Zug um Zug

Am 9. Juni 1781 wurde der Ingenieur George Stephenson geboren. Er und sein Sohn Robert Stephenson waren Pioniere beim Bau von Lokomotiven.

Für die Menschen, die Ende des 18. Jahrhunderts lebten, war die Eisenbahn etwas vollkommen Neues. Eine Maschine, die sich selbst bewegt und dabei lärmt und dampft und schnaubt. Das konnte einem schon Angst machen, denn so etwas hatte man bis dahin noch nicht gesehen.

Durch den Ingenieur George Stephenson waren die Kinderkrankheiten der neuen Technik ausgemerzt worden und seine Lokomotiven wurden zum Standard. Auch die erste deutsche Lokomotive war von Stephenson. Sie hieß Adler und verkehrte auf der Strecke zwischen Nürnberg und Fürth. Sie fuhr das erste mal am 7. Dezember 1835.

Aus England wurde damals allerdings nicht nur die Lok, sondern auch der Lokführer geliefert. Denn in Nürnberg wusste niemand, wie man so eine Maschine bedient. Und er war so wichtig, dass er mehr Gehalt bekam als der Direktor der Eisenbahngesellschaft.


Für die sechs Kilometer lange Strecke, die man zu Fuß in einer guten Stunde schafft, benötigte der Adler nur noch eine Viertelstunde. Das rief die Mediziner auf den Plan. Bisher kannten die Menschen nichts, was sich schneller als Pferde im Galopp fortbewegte.

Hans Dampf in allen Gassen

Trotz dieser Bedenken verbreitete sich die neue Technik schnell. Schon 1842 konnte man von Dresden über Leipzig nach Berlin fahren. Und war eine Reise von München nach Berlin 1830 noch beschwerlich und unbequem und dauerte fünf Tage in einer Kutsche, so brauchte man 1890 mit der Bahn nur noch 18 Stunden.

Weichenstellung für die Zukunft


Was die Ärzte wohl zu den modernen Zügen wie dem deutschen ICE, dem französischen TGV oder dem japanischen Shinkansen-Express gesagt hätten? Der japanische Zug hat die höchste durchschnittliche Reisegeschwindigkeit im regulären Betrieb, nämlich rund 240 km/h.

Den Hochgeschwindigkeitsrekord des schnellsten Schienenzuges hält der TGV mit 515 km/h. Da kann einem dann vielleicht doch das Hören und Sehen schon mal vergehen vergesst nur das Staunen nicht.

Übrigens ...

Oft liest man im Zusammenhang mit der Geschichte der Eisenbahn, dass es ein Gutachten eines bayerischen Medizinalkollegiums gäbe. Darin soll es heißen:

"Die schnelle Bewegung muss bei den Reisenden unfehlbar eine Gehirnkrankheit, eine besondere Art des Delirium furiosum, erzeugen. Wollen aber dennoch Reisende dieser grässlichen Gefahr trotzen, so muss der Staat wenigstens die Zuschauer schützen, denn sonst verfallen diese beim Anblicke des schnell dahinfahrenden Dampfwagens genau derselben Gehirnkrankheit. Es ist daher notwendig, die Bahnstrecke auf beiden Seiten mit einem hohen, dichten Bretterzaun einzufassen."

Der Bahnhistoriker Dr. Wolfgang Mück suchte für seine Doktorarbeit nach Unterlagen. In keinem Archiv waren allerdings Schriftstücke des Obermedizinalkollegiums zu finden. Dr. Mück geht davon aus, dass der viel zitierte Satz nur eine Erfindung ist.

Wenn ihr euch für die Geschichte der Eisenbahn, für die Technik und die Entwicklung der Bahn interessiert, dann könnt ihr viel Wissenswertes im WAS IST WAS 54 "Die Eisenbahn" nachlesen - das wurde übrigens von den Experten des Nürnberger DB Museums verfasst!


Text: -jj- 11.2.2004 / Illustrationen: Was ist was.de

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