er hatte die Idee für einen Drachenballon, den er mit seinem Partner Hans Bartsch von Sigsfeld baute. Es handelte sich um einen Fesselballon, der durch den Fahrtwind prallgehalten wurde und so bis 2000 Meter hoch steigen konnte.


Nachdem der Drachenballon beim Militär für Beobachtungsfahrten eingesetzt wurde, machten sich die Beiden an den Bau eines lenkbaren Luftschiffs. Sie waren vom Zeppelin, der 1900 zum ersten Mal flog inspiriert worden. Doch von Sigsfeld starb bei einem Ballon-Absturz, sodass das Projekt mehrere Jahre unterbrochen wurde.


Von Parsevals erstes Luftschiff kurz vor dem Abheben beim Jungfernflug 1906.



Das Besondere am Parseval


Erst 1905 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Das besondere an der Idee von August von Parseval war, dass sein Entwurf keine Metallstreben zur Stabilisierung, wie der Zeppelin brauchte. Das Ballonett (wie man den Luftsack des Schiffs nennt) wird prall gehalten, indem man die Temperatur des Gases darin verändert. Erhöht man sie, dehnt das Gas sich aus, und der Ballon bleibt prall.


Die Jungfernfahrt


Nachdem endlich auch die geeigneten Motoren für das Luftschiff entwickelt worden waren, konnte August von Parseval seine Arbeiten vollenden und das Luftschiff bauen. Am 26. Mai 1906 ging der Prototyp des Parseval-Luftschiffs vom Militärgelände Berlin Tegel auf seine Jungfernfahrt. Es dauerte aber weitere drei Jahre bis das Modell serientauglich war.


Ein Parseval-Luftschiff auf dem Startfeld 1909.

Die Parseval-Luftschiffe wurden vor allem vom Militär gekauft, wo sie als Patrouillen- und Aufklärungsschiffe dienten. Während die Zeppeline mit ihren schweren Metallstreben groß und teuer waren, konnte man die Parseval-Schiffe für einen weitaus günstigeren Preis bekommen. Außerdem waren sie wegen ihrer geringen Größe nicht sehr auffällig.


Das Luftschiff setzt sich nicht durch


Während des Ersten Weltkriegs wurden 22 Parseval-Luftschiffe gebaut, danach noch vier weitere. Für Passagierfahrten waren die Schiffe allerdings den Zeppelinen unterlegen, weil sie weniger Passagieren platz boten und weniger komfortabel waren.


Nachdem es mit mehreren Luftschiffen (wie mit der Hindenburg 1937) schreckliche Unfälle gegeben hatte, sank das Vertrauen in die Riesen der Lüfte und man stieg auf die nun sichere Variante der Flugzeuge um. Auch August von Parseval versuchte sich auf diesem Gebiet und baute ein Wasserflugzeug, mit dem der erste Wasserflug in Deutschland ausgeführt wurde.


Werbe-Luftschiffe von heute fliegen anch dem gleichen Prinzip, wie Parseval-Luftschiffe.



Luftschiffe heute


Heute sind Luftschiffe am Himmel eine Seltenheit. Einzig zu Werbezwecken sieht man vereinzelt kleine Luftschiffe am Himmel. Diese funktionieren noch heute nach August von Parsevals Prinzip und kommen ohne Verstrebungen aus. Allerdings wird heute nicht mehr das leicht entzündliche Wasserstoffgas, sondern Helium verwendet.




25.05.2011 // Text: Jan Wrede; Bilder: Blimp: Dontworry (GNU 1.2, cc-by-sa 1.0, 2.0, 2.5, 3.0), Parseval-Luftschiff: Bundesarchiv (cc-by-sa 3.0), August von Parseval: Bundesarchiv (cc-by-sa 3.0), Erstflug: (pd)

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