Flugzeugpionier Alexander Lippisch

Alexander Lippisch war ein Pionier der Luftfahrt, der sich mit der Weiterentwicklung der Flugzeugtechnik befasste. Zunächst im Modell getestet, schließlich für die deutsche und amerikanische Luftfahrtbehörde baute er mit der Messerschmidt Me 163 "Komet" das erste Raketenflugzeug, befasste sich mit Nurflügel- Flugzeugen und dem Bodeneffekt.

Geboren wurde Lippisch am 02. November 1894 in München. Der Flugzeugkonstrukteur arbeitete in Deutschland und den USA. Nach dem 1. Weltkrieg, begann Lippisch 1918 als Konstrukteur bei den Zeppelin-Dornier-Werken in Lindau. Noch im selben Jahr führte er Windkanalversuche mit von ihm entwickelten Tragflügeln durch.

Modell Fafnir

Segelflug- Modellbau

Ab 1921 konstruierte Lippisch Segelflugzeuge, darunter die Weltrekordflugzeuge "Wien", "Fafnir" und "Sao Paulo". Bei den Segelflugmodellen spezialisierte sich Lippisch auf die Entwicklung schwanzloser Flugzeuge. Der Konstrukteur sah im Modellflug die Möglichkeit Flugzeuge und Techniken auszuprobieren und weiterzuentwickeln. So zitiert ihn das virtuelle Segelflugmuseum in diesem Zusammenhang wie folgt: "Das Flugproblem hat zu allen Zeiten die genialsten Köpfe zum Nachdenken angeregt, und es hat nicht an Erklärungen gefehlt, denen indessen jegliche Bestätigung durch Versuche fehlte. Solange nicht das mit einfachsten Mitteln zusammengebastelte Modellflugzeug ein Studium der physikalischen Grundlagen des Fluges erlaubte, war alle Mühe, dies mit bemannten Flugzeugen zu tun, vergebens."

Die Messerschmitt Me 163 "Komet"

Da ihm die schwanzlosen Modelle als ideale Grundlage für Raketenflugzeuge erschien, entwarf Lippisch schließlich auch einen raketengetriebenen Einsitzer, einen Jagdbomber. Um diesen Raketenjäger in Serie fertigen zu können, wurde das Konstruktionsbüro von Lippisch an die Messerschmitt-Werke angegliedert. Sein Entwurf von 1939 wurde als Messerschmitt Me 163 produziert und bekannt. Diese auch Komet genannte Maschine war das erste fronttaugliche Raketenflugzeug der Welt im Kriegseinsatz. 1941 erreichte der Testpilot Heini Dittmar mit dieser Maschine im Horizontalflug Geschwindigkeiten von bis zu 1.004 Kilometern pro Stunde - das erste Flugzeug der Welt, das über 1000 Kilometer pro Stunde gelangte.

Die Me 163 hatte aber einige gravierende Nachteile, wie eine geringe Flugdauer von nur etwa acht Minuten. Auch die Landung auf Kufen (die Räder wurden nach dem Start abgeworfen) war problematisch. Treibstoffreste in den Tanks konnten sich durch den harten Landungsstoß plötzlich entzünden und das Flugzeug zur Explosion bringen.

Modell des AC20.30, von den Forschern der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW)

"Nurflügel- Flugzeuge"

In der Luftfahrtforschungsanstalt Wien entwarf Dr. Lippisch Nurflügel-Flugzeuge für die Deutsche Luftwaffe, die allerdings nicht mehr erprobt wurden. Nurflügel- Flugzeuge sind noch immer eine Vision, denn Flugzeuge bestehen heutzutage im Prinzip aus einem Rumpf für Passagiere oder Fracht, einem Tragflügel für den Auftrieb und einem Leitwerk für die Aufrechterhaltung der Flugstabilität. Ingenieure wie Lippisch verfolgen aber das Ziel, Flugzeuge zu entwickeln, die nur aus Flügeln bestehen. So forscht die Fachhochschule in Hamburg zum Beispiel derzeit an Passagier-Nurflügelflugzeugen.

Berühmte Deltaflügler

Nach Ende des zweiten Weltkrieges wanderte Dr. Lippisch in die USA aus. Beim Flugzeughersteller Convair beteiligte er sich maßgeblichan der Entwicklung von Flugzeugen mit Deltatragflächen. Aus dem Prototyp Convair XF-92 entstanden die Convair F-102 und als Folgemuster die Convair F-106. Sie wurden als erfolgreiche Jagdflugzeuge in Serie gebaut. Auch  der überschallschnelle strategische Bomber Convair B-58 gehörte zu diesen bekannten Deltaflüglern, die zusammen eine Reihe von Luftfahrtrekorden aufstellten, welche zum Teil noch heute Bestand haben.

Bodeneffektflugzeuge

Dr. Lippisch konstruierte und erforschte ausserdem VTOL- und Bodeneffekt -Projekte. 1963 unternahm er in den USA erste erfolglose Versuche mit einem Bodeneffektfahrzeug. 1969 setzte Lippisch seine Versuche in Deutschland fort, und 1971 unternahm sein Entwurf X-113 den ersten erfolgreichen Flug eines Bodeneffektfahrzeuges.

Bodeneffektfahrzeuge fliegen in geringster Höhe über möglichst ebene Oberflächen, um den Bodeneffekt auszunutzen. Der Bodeneffekt ist ein physikalisches Phänomen, das ein umströmter Tragflügel in Bodennähe erfährt. Dabei wächst das Auftriebs-Widerstandsverhältnis bei Annäherung an den Boden auf das 2,5 - 3fache. Der Bodeneffekt kann zum Beispiel durch Fahrzeuge mit speziellen Lufttragflügeln genutzt werden, indem diese Fahrzeuge möglichst dicht über der Wasserfläche betrieben werden. Ihr Vortrieb kann durch Luftpropeller erzeugt werden. So wird weniger Sprit verbraucht.

Delta Dagger

Eines seiner bekanntesten Nachkriegsprojekte war das erste Delta-Kampfflugzeug der USA, die Convair F-102 "Delta Dagger".

Alexander Lippisch starb am 11. Februar 1976 in Cedar Rapids, Iowa, doch seine technischen Ansätze sind noch immer aktuell.

http://www.segelflugmuseum.de

Wenn Dich Fliegerei interessiert, dann wirf doch einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 10: Fliegerei und Luftfahrt

-ab-02.11.04, akt. rr 02.11.09 Text / Fotos:Fafnir: www.luftarchiv.info/segel/dfs.htm; Messerschmitt Me 163: www.wikipedia.de/ Norbert Radke; AC20.30: Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften, F 102 Delta Dagger: US Air Force Museum.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt