Hanns Klemm hebt ab

Hanns Klemm wurde am 4. April 1885 in Stuttgart geboren. Der Bauingenieur revolutionierte mit seinen Leichtflugzeugen den Flugzeugbau und wurde weltweit zu einem Begriff, nicht nur unter Hobby-und Sportfliegern. Auch Fliegerlegende Elly Beinhorn flog in seinen Maschinen.

Hanns Klemm wurde am 4. April 1885 in Stuttgart geboren. Nach dem Studium des Bauingenieurwesens arbeitete er zunächst für die württembergischen Staatsbahnen. Nach einer kurzen Episode beim Militär, zu dem er sich 1914 anlässlich des ersten Weltkrieges freiwillig gemeldet hatte, arbeitete er in der Kaiserlichen Werft in Danzig.


Bewegtes Berufsleben


1917 wechselte er auf ein Inserat hin als Statiker und Eisenkonstrukteur zur Luftschiffbau Zeppelin GmbH in Friedrichshafen. Er arbeitete als Leiter der Versuchsabteilung in Seemoos mit Claude Dornier, der ebenfalls als Flugzeugkonstrukteur berühmt wurde. Hier lernte er erstmals den Flugzeugbau mit Metall kennen.


Schon ein Jahr später wechselte er auf Grund von Kontakten aus seiner Studentenzeit Zu Ernst Heinkel und seinen Hansa-Brandenburg-Flugzeugwerken in Briest. Die Flugzeuge aus diesen Werken waren in Gemischtbauweise gefertigt, das heißt, dass sowohl Metall als auch Holz zum Einsatz kam.


Schließlich wechselte Klemm zum Daimler-Flugzeugbau nach Sindelfingen. Dort trug er maßgeblich zur Entwicklung des Jagdflugzeugs Daimler L 11 bei. Nächstes Projekt war das Aufklörungsflugzeug Daimler L 14. Beide waren als Hochdecker gefertigt. Auch hier kam Holz und Metall zum Einsatz.


Revolution 1919


1919 entwickelte er das erste Leichtflugzeug: die Daimler-Klemm, die mit einem leichten Motor von 7,5 PS angetrieben wurde. Er wollte nun weitere Flugzeuge konstruieren, musste aber zunächst den Umbau der Daimlerwerke zu Entwicklungs- und Fertigungsstätten für Auto-Karosserien leiten. Ab 1927 widmete er sich seiner wahren Leidenschaft, nämlich Flugzeuge zu bauen, die die reine Lust am Fliegen vermitteln sollten. Mit 3000 Mark Reichsmark Startkapital gründete er in Böblingen sein Flugzeugwerk.


Fliegen sollte kein Luxus sein


Mit den von ihm entwickelten Leichtflugzeugen wurde sein Name auch in der ganzen Welt bekannt. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, ein Flugzeug komplett aus Holz zu bauen. Denn seiner Ansicht nach konnte nur Holz die Bedingungen für das in seinen Augen perfekte Flugzeug erfüllen: Holz ist leicht, von hoher Festigkeit und einfach zu verarbeiten. Für solche Flugzeuge waren auch schwache Motoren ausreichend. Klemms Traum war, dass jedermann fliegen sollte. Es sollte kein Luxushobby mehr für Gutbetuchte sein.


Eine Klemm KL 35 im Museum.

Die von ihm gebauten Flieger erlangten Weltruhm. Unter anderem waren Elly Beinhorn und andere große Namen der damaligen Fliegerszene Kunden seiner Firma. Mit einem seiner Flieger gelang ein spektakulärer Flug nach Bangkok und Singapur. Außerdem baute er verschiedene Variationen seiner Erfolgsmaschine als Tiefdecker, Wasser- und Kabinenflugzeuge und Schulungsflugzeuge. Außerdem entwickelte er einen Spezialleim, der bis heute nach ihm benannt ist.


Weil während des zweiten Weltkriegs der Militarismus die Sportfliegerei und zivile Luftfahrt zurückdrängte, trat Hanns Klemm 1943 aus Protest aus der NSDAP aus und zog sich aus seiner Firma zurück. 1944 wurde er sogar von der Gestapo verhaftet. 1945, nach Kriegsende, wurde sein Werk von den Allierten demontiert. 1960 erhielt Hanns Klemm für seine Verdienste um den Flugzeugbau das Große Bundesverdienstkreuz. Hanns Klemm starb am 30. April 1961 in Fischbachau.


Text: -jj- // Bilder: mit freundlicher Genehmigung des Stadtarchivs Böblingen, Flugzeug KL 35: Stahlkocher/GFDL

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt