Österreichs erste Dampfeisenbahn

Vor 165 Jahren wurde die erste Dampfeisenbahnstrecke Österreichs eröffnet. Die Kaiser-Ferdinand-Bahn fuhr von Floridsdorf nach Deutsch-Wagram. Die "AUSTRIA" beförderte den ersten Zug mit acht Waggons am 23.11.1837 mit 164 Passagieren in 26 Minuten über eine Strecke von 14 Kilometern.

Die Geschichte österreichischer Bahnen begann lange vor der ersten Dampfeisenbahn: Schon 1807 machte Franz Josef Gerstner der Vorschlag zum Bau einer "Eisenstraße" zwischen Moldau und Donau. Erst 18 Jahre später, 1825, realisierte der Sohn des Visionärs, Franz Anton Gerstner, die Pläne des Vaters: Die Pferdeeisenbahn Budweis·Linz wurde als erste Überlandbahn in Österreich gebaut. Am 7. 9. 1827 nahm die "K. k. privilegierte Erste Eisenbahngesellschaft" den Betrieb auf. 1832 war die 130 Kilometer lange Gesamtstrecke zwischen Gmunden, Linz und Budweis fertiggestellt. Der Personenverkehr hatte dabei keine Bedeutung. Auf der Strecke florierte der Salzhandel von den österreichischen Salinen mit Abnehmern in Böhmen und Sachsen.

Die Einrichtung der Bahnstrecke wäre schon 1829 möglich gewesen: Franz Xaver Riepl hatte die Vision einer 450km langen Lokomotiveisenbahn von Wien über Krakau nach Bochnia. Die Brüder Rothschild hätten das Projekt finanziert, doch Kaiser Franz I. lehnte das Konzessionsansuchen ab. Ärzte, Priester, Bauern und vor allem die Polizei hatten ihn vor diesem suspekten neuen Verkehrsmittel gewarnt. Man befürchtete alle möglichen Krankheiten, ausgelöst durch die "hohen" Geschwindigkeiten.

Außerdem wollten die Herrschenden die Mobilität der Bürger unterbinden. Die freie Fortbewegung war im Polizei- und Spitzelstaat Metternichs höchst unerwünscht.

Erst Kaiser Ferdinand I. stand dem Projekt aufgeschlossen gegenüber und erteilte 1836 die Erlaubnis und das Recht auf den Namen "K. k. aussschließlich privilegierte Kaiser Ferdinands-Nordbahn"..

So fuhr der erste österreichische Dampflokomotivzug am 23. 11. 1837 von Floridsdorf nach Wagram. Die "AUSTRIA" zog den Zug von 8 Wagen mit 164 Passagieren über die 14 km in 26 Minuten.

Die "Oesterreichisch-Kaiserliche privilegirte Wiener Zeitung" (Keine Tippfehler!) schrieb damals:

Die Rückkehr der Colonne verkündete zuerste die am Horizonte aufsteigende Dampfsäule; sie kam näher! Schon unterschied man den Wagenzug, lauter und lauter ertönte das Gebrause und Gerassel der arbeitenden Maschine, und endlich flog der imposante Zug mit Sturmwindseile daher; ein herrliches imposantes Schauspiel!

Jeder zur Fahrt bestimmte Wagen der Colonne besteht aus drey Abtheilungen, je zu sechs Personen. Der Bau dieser Wagen und ihre innere Einrichtung läßt nichts zu wünschen übrig. Eleganz und Bequemlichkeit ist auf die ansprechendste Weise in denselben vereinigt. Jeder der wohlgepolsterten Sitze ist mit Armlehnen und Ohren versehen.

Heute betreiben die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) im klein gewordenen Österreich ein Streckennetz von über 5600km Länge. Davon sind mehr als 80% elektrifiziert. Dampfbahnromantik gibt es nur auf speziell für Touristen ausgewiesenen historischen Strecken.

Wenn ihr euch für die Geschichte der Eisenbahn, für die Technik und die Entwicklung der Bahn interessiert, dann könnt ihr viel Wissenswertes im WAS IST WAS 54 "Die Eisenbahn" nachlesen - das wurde übrigens von den Experten des Nürnberger DB Museums verfasst!

(RR 18. 11. 2002), Foto: PD


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