Anton Fokker - ein legendärer Flugzeughersteller

Anton Herman Gerard Fokker war ein Weltbürger. 1890 auf der indonesischen Insel Java als Sohn holländischer Eltern geboren, kam er als Zwanzigjähriger nach Deutschland, um zu lernen, wie man Autos baut. Später besuchte er bei Mainz einen Lehrgang für Flugzeugbau und machte seinen Pilotenschein. Mit dem Geld seines Vaters und seines Mitstreiters Oberleutnant Franz Daum ließ er noch während seiner Studienzeit ein erstes Flugzeug nach seinen Plänen bauen: die Fokker Spinne.

Firmengründung in Berlin

Im Februar 1912 gründete er in Berlin-Johannisthal seine eigene Flugzeugfabrik, die "AHG Fokker Aeroplanbau". Dort fertigte er als erstes seine "Spinne" in Serie, bildete Piloten aus und nahm an Konstruktionswettbewerben teil, um Heeresaufträge zu erhalten.

Fokker blieb mit seiner Flugzeugfabrik nur ein Jahr in Berlin und ging nach Schwerin, um Jagdflugzeuge zu bauen. Ausserdem eröffnete er auf dem Flugplatz Schwerin-Görries eine Flugschule.  Ende 1913 benannte er seine Firma in Fokker Aeroplanbau GmbH um. In dieser Zeit erhielt er bereits die ersten Militäraufträge.


Florierendes Rüstungsgeschäft


Der Erste Weltkrieg sorgte ab August 1914 für den schnellen Aufschwung der Firma. In Schwerin entstanden die berühmten Fokker-Eindecker, der  durch den Roten Baron Manfred von Richthofen berühmt gewordene Dreidecker Fokker Dr.I  und die Fokker D.VII, ein Flugzeugtyp, der seiner Zeit in der Leistung deutlich voraus war. In rascher Folge wurden auf dem Flugplatz neue Baracken und Hallen gebaut.  Um die nötigen Spezialhölzer und Holzspezialisten zu bekommen, kaufte Fokker ganze Pianofabriken auf.

Die Oberste Heeresleitung war so sehr von Fokkers Maschinen angetan, dass sie dafür sorgte, dass Anton Fokker zu seinem 25. Geburtstag die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt.

Technik für Piloten


Links: Nachbau des roten Fokker-Dreideckers, von dem sich Manfred von Richthofens Beiname ableitet.

Fokkers Ingenieure schufen als erste einen Synchronisationsmechanismus, der es ermöglichte, in jenem kurzen Augenblick ein Maschinengewehr hinter einem Propeller abzufeuern, wenn gerade kein Propellerblatt vor der Mündung des Gewehres war.

Fokker ließ es sich nehmen, persönlich an der Front mit den Piloten zu sprechen, um ihre Meinungen und Wünsche zu hören. Der Erfolg von Piloten wie Manfred von Richthofen oder Werner Voß ist sicher auch darauf zurückzuführen.

Weniger gut funktionierte die Zusammenarbeit mit anderen Flugzeugkonstukteuren.

Die Oberste Heeresleitung verfügte, dass Fokker mit Hugo Junkers zusammenarbeiten sollte. Die Differenzen waren aber nur schwer überbrückbar, so dass nur ein paar Versuchsflugzeuge entstanden.

Neuanfang im Ausland

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Deutschland im Versailler Vertrag der Bau von Flugzeugen und Flugmotoren verboten. Anton Fokker wollte das nicht hinnehmen und entsann sich seiner holländischen Wurzeln. Innerhalb von sechs Wochen verfrachtete er seine Fabrik mit der Eisenbahn in die Niederlande.  Mit Hilfe eines Onkels und weiterer Geldgeber gründete er die N. V. Koninklijke Nederlandse Vliegtuigenfabriek Fokker. Dort baute er wieder Militärflugzeuge, setzte aber auch auf den gerade entstehenden Luftverkehr und entwickelte Verkehrsflugzeuge.

Während die Flugzeugfabrik in Holland bis 1996 weiterbestehen sollte, zog es Anton Fokker in die USA. 1922 wanderte er aus und gründete dort die Fokker Aircraft Corporation. Dennoch machte er auch in Europa weiter Geschäfte.

Luftverkehr und Flugrekorde


Im Auftrag der von im 1919 mit gegründeten Fluggesellschaft KLM baute er Passagiermaschinen wie die Fokker F VII., die als erstes Langstreckenflugzeug konstruiert wurde. Zwischen 1924 und 1932 wurden rund 300 Maschinen dieses Typs in verschiedenen Baureihen hergestellt.

Auch bei Polarforschern waren diese Maschinen sehr beliebt. 1926 versuchte der  Polarforscher Richard Evelyn Byrd den Nordpol mit einer F.VIIa-3m zu überfliegen, und auch der australische Polarforscher Hubert Wilkins unternahm mehrere Transarktisflüge.

1928 überquerte Charles Kingsford Smith mit einer F.VII-3m in 3 Etappen den Pazifik von Oakland (Kalifornien) nach Brisbane (Australien).

Weltweit flogen Anfang der dreißiger Jahre 54 Luftfahrtgesellschaften mit der populären F.VIIa-3m. 1936 hatte der Betrieb in Amerika 40 Prozent Marktanteil.

Den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Herbst 1939 erlebte Anton Fokker noch. Am 23. Dezember 1939 starb Anton Herman Gerard Fokker in New York an den Folgen einer Infektion.



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Text: RR-21. 07. 2009, Bilder: Bain News Service (Anton Fokker), pd Australia (Flugzeug Southern Cross), Logo: Fokker, Nachbau der Fokker DRI im Deutschen Museum München: GFDL: softeis

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