In sieben Tagen und 19 Stunden um die Welt

Mit einer glücklichen Landung in New York endete am 22. Juli 1933 der erste Alleinflug um den Erdball. 50000 Menschen drängten sich auf den Landeplatz "Floyd Bennett Field", um ihren Helden, Wiley Post, zu feiern. Schon zwei Jahre zuvor hatte Post mit dem Co-Piloten Harold Gatty die Erde in einer Rekordzeit von acht Tagen und 16 Stunden umrundet. Diesmal schaffte er es alleine und unterbot trotz einiger Pannen seinen alten Rekord um ganze 21 Stunden.

Wie Wiley Post zum Fliegen kam

Wiley Post (1898 - 1935) war alles andere als ein Schreibtischmensch. Knatternde und rauchende Maschinen aller Art, das war seine Welt. Der gebürtige US-Amerikaner, der mit elf Jahren sein erstes Flugzeug sah, startete seine berufliche Laufbahn bei der Armee. 1919 wechselte er ins Ölgeschäft und verdiente als Ölarbeiter sein Geld. Im Jahre 1921 stahl Post ein Auto. Man verhaftete und verurteilte ihn zu zehn Jahren. Zu seinem Glück endete die Haft aber schon nach einem Jahr.

Zurück auf dem Ölfeld verlor Post Mitte der 20er Jahre durch einen Arbeitsunfall sein linkes Auge. Ausgerechnet dieser tragische Vorfall sollte es Post ermöglichen, sich den Traum vom Fliegen zu erfüllen. Denn: Mit der Abfindung von 1800 US-Dollar kaufte er sich sein erstes Flugzeug. Seiner Pilotenkarriere stand nichts mehr im Wege. Indem er Privatleute zu Terminen flog, verdiente er sein erstes Geld. Später wurde er zum Privatpiloten von F.C. Hall, einem äußerst wohlhabenden Ölhändler. Neben einem festen Gehalt erhielt Post die Erlaubnis, Halls Privatmaschine zu nutzen: ein Doppeldecker mit offenem Cockpit.

Winnie Mae - ein flotter Flieger

Im Jahre 1930 erstand Hall ein Flugzeug, das hauptsächlich für Posts Gebrauch bestimmt war: eine Lockheed Vega 5-C. Hall und Post gaben ihr den Spitznamen Winnie Mae, nach der Tochter des Ölhändlers. Mit ihr umrundete Post zweimal die Welt in Rekordzeit und auch andere Piloten, wie z.B. die amerikanische Pilotin Amelia Earhart, die als erste Frau den Atlantik überquerte, feierten mit diesem Modell große Erfolge.

In den 30er Jahren war die Lockheed Vega 5-C mit Abstand das beste Flugzeug seiner Klasse. Der einmotorige Hochdecker (die Flügel sind hier oben am Flugzeug angebracht) zeichnete sich durch seine stromlinienförmige Konstruktion und seine unerschütterliche Zuverlässigkeit und Flugtüchtigkeit aus. Zwischen 1927 und 1934 stellte man 130 dieser Flugzeuge her. Ursprünglich war die Lockheed Vega als kleine Transportmaschine gedacht, die sechs Passagiere und eine zweiköpfige Besatzung aufnehmen konnte.

Die einsame Weltumrundung

Was mag Post am 15. Juli 1933 gedacht haben, als er in seine geliebte Winnie Mae stieg, um alleine die Erde zu umrunden? Seine Maschine war mit neuester Technik, einem Autopiloten und einem speziellen Radio-Kompass, der sich an festgelegten Radiostationen orientiere, ausgerüstet. Der Autopilot half Post, die vorher eingegebene Flughöhe und -strecke einzuhalten. So musste er sich nicht ständig um die Fluglage kümmern. In der Fluggeschichte war es der erste Einsatz eines Autopiloten. Natürlich konnte er sich noch nicht an jenen der heutigen großen Reisejets messen.

Als Post den Atlantik überquerte, musste er bereits die erste Hürde nehmen: schlechtes Wetter erschwerte den Flug. Dennoch erreichte er Berlin ohne Zwischenstop in nur 26 Stunden, eine Rekordzeit. Heute braucht man nur noch 6-7 Stunden! Es folgten Fehlstarts in Deutschland, Probleme mit dem Auto-Piloten, die ihn zwangen, in Moskau zwischenzulanden bis hin zu einem Komplettausfall des Radiokompasses in Alaska, wodurch er sich verirrte.

Als plötzlich über 6000 Meter hohe Berge vor ihm auftauchten, beschloss er, in der kleinen Bergarbeiter-Stadt Flat in Alaska zwischenzulanden. Als er auf der extrem kurzen Landebahn aufsetzte, zerschlug sein Propeller und sein rechtes Fahrgestell. Mit Hilfe ansässiger Bergarbeiter konnte die Winnie Mae wieder repariert werden.

Trotz all der Pannen erreichte Post nach nur 11 Stops in sieben Tagen und 19 Stunden New York: 21 Stunden schneller als seine vorherige Weltumrundung. Ein weiterer Weltrekord. Unglücklicherweise sollte Posts Karriere schon bald darauf ein Ende nehmen. 1935, zwei Jahre nach seinem Alleinflug, verunglückte er während eines Fluges über Alaska tödlich.

22.07.2003 Marion Dimitriadou, Foto: "Bergarbeiter heben die Winnie Mae an, um sie zu richten". Fotograph: Ed Olson, Bergwerkbesitzer in Flat (Alaska). Heute befindet sich das Foto in der Sammlung von Gene Jenne in Talkeetna Alaska. http://www.acepilots.com/post.html

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