Oldtimer-Abenteuer - die Carrera Panamericana

Die legendäre Carrera Panamericana ist das berühmteste Autorennen Mexikos. Sie zählt bis heute zu den härtesten Veranstaltungen des Motorsports und ist eines der letzten großen Abenteuer nicht nur für Freunde schneller Autos.

Die Panamericana ist ein Straßensystem, das sich über die gesamte Nord-Süd-Ausdehnung des amerikanischen Kontinents erstreckt. Es umfasst etwa 48.000 km Schnellstraße und ist in seiner längsten Nord-Süd-Verbindung etwa 25.750 km lang. Von wenigen Lücken abgesehen könntest du mit einem Auto oder Motorrad von Alaska nach Feuerland fahren.

Was ist die Carrera Panamericana?

Im Jahre 1950 war der mexikanische Teil der Panamericana  fertiggestellt. Die Straße sollte mit einem mehrtägigen Etappen-Rennen von Norden nach Süden quer durch das Land eingeweiht werden. Vorbild war die italienische Mille Miglia (italienisch: Mille "Tausend", Miglia "Meilen"), ein berühmtes Autorennen, das in den Jahren von 1927 bis 1957 auf einem Dreieckkurs über öffentliche Straßen im Norden von Italien durchgeführt wurde.

Auch in Mexico sollte das Rennen auf öffentlichen Straßen ausgetragen werden, mit dem Unterschied allerdings, dass die Strecke hier mit fast 3500 Kilometern doppelt so lang war. Zum ersten Rennen waren nur fünfsitzige Serienlimousinen zugelassen. Der Start war am 5. Mai 1950, das Ziel wurde nach 6 Tagen am 10. Mai erreicht. Es gewannen die US-Amerikaner Hershel McGriff und Ray Elliott in ihrem Oldsmobile 88.

Die Sportwagen kommen

1951 wurde das Autorennen wiederholt und die Rennklassen erweitert. Diesmal wurde die Strecke von Süden nach Norden befahren, allerdings auf rund 3100 km verkürzt. Das Motorsport-Ereignis zog zahlreiche Rennsport-Größen an.

Neben den behäbigen Limousinen gingen nun auch die schnellsten Sportwagen der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts an den Start. Die europäischen Flitzer ließen den schweren amerikanischen Straßenkreuzern keine Chance. 1951 gewannen der Italiener Piero Taruffi und der US-Amerikaner Luigi Chinetti in ihrem Ferrari 212.

Erfolg für Deutschland

1952 nahm der zweimalige Deutsche Sportwagenmeister Karl Kling in einem Mercedes-Benz 300 SL an der Carrera Panamericana teil. Die 19 Stunden dauernde Fahrt quer durch Mexiko verlangte ihm und seinem Beifahrer Hans Klenk alles ab. Unterwegs erlebten die beiden eine spektakuläre Kollision mit einem Geier, der die Windschutzscheibe durchschlug und Klenk verletzte. Trotzdem gelang ihnen ein Überraschungssieg.

Im gleichen Jahr schaffte es Kling auf den zweiten Platz bei der Mille Miglia. Er wurde als erster Autorennfahrer zum deutschen Sportler des Jahres 1952 gewählt. Auch Porsche erzielte hier einige Klassensiege. Zum Beispiel belegte Rennfahrer Hans Herrmann mit einem 550 Spyder den dritten Platz der Carrera Panamericana im Jahr 1954. Aus diesem Grund nannte der schwäbische Hersteller später mehrere Modelle Carrera.  

Ein gefährliches Rennen

Zuletzt zählte das mexikanische Straßenrennen auch zur Sportwagen-Weltmeisterschaft. 1953 gewann der Argentinier Juan Manuel Fangio in einem Lancia D24.

 

Allerdings war die große Zeit der Carrera Panamericana schon nach fünf Jahren vorüber, denn wegen der unkalkulierbaren Risiken wurde sie bereits 1954 zum fünften und letzten Mal ausgetragen.

 

Spätestens nach dem Zwischenfall mit dem Geier galt Mexiko auch in der Öffentlichkeit als härtestes Langstreckenrennen der Welt. Jedes Jahr kamen bei Unfällen immer mehr Rennfahrer und Unbeteiligte ums Leben. Den letzten Sieg fuhr 1954 Umberto Maglioli mit einem Ferrari 375 ein. Danach wurde die Carrera Panamericana eingestellt.

Wiederbelebung einer Idee

Es dauerte 34 Jahre, bis es wieder eine Carrera Panamericana geben sollte: Ab dem Jahr 1988 wurde die Veranstaltung als Rallye für Oldtimer aus der Zeit der 1940er und 50er wieder in den Rennkalender aufgenommen.

Teilnahmeberechtigt sind Fahrzeuge der Baujahre 1940 bis 1965. Heute läuft die Carrera Panamericana von Veracruz, im Süden von Mexico, in sechs bis sieben Tages-Etappen über Puebla, Queretaro, Morelia, Aguascalientes, Zacatecas bis nach Monterrey.

1990 und 1991 nahmen Musiker der Rockgruppe Pink Floyd an dem Rennen teil. Sie fuhren Nachbauteneines Proteus 1952 C-type Jaguars. Dabei entstand ein Fernsehfilm der BBC unterlegt mit Musik der Gruppe.

Die offizielle Internetseite des Rennens findest du hier.

Weitere Informationen bekommst du ausserdem im WAS IST WAS Band 53: Das Auto.

 

Text RR, Stand 22. 11. 2008, Fotos: Wikipedia, GNU (Oldsmobile 88: Ferrari-Motor: Softeis, Mercedes 300 SL: Lothar Spurzem, CC), Fangio: Desconocido (PD-AR Photo)

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