Mit Volldampf: Die Eisenbahn kommt in Fahrt

Am 13. Februar 1804 fuhr offiziell die erste Dampflokomotive der Geschichte. Es war eine Revolution im Transportwesen und ein Meilenstein der sogenannten Industrialisierung. Waren zuvor Pferde die einzigen Transport- und Fortbewegungsmittel, so war es jetzt möglich, größere Lasten schneller über weitere Strecken zu befördern.

Richard Trevithick, porträtiert von John Linnell (1816)

Der Engländer Richard Trevithick konstruierte die Dampflokomotive aufgrund einer Wette zwischen zwei Eisenwerksbesitzern. Inhalt der Wette: Die Bahn sollte die Zugpferde ersetzen, die bisher als Transportmittel zu einem 15 km entfernten Kanal dienten. Außerdem sollte sie Personen und viel mehr Material als bisher transportieren.

Auf alten Schienen zu neuen Bahnen

Auf dem Bild siehst du eine Skizze von Trevithicks Lokomotive ausdem Jahr 1802.

Die erste Dampflokomotive stützt sich auf zwei andere Erfindungen, die schon vorher gemacht wurden: Einerseits auf die Dampfmaschine, andererseits auf die Führung von Wagen auf Schienen.


Bei der Eisenbahn gehören, anders als bei Auto oder Schiff, Fahrzeug und Fahrweg untrennbar zusammen. Eine Eisenbahn kann nur dort fahren, wo es Schienen gibt. Die Idee mit den Schienen kommt aus dem Bergbau, wodurch der Abtransport von Schutt und Erz sehr erleichtert wurde. Die frühesten Schienensysteme, damals noch aus Holz, kennt man aus dem Mittelalter.

Wofür die Dampfmaschine alles gut ist

Die andere wichtige Erfindung, ohne die es damals keine Wette und damit auch keine Dampflokomotive gegeben hätte, war natürlich die Dampfmaschine.

Denn eigentlich ist die Dampflok nichts anderes, als eine Dampfmaschine auf Rädern. Um 1800 gab es für damalige Verhältnisse schon leistungsstarke und halbwegs zuverlässige, funktionierende Dampfmaschinen. Und Trevithick, der englische Ingenieur, kannte sich gut mit Dampfmaschinen aus.

Auch wenn James Watt immer wieder als Erfinder der Dampfmaschine genannt wird, stimmt das so nicht. Schon in der Antike entdeckte man das Prinzip, Dampf zum Antrieb von Maschinen zu verwenden. Natürlich waren es keine Maschinen im heutigen Sinne.

Heron von Alexandria etwa entwickelte um 120 n. Chr. eine Vorrichtung, mit deren Hilfe sich große Tempeltüren eindrucksvoll öffnen ließen.

Das damals vorhandene Wissen geriet allerdings wieder in Vergessenheit - bis der Engländer Newcomen Mitte des 17. Jahrhunderts eine Pumpe baute, die mit Dampf funktionierte.

James Watt verbesserte diese Konstruktion entscheidend und baute zusammen mit dem Ingenieur Matthew Boulton 1770 die erste funktionierende Dampfmaschine im heutigen Sinne.

Die erste Lokomotive



Trevithick nun kombinierte all diese Ideen. Er setzte eine Dampfmaschine auf Räder bzw. Schienen und verwendete die Kraft der Dampfmaschine dazu, ihre eigenen Räder anzutreiben. So konstruierte Trevithick die erste Lokomotive.

Das Wort Lokomotive ist abgeleitet vom englischen Ausdruck locomotive engine. Das bedeutet soviel wie sich von der Stelle bewegende Maschine. Im Laufe der Zeit bürgerte sich die Bezeichnung Lokomotive, oder einfach nur Lok, ein.

Bahn frei!

Am 13. Februar 1804 schließlich gelang die Jungfernfahrt. In gut vier Stunden fuhr Trevithicks Lokomotive mit einer Höchstgeschwindigkeit von 8 km/h die Strecke vom Eisenwerk zum Kanal. Dabei transportierte sie zehn Tonnen Eisen und einige Grubenarbeiter.

Die Wette war gewonnen.

Bild: In Trevithicks Dampfzirkus fuhr die Eisenbahn im Kreis, wie später bei einer Modelleisenbahn.

Doch es gab immer noch einige Probleme, beispielsweise mit dem Gewicht und mit den Schienen. Erst durch Verbesserungen des englischen Konstrukteurs George Stephenson reifte die Technik der Lokomotiven langsam aus.

So sieht es in einer Dampfmaschine aus

Wenn ihr euch für die Geschichte der Eisenbahn, für die Technik und die Entwicklung der Bahn interessiert, dann könnt ihr viel Wissenswertes im WAS IST WAS 54 "Die Eisenbahn" nachlesen - das wurde übrigens von den Experten des Nürnberger DB Museums verfasst!

Text: -jj- 11.2.2004, akt. RR 7.2. 2012 / Illustrationen: Tessloff-Archiv/"Was ist Was" Band 54: Eisenbahn

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